Verleihung der Förderpreise im Rahmen des 47. Schülerwettbewerbs des Landtags:
Preisträger mit hochinteressanten Themen Landtagsvizepräsident Frieder Birzele anerkennt Aktualität und Qualität der Beiträge Es gilt das gesprochene Wort! Stuttgart. Beim 47. Schülerwettbewerb des Landtags zur Förderung der politischen Bildung – so der offizielle Name des bundesweit ältesten Wettbewerbs dieser Art - haben wieder zahlreiche Jugendliche zu insgesamt acht Themen getextet, Plakate entworfen, Umfragen durchgeführt oder Gedichte verfasst. Insgesamt 3019 Schülerinnen und Schüler und damit rund ein Drittel mehr Jugendliche als im Jahr zuvor haben insgesamt 2124 Arbeiten zu politischen Fragestellungen eingereicht. Darauf hat die Vorsitzende des Beirats Schülerwettbewerb, die Abgeordnete Elke Brunnemer, am Dienstag, 19. April 2005, in Stuttgart im Rahmen einer Feierstunde hingewiesen, bei der die so genannten Förderpreise verliehen wurden. Einen Preis für herausragende Leistungen erhielten in diesem Jahr drei Schülerinnen aus Stuttgart, Lahr und Sinsheim sowie ein Schüler aus Sandhausen. Landtagsvizepräsident Frieder Birzele, der die Auszeichnung vornahm, lobte die Aktualität und Qualität der Arbeiten. Im Einzelnen sagte er: >> Meine sehr geehrten Damen und Herren, Ich freue mich, die neue Vorsitzende des Beirats, Frau Kollegin Brunnemer, sowie die übrigen Mitglieder des Beirats, der den Schülerwettbewerb betreut, begrüßen zu dürfen. Des Weiteren begrüße ich die Abgeordneten der Wahlkreise, aus denen die Preisträgerinnen und Preisträger kommen, die Eltern der Preisträger, die betreuenden Schulleiter und Lehrer sowie die Vertreterinnen und Vertreter der Presse. Mein besonderer Willkommensgruß geht an die Preisträgerinnen Frau Angelika Pöhlmann von der Johannes-Gutenberg-Schule in Stuttgart, Frau Stephanie Zehnle vom Max-Planck-Gymnasium in Lahr, Frau Melanie Haßlinger von der Max-Weber-Schule in Sinsheim und den Preisträger Herrn Matthias Roth vom Friedrich-Ebert-Gymnasium in Sandhausen. Sehr geehrte Damen und Herren, vor nunmehr achtzehn Jahren - zum 30. Schülerwettbewerb des Landtags - ist der Förderpreis ins Leben gerufen worden. Er besteht - neben einem stattlichen Geldpreis – aus dem Angebot, das politische Interesse und die persönliche Entwicklung auch in Zukunft weiter zu fördern. Seitdem diese Auszeichnung ins Leben gerufen wurde, sind über 60 Jugendliche und junge Erwachsene für ihr weit über normales Maß hinausgehendes politisches Interesse vom Landtag von Baden-Württemberg geehrt worden. Wie wird man Preisträgerin oder Preisträger? Ein siebenköpfiges Gremium des Landtags bestimmt nach intensiver Prüfung die Förderpreise. Je mehr Persönliches und Originelles aus der Arbeit zu erkennen ist, je deutlicher die Suche nach einer Meinung ist, desto höher ist die Wertschätzung dieser Jury. Trockene Facharbeiten sind nicht gefragt. Die Jury will den Jugendlichen sehen, der hinter der Arbeit steckt, nicht die angelesene Literatur. Damit aber kein Missverständnis entsteht: ohne Kenntnis der erforderlichen Fakten und der unterschiedlichen Meinungen geht natürlich nichts. Erst die Verarbeitung dieser Grundlagen zu einer eigenständigen und persönlichen Darstellung ist es, was die Aufmerksamkeit der Jury weckt. Frau Angelika Pöhlmann von der Johannes-Gutenberg-Schule in Stuttgart reichte ein Plakat zum Thema „Gestalte ein Plakat, das sich für eine kinderfreundliche Gesellschaft einsetzt oder Kinderfeindlichkeit ablehnt“ ein. Die Mitglieder des Förderpreisgremiums waren allesamt auf den ersten Blick überzeugt. Dieses Plakat ist nun das dritte Plakat in 18 Jahren, das mit einem Förderpreis ausgezeichnet wird und, wie ich finde, absolut zu Recht. Denn kein Werbe-Profi hätte treffender die alltägliche Kinderfeindlichkeit auf den Punkt bringen können. Der Lärm im Straßenverkehr – so die Aussage des Plakats - wird noch eher akzeptiert als das Kinderlärmen beim Spielen und Toben. Mit dieser herausragenden Arbeit wird zum Nachdenken aufgerufen und die Intoleranz des Einzelnen kritisiert. Ich bin überzeugt, dass Frau Pöhlmanns Arbeit in der Plakatausstellung mit dem Titel „Seid kinderfreundlich“ im Mittelpunkt stehen wird, die ab Juni in mehreren Orten in ganz Baden-Württemberg zu sehen sein wird. Nun zur zweiten Arbeit: Jeder Leser wird schnell von der Reportage „Wie leben Muslime hier?