Streuobstanbau muss wirtschaftlich interessant gestaltet werden
Stuttgart. Mit Chancen für Aufpreisinitiativen im Streuobstanbau hat sich der Ausschuss für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in seiner Sitzung am Mittwoch, 12. Juli 2017, auf Antrag der CDU-Fraktion befasst. „Baden-Württemberg verfügt über das größte zusammenhängende Streuobstgebiet Europas mit einer Fläche von insgesamt rund 120.000 Hektar. Streuobstbestände sind ökologisch und landwirtschaftlich unverzichtbar“, sagte der Vorsitzende des Gremiums, der Grünen-Abgeordnete Martin Hahn. Jedoch sei die Pflege aufwendig. Es sei daher wichtig, die Wertschöpfung für die Eigentümer und Bewirtschafter wirtschaftlich interessant zu gestalten.
Dem Vorsitzenden zufolge bieten sogenannte Aufpreisinitiativen eine solche Möglichkeit. Diese haben das gemeinsame Ziel, einen Anreiz zu bieten, Streuobstbestände weiterhin zu bewirtschaften und dabei ökologische Kriterien im Blick zu haben. Das Grundprinzip sei, dass die Erzeugerinnen und Erzeuger für das angelieferte und getrennt erfasste Streuobst einen höheren Preis ausgezahlt bekommen als für sonstiges Obst. Die Kunden zahlen dann beispielsweise zehn Cent pro Liter Streuobstsaft mehr. „Viele der Initiativen haben Vorgaben für ihre Erzeuger und auch Verarbeiter, zum Beispiel, dass das Obst ausschließlich von Hochstämmen stammt, die ohne chemisch-synthetische Behandlungsmittel bewirtschaftet werden“, so Martin Hahn.
Einer Studie des NABU zur Aufpreisvermarktung von Streuobstprodukten zufolge gab es in Baden-Württemberg im Jahr 2016 51 aktive Aufpreisinitiativen. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz habe mitgeteilt, das Land unterstütze Initiativen, die sich an definierte Anbau- und Qualitätsstandards hielten. Die Förderung erfolge seit 1996 auf Grundlage von Paragraf 20 Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz. Im Jahr 2016 seien über dieses Förderinstrument 23 Initiativen bzw. 1.215 Streuobsterzeuger mit einer Fläche von 986 Hektar gefördert worden. Darüber hinaus unterstütze das Land die Bewirtschaftung und Pflege von Streuobstbeständen über diverse Maßnahmen, zum Beispiel über das Förderprogramm FAKT. Gefördert werde die aufwendige Grünlandpflege unter und zwischen den Bäumen einer Streuobstwiese. Derzeit lägen rund 11.200 Anträge mit rund 1,47 Millionen Bäumen vor.
2016 vermarkteten sieben Initiativen Produkte mit dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg. Für die Initiativen bietet das Qualitätszeichen wertvolle Absatzchancen. Allerdings sind die Initiativen in der Regel regional ausgerichtet, sodass aufgrund der Nähe von Produzenten und Verbrauchern auf eine Nutzung des Qualitätszeichens und somit auf die Programmteilnahme verzichtet wird, legte der Vorsitzende dar.
Der Absatz von Streuobstprodukten gestaltet sich uneinheitlich. Für Initiativen, die auf lokaler Ebene vermarkten, ist der Absatz häufig mit viel ehrenamtlichem Engagement verbunden. Für kleinere Initiativen, die auf lokaler Ebene vermarkten, ist der Absatz eventuell unproblematischer als für große Initiativen, die über ihre Region hinaus vermarkten und deshalb auch unterschiedliche Vertriebswege nutzen müssen, so Martin Hahn.