Selbstmedikation hat erhebliche wirtschaftliche Bedeutung

Stuttgart. Der Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren hat in seiner Sitzung am Donnerstag, 21. Mai 2015, die Entwicklung des zweiten Gesundheitsmarktes in Baden-Württemberg beraten. Dies teilte die Vorsitzende des Gremiums, die Grünen-Abgeordnete Bärbl Mielich, mit. „Die Gesundheitswirtschaft ist eine der bedeutendsten Branchen in Baden-Württemberg“, fasste Mielich zusammen. Diese Branche könne mit ihren vielfältigen gesundheitsfördernden Angeboten die Leistungen des ersten Gesundheitsmarktes sinnvoll ergänzen und Wachstumspotenziale für die klassischen Anbieter des ersten Gesundheitsmarktes beinhalten.

Wie Bärbl Mielich ausführte, lägen für Baden-Württemberg keine Zahlen zur Entwicklung des Umsatzes und der Beschäftigungswirkung des zweiten Gesundheitsmarktes vor. Bundesweit jedoch sei der zweite Gesundheitsmarkt zwischen den Jahren 2005 und 2012 um 29,8 Prozent auf 67,9 Mrd. Euro angestiegen (Quelle Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie). Mielich zufolge stellen mittelständische Unternehmen in Baden-Württemberg pflanzliche, homöopathische oder anthroposophische Arzneimittel her. Im Bereich der sogenannten besonderen Therapierichtungen sei das Land europaweit führend.

Ein Segment mit erheblicher wirtschaftlicher Relevanz für Baden-Württemberg sei der Bereich Selbstmedikation. „Ein Drittel des Umsatzes aus diesem Bereich kommt aus Baden-Württemberg“, stellte die Ausschussvorsitzende fest. Dieser Markt habe seit der Ausgrenzung der rezeptfreien Arzneimittel aus der Kassenerstattung im Jahr 2004 eine große Bedeutung. Allerdings dürfe er kein Ersatz für die Pflichtausgaben des ersten Gesundheitsmarktes sein. Bedenklich sei der Anstieg der Selbstmedikation nach dem Motto „Viel hilft viel“, so Mielich. Dies sei nicht ungefährlich, zudem werde die große Mehrheit der Bevölkerung schon aus Kostengründen vom zweiten Gesundheitsmarkt nicht erreicht.