Weitere neun Anträge auf Finanzhilfen in Höhe von insgesamt über zehn Millionen Euro bewilligt
Stuttgart. Der Wirtschaftsausschuss des Landtags hat in seiner Sondersitzung am Montag, 26. April 2021, neun Finanzhilfeanträge von insgesamt zwölf Unternehmen und zwei Forschungsinstituten im Land bewilligt. Das Volumen der in der zweiten Runde freigegebenen Fördergelder beträgt rund 10,9 Millionen Euro. Bereits in der ersten Runde im März hatte der Ausschuss Fördergelder in Höhe von 7,7 Millionen Euro genehmigt. „Auch dieses Mal unterstützt das Land Baden-Württemberg innovative, hochtechnologische und zukunftsweisende Projekte. Dies verdeutlicht die Innovationskraft vieler Unternehmen im Land, die in die Zukunft investieren und somit Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze im Land sichern“, sagte der Vorsitzende des Ausschusses, der Abgeordnete Prof. Dr. Erik Schweickert (FDP/DVP).
Die Landesregierung hatte im Dezember 2020 die Eckpunkte für das größte branchenoffene Innovations- und Investitionsförderprogramm in der Geschichte des Landes Baden-Württemberg beschlossen. Für Invest BW sollen insgesamt 300 Millionen Euro zur einzelbetrieblichen Investitions- und Innovationsförderung bereitgestellt werden. Invest BW war am 15. Januar 2021 offiziell gestartet. Angekündigt war zunächst, dass bis zum 31. Dezember 2021 Anträge beim beauftragten Projektpartner VDI/VDE Innovation + Technik GmbH über die Website www.invest-bw.de gestellt werden können. Vor diesem Hintergrund äußerte sich der Ausschussvorsitzende Dr. Schweickert kritisch zu der am 16. April 2021 bekanntgegebenen Antragspause. Zahlreiche Unternehmen und Forschungseinrichtungen hätten bereits an einem Förderantrag gearbeitet und wollten diesen nun auch noch stellen. Die Landesregierung müsse daher ihre Ankündigungen auch umsetzen und das Förderprogramm in voller Höhe durchführen. Man könne nicht erst Förderungen in Aussicht stellen und dann die Beantragung kurzfristig aussetzen.
Das Interesse an dem Förderprogramm ist nach Angaben des Vorsitzenden im gesamten Land nämlich weiterhin sehr groß. „Bis Mitte April sind bereits 330 Anträge mit einem Fördervolumen von 156,8 Millionen Euro eingereicht worden. Darüber hinaus weiß ich aber von zahlreichen weiteren guten und förderwürdigen Ideen“, sagte Dr. Erik Schweickert. Die Förderung erfolge in Form eines nicht rückzahlbaren Zuschusses als Anteilsfinanzierung durch das Land. Gemäß Paragraf 5 Absatz 8 Staatshaushaltsgesetz ist vor der Gewährung von Zuschüssen im Rahmen der Förderung der gewerblichen Wirtschaft die Zustimmung des Wirtschaftsausschusses erforderlich, wenn diese Finanzhilfe 500.0000 Euro oder mehr beträgt.
Nach Angaben des Vorsitzenden stimmte der Ausschuss der Förderung der folgenden neun Anträge zu: Die ERBE Elektromedizin GmbH (Tübingen) erhält eine Förderung in Höhe von 1,19 Millionen Euro für das Innovationsvorhaben „Intraoperative Therapieassistenz für brusterhaltende Tumortherapien“. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines neuartigen Therapieassistenzsystems, welches an ein Hochfrequenz-Chirurgie-Instrument integriert ist und eine intraoperative und spektroskopische Gewebedifferenzierung während der Therapie ermöglicht. Das Instrument soll eingesetzt werden, um bei Brustkrebspatienten das Tumorgewebe chirurgisch komplett zu entfernen bei gleichzeitig maximaler Erhaltung des gesunden Anteils des Organs.
Die Scantinel Photonics GmbH (Ulm), die Vanguard Automation GmbH (Karlsruhe) und die SICK AG (Waldkirch) erhalten eine Förderung in Höhe von insgesamt 2,07 Millionen Euro für das gemeinsame Verbundvorhaben „FMCW-LiDAR“ für industrielle Anwendungen. Das Projekt zielt auf die Entwicklung eines Versuchsprototyps eines neuartigen 3D LiDAR-Sensorsystems (Light Imaging, Detecion and Ranging). Dieses neue Verfahren soll es ermöglichen, auch über große Distanzen die Entfernungen von Objekten zu erfassen. Auch die Geschwindigkeit von Objekten kann einfacher und besser erfasst werden.
