Wissenschaftsausschuss informiert sich über Auswirkungen des Ukraine-Krieges

Stuttgart. Welche Auswirkungen hat der Ukraine-Krieg auf Forschung, Wissenschaft und Kunst in Baden-Württemberg? Mit dieser Frage hat sich der Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kunst in seiner Sitzung am Mittwoch, 16. März 2022, befasst. Wie die Vorsitzende des Gremiums, Nese Erikli (Grüne) mitgeteilt hat, haben Ministerin Theresia Bauer und Staatssekretärin Petra Olschowski auf Wunsch des Ausschusses einen ausführlichen mündlichen Bericht gegeben. „Wir alle schauen mit Entsetzen auf das, was sich in der Ukraine abspielt“, so Erikli. Der Ausschuss ist sich einig: „Es ist ein Gebot der Solidarität und Menschlichkeit, zu tun was möglich ist, um zu helfen.“

Das Wissenschaftsministerium (MWK) habe die Hochschulen im Land aufgerufen, alle bestehenden Beziehungen zur Russischen Föderation und zu russischen Einrichtungen kritisch zu prüfen und auszusetzen, soweit menschlich und völkerrechtlich vertretbar. Es sollten derzeit keine gemeinsamen wissenschaftlichen und forschungspolitischen Veranstaltungen stattfinden und Forschungsgelder sollten der Russischen Föderation nicht mehr zu Gute kommen, gab Erikli die Ausführungen der Ministerin wieder. Auch neue Kooperationsprojekte solle es bis auf Weiteres nicht geben. „Dem Ausschuss war es dabei besonders wichtig, dass die Gesprächskanäle nicht komplett verschlossen werden“, berichtete die Vorsitzende.

Die Ministerin habe gemeinsam mit der Allianz der Wissenschaftsorganisationen an die Hochschulen appelliert, die Unterstützung, die Kontakte und die Zusammenarbeit mit ukrainischen Partnern auf allen Ebenen weitestgehend fortzusetzen. „Dies betrifft Studierendenaustausche und die Förderung bilateraler Forschungsprojekte“, erläuterte Nese Erikli. Derzeit studierten rund 460 Menschen aus der Ukraine an baden-württembergischen Hochschulen. Für diese Studierenden sowie für Geflüchtete, die ein Studium aufnehmen wollen, solle keine Belastung durch Studiengebühren anfallen. Studierende aus der Russischen Föderation könnten ihr Studium grundsätzlich fortsetzen. „Spielräume gibt es auch für Menschen aus Russland, die den Mut haben, sich zu äußern. Denn sie spüren sofort auch die Reaktionen ihres Staates“, unterstrich Nese Erikli. 

Für die Kunstszene sei es besonders wichtig, vorhandene Kontakte nicht abzubrechen, sondern für Hilfe zu nutzen, habe die Staatssekretärin erläutert. Deshalb solle die Kunstszene in Baden-Württemberg die Zusammenarbeit mit ukrainischen Partnerinstitutionen so weit möglich fortsetzen. Viele Kulturschaffende hätten sich immer wieder für eine Kultur der Demokratie und Menschenrechte eingesetzt. Wie die Ausschussvorsitzende darlegte, werde das Land Hilfsangebote aus der Kulturszene für geflüchtete Künstlerinnen und Künstler und ihre Familien aufgreifen und arbeite an eigenen Fördermöglichkeiten. Geflüchteten Kindern und Jugendlichen solle möglichst schnell Zugang zu Musik- und Jugendkunstschulen ermöglicht werden, denn Kunst könne bei der Verarbeitung des Erlebten helfen.

Gemeinsam mit dem Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart (ifa) sei eine Kontaktstelle eingerichtet worden, an die sich Künstler aus der Ukraine wenden können. Sie solle erste Anlaufstelle sein für Beratung und Kontaktvermittlung. Auch seien spartenspezifische Austauschformate, Fortbildungen und Netzwerkarbeit geplant.