“ aus Frau Stephanie Zehnles Feder in den Bann gezogen. Die Schülerin vom Max-Planck-Gymnasium in Lahr erschüttert mit dem Schicksal einer jungen Türkin, die zu einer Heirat gezwungen werden soll. Uns alle beschäftigt diese hochaktuelle Frage sehr. Medien berichten im Augenblick fast täglich von neuen Gewalttaten, die mit dem Motiv der Ehrverletzung zu tun haben. Dass ein solches Unrecht in unserer direkten Umgebung und in unserer demokratischen Gesellschaft geschehen kann, wird in dieser beeindruckenden Förderpreisarbeit sichtbar. Sie ruft uns auf, hellhörig für die Sorgen und Ängste der jungen Frauen zu sein und couragiert gegen die Täter vorzugehen. Ich bin gespannt, was uns Frau Zehnle zur Motivation ihrer Themenwahl berichten wird. Und nun, meine Damen und Herren, zur Arbeit unserer Preisträgers Matthias Roth. Als Auftakt seiner Erörterung „Gewalt und Terror – Kann es noch ein Leben ohne Angst geben?“ wählte er den Text eines Hip-Hop-Songs, der ihn zum Nachdenken und Hinterfragen anregte. Er reflektiert die Begriffe und kritisiert aktuelle Ereignisse mit einem sehr klaren Blickwinkel. Die Sensationslust der Medien und die übertriebene Berichterstattung fördere ebenso die Angst unter der Bevölkerung wie die instabilen Wandlungsprozesse in Systemen. Er fordert bessere Aufklärung und die Verständigung zwischen den Völkern, aber auch eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der individuellen Lebensplanung, um der Angst und Unsicherheit den Kampf anzusagen. In seinem Schlusswort hat er es auf eindrückliche Weise auf den Punkt gebracht: „Wenn jeder überdies dem Hass und Streit, der Ungerechtigkeit in der eigenen Umwelt mit kleinen Schritten zu Leibe rückt, dann wird er viel mehr bewirken, als wenn er sich ängstlich immer mehr zurückzieht und einigelt. Ich bin optimistisch und freue mich über jeden Tag, den ich sorglos und ohne Probleme leben kann und hoffe, dass auch andere Menschen sich nicht einschüchtern lassen und weiterhin das Leben konstruktiv anpacken und ohne ständige Angst genießen können.“ Herr Roth wird uns sicherlich nachher noch mehr dazu erläutern. Zum Abschluss darf ich Ihnen noch die literarische Arbeit von Melanie Haßlinger vorstellen. Hier handelt sich um eine junge Dichterin, die aktuelle Fragestellungen mit wenigen Worten und Bildern engagiert umsetzt. Bereits beim letztjährigen Schülerwettbewerb erhielt sie für ihre literarische Leistung einen ersten Preis. Der Besuch im Konzentrationslager Gross-Rosen in Polen berührte sie sehr. Ihre Gefühle und Gedanken flossen in ihr Gedicht ein. Sie arbeitet mit symbolträchtigen Bildern in Worten und Illustrationen. Es entstand ein kleines Gesamtkunstwerk, das sie uns näher bringen wird. Diese Arbeit beweist, dass junge Menschen 60 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz - 60 Jahre nach Kriegsende - immer wieder nach dem Warum fragen und nach Zukunftsperspektiven für ein friedliches Miteinander suchen. Als Vorsitzender der deutsch-polnischen Gesellschaft Baden-Württemberg hat mich besonders die Aufforderung, die Grenzen zu überwinden und für eine bessere gemeinsame Zukunft einzusetzen, angesprochen. Sie sehen, meine Damen und Herren, es erwartet Sie wieder einiges. Die Preisträgerinnen und der Preisträger werden sich und ihre Arbeiten in wenigen Augenblicken selbst vorstellen. Lassen Sie mich an dieser Stelle sagen: Der Landtag von Baden-Württemberg freut sich über junge Leute mit einem solchen politischen Interesse und Engagement! Für heute wünsche ich Ihnen, verehrte Preisträgerinnen, verehrter Preisträger, einen erlebnisreichen Tag mit interessanten Treffen und informativen Gesprächen hier in Stuttgart. Einen eindrucksvollen Abschluss bildet der heutige Abend mit dem „fliegenden Holländer“ von Richard Wagner im Großen Haus des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe. Abgeordnete Elke Brunnemer, seit Dezember 2004 Vorsitzende des Beirats Schülerwettbewerb, dankte den anwesenden Schulleitern und Betreuungslehrern - stellvertretend für alle beteiligten Lehrkräfte – für das große Engagement im Bereich der politischen Bildung. Sie rief dazu auf, den Schülerwettbewerb auch weiterhin zu unterstützen und ihn an andere Kollegen weiterzuempfehlen. So könne auch der 48. Schülerwettbewerb zeigen, dass sich baden-württembergische Jugendliche für aktuelle Themen begeistern lassen und bereit sind, sich für Ideen und Werte einzusetzen. Drei der neuen Themen des im Juni 2005 anlaufenden Wettbewerbs gab Brunnemer schon vorab preis: • Gestalte ein Plakat, das die Freundschaft zwischen Menschen und Nationen fördert oder Intoleranz zwischen Menschen und Nationen ablehnt. • Der Konsum von Alkohol und Zigaretten steigt bei Jugendlichen an. - Was lässt sich dagegen tun? (Umfrage) • AIDS, Hunger, Krieg – Afrika stirbt. Was geht uns das an? (Erörterung, Facharbeit, Reportage oder Website)