Umgang mit Dyskalkulie und Legasthenie: Bildungsausschuss diskutiert bessere Fördermaßnahmen

Stuttgart. Der Ausschuss für Kultus, Jugend und Sport behandelte am Donnerstag, 25. September 2025, auf Antrag der FDP/DVP die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Dyskalkulie (Rechenstörung) und Legasthenie (Lese- und Rechtschreibstörung), wie die Ausschussvorsitzende Petra Häffner (Grüne) mitteilte.

Häffner betonte, dass beide Teilleistungsstörungen bislang häufig unzureichend berücksichtigt würden, obwohl sie Bildungsbiografien prägten und langfristig Fachkräftesicherung, insbesondere im MINT-Bereich, beeinflussten. Das Kultus-ministerium setze daher auf Maßnahmen zur Stärkung der MINT-Kompetenzen.

Während Sprachförderprogramme bereits strukturiert existieren, seien vergleichbare Instrumente für Mathematik noch unzureichend. Programme wie „QuaMath“ starteten laut FDP/DVP nur schleppend und die Verwaltungsvorschrift für Kinder mit besonderem Förderbedarf sei seit 2008 nicht aktualisiert worden, berichtete Häffner. Eine landesweite Erhebung betroffener Kinder gebe es nach Angaben des Kultusministeriums nicht. Die Förderung erfolge unabhängig von offiziellen Diagnosen.

Kindertageseinrichtungen leisteten Literacy- und Numeracy-Förderung. Diagnostische Angebote zu Dyskalkulie oder Legasthenie gehörten jedoch nicht zu ihrem Auftrag. Die FDP/DVP sprach sich daher laut Häffner für Fortbildungsangebote für pädagogische Fachkräfte zur Beratung von Eltern aus. CDU und SDP hätten ähnliche Bedenken geäußert, dass Störungen oft zu spät erkannt würden. Die CDU habe angeregt, in der Erzieherausbildung einen Schwerpunkt auf Motorikangebote zu legen, da es ein Zusammenhang zwischen motorischen Fähigkeiten und späteren Auffälligkeiten bestünde. Das Ministerium habe angegeben, dies ins Forum Frühkindliche Bildung weiterzugegeben.

Für die frühkindliche Bildung seien Programme wie „Kolibri“ oder „SprachFit“ sowie die Wissens- und Lernplattform „Orientierungsplan Plus“ hervorgehoben worden. Diese würden neben der Sprachförderung auch mathematische Vorläuferkompetenzen einschließen. Das Ministerium plane zudem den Ausbau von Fortbildungsmaßnahmen für Fachkräfte im Bereich Mathematik.

In Grundschulen erfolge gemäß Ministeriumsangaben die Förderung laut Verwaltungsvorschrift auf Basis von Lernstandsbeobachtungen, wie Häffner berichtete. Maßnahmen reichten von Fördergruppen über Einzelunterricht bis zur Unterstützung durch Sozialhilfe. Lehrkräfte erhielten Schulungen durch das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL), inklusive des seit 2022 verfügbaren Konzepts „Starke BASIS! – Deutsch und Mathematik besser verstehen“. Auch Lehrgänge zu Lese- und Rechtschreibstörungen sowie regionale Fortbildungen für Sekundarstufe I-Fachberaterinnen und -berater seien eingerichtet.

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion sei die Frage nach Nachteilsausgleich und Notenschutz gewesen. Hier sei von Seiten des Ministeriums betont worden, dass ein Aussetzen der Notengebung in Mathematik bei Dyskalkulie nicht möglich sei, da damit das Anforderungsprofil des Faches verändert werden würde. Im Fach Deutsch könnten dagegen bei Lese- und Rechtschreibstörungen Sonderregelungen greifen. Der mangelnde Nachteilsausgleich im Bereich Dyskalkulie könne laut Grünen jedoch dazu führen, dass ansonsten in anderen Bereichen gegebenenfalls gar hochbegabe Schülerinnen und Schüler keinen Schulabschluss machen könnten. Das Ministerium prüfe derzeit alternative Ansätze, um den Schulerfolg für betroffene Schülerinnen und Schüler zu sichern.

Vor dem Hintergrund des ab 2026/2027 geltenden Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung im Grundschulbereich habe die FDP/DVP darauf verwiesen, dass Hausaufgaben künftig stärker schulisch betreut würden. Dadurch steige die Verantwortung der Lehrkräfte und des pädagogischen Personals. Das Ministerium habe erklärt, dass Ganztagsschulen zusätzliche Lehrerwochenstunden erhalten würden, die auch bei der Hausaufgabenbetreuung genutzt werden könnten, so Häffner.