Die ADLATUS Robotics GmbH (Stuttgart), die InMach Intelligente Maschinen GmbH (Ulm), das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (Stuttgart) sowie die BWCON Research gGmbH (Stuttgart) erhalten eine Förderung in Höhe von 2,3 Millionen Euro für das gemeinsame Verbundvorhaben „Entwicklung neuer Schlüsseltechnologien für die roboterbasierte Reinigung und Desinfektion von Böden und Oberflächen im Gesundheitswesen“. Hierzu sollen neue Hardwarekomponenten erarbeitet werden, etwa zusätzliche Roboterarme zum automatischen Öffnen von Türen. Zudem sollen innovative Softwarelösungen in Verbindung mit einer präziseren Sensorik eine bessere kleinräumige Navigation und Reinigung ermöglichen.
Die Heinzmann GmbH (Schwäbisch Gmünd) erhält eine Million Euro zum Bau eines speziellen Schwachholzsägewerks. Die Anschaffung zielt auf eine schnelle, leistungsfähige Spanerlinie mit modernster Steuerung und Qualitätserkennung, die mittels spezialisierter Scannertechnologie sowie flexibler Sortierung auch unförmige Industriehölzer bearbeiten kann. Das Unternehmen erhofft sich dadurch den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und eine mögliche Verdopplung der Produktionsmenge.
Die Haager GmbH & Co. KG (Pforzheim) erhält einen Zuschuss in Höhe von 733.418 Euro für das Investitionsvorhaben „Höchstpräzise Fertigungstechnik für Micro-Mechanikteile“. Der Zulieferer für Medizintechnik plant die Anschaffung neuer Hochpräzisions-CNC-Maschinen. Hierdurch erhofft sich das Unternehmen weitere Geschäftsfelder in sensiblen Bereichen der Medizintechnik zu erschließen und gleichzeitig Effizienz- sowie Nachhaltigkeitseffekte auslösen zu können, indem beispielsweise die Abwärme der neuen Maschinen zur weiteren Energiegewinnung genutzt werden kann.
Die Koepfer Zahnrad- und Getriebetechnik GmbH (Furtwangen) erhält eine Förderung in Höhe von einer Million Euro für das Investitionsvorhaben „E-Mobility“. Das Unternehmen hat eine internationale Ausschreibung eines europäischen Autoherstellers bezüglich komplexer Zahnradkomponenten für hundertprozentig batteriebetriebene Elektroautos gewonnen. Das Projekt beinhaltet die Entwicklung von drei komplexen Zahnrädern. Diese Art von Zahnrädern wird künftig auch für Elektroantriebe anderer Hersteller benötigt werden.
Die Varta Microbattery GmbH (Ellwangen) erhält einen Zuschuss in Höhe von einer Million Euro für das Investitionsvorhaben „Gedruckte Zink-Batterie mit hoher Pulslastfähigkeit“. Das Unternehmen plant den Aufbau einer Produktion für gedruckte Zink-basierte Batterien für Hochstromanwendungen. Mit dem Vorhaben soll die weltweit erste Produktionsanlage dieser Art in Baden-Württemberg errichtet werden. Die Batterien werden für gedruckte LTE-Funketiketten benötigt, was der Logistik neue Möglichkeiten eröffnen soll. Mit der neuen massenproduktionstauglichen Anlage soll die Herstellung künftig vollautomatisiert und schneller ablaufen und so niedrigere Preise ermöglichen.
Die Schondelmaier GmbH Presswerk (Gutach) erhält 622.215 Euro für das Projekt „innovative Fertigungslinie Motorgehäuse + Lagerschild aus Alu“. Das Unternehmen hat sich auf die Produktion von Kaltmassivteilen mit zerspanender Weiterverarbeitung für die Autoindustrie und Zuliefererindustrie spezialisiert. Mit der Investition soll eine Fertigungszelle für die Linienfertigung errichtet werden. Das Unternehmen reagiert damit auf die Veränderungen in der Branche und richtet seine Produktion auf die Elektromobilität aus. Leichtbauteile aus Aluminium spielen in der Elektromobilität eine wichtige Rolle.
Die Zürcher Holding GmbH (Meißenheim) erhält eine Million Euro für eine Aufbereitungsanlage für Boden- und Schottermaterial. Das Recycling-Werk des Unternehmens hat im Zuge einer Betriebserweiterung eine Genehmigung für die Annahme von gefährlichen Stoffen und Abfall erhalten. Diese sollen mit der neu geplanten Anlage über eine kombinierte Lkw- und Bahn-Entladestation angenommen, dann der Waschanlage zugeführt, dort gewaschen, mit der Brecheranlage zerkleinert und anschließend in verschiedenen Größen über eine Siebanlage in Halden für den Abtransport gelagert werden.