Wolf: Sinti und Roma sind keine Fremden in unserem Land – sie gehören zu uns!

Stuttgart. „Die bei uns verwurzelten Sinti und Roma sind keine Fremden in unserem Land – sie gehören zu uns“, bekräftigte Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) bei der Eröffnung der vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma organisierten Ausstellung „Typisch ‚Zigeuner‘? Mythos und Wirklichkeiten“ am Donnerstagmittag, 13. Dezember 2012, im Landtag. Die Ausstellung beseitige Unwissen, Halbwissen und Klischees, die immer noch verbreitet seien. Am Abend fand in der Landtagslobby eine Podiumsdiskussion zum Thema „Antiziganismus in Europa“ statt, zu der die Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg eingeladen hatte. In einem Grußwort unterstrich Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch (Grüne) ihre Überzeugung, dass die Ausstellung und die Podiumsdiskussion dazu beitrügen, die Bevölkerung für die Diskriminierung von Sinti und Roma zu sensibilisieren.

 

Der Landtagspräsident erinnerte an den sogenannten Auschwitz-Erlass vom 16. Dezember 1942, der Grundlage für den Völkermord an einer halben Million Sinti und Roma war. Nazi-Deutschland sei zwar 1945 untergegangen, nicht aber der Rassismus gegen Sinti und Roma. Es sei ein Unding, dass diese Menschen noch immer Vorurteilen und Diskriminierungen ausgesetzt seien und um Rechte und Chancengleichheit kämpfen müssten, bemängelte Wolf. Und weiter: „Wir dürfen nicht müde werden, der Ausgrenzung der Sinti und Roma entgegenzuwirken – durch persönliche Kontakte, durch Information, durch konstruktive Zusammenarbeit.“ Denn die gesellschaftliche Wirklichkeit könne nur gemeinsam mit den Sinti und Roma gestaltet werden, plädierte Wolf für ein Miteinander ohne Vorbehalte. Zudem müsse die Erinnerung an ihr Schicksal im Nationalsozialismus integraler Bestandteil der deutschen Gedenkkultur werden, sagte der Landtagspräsident abschließend.

 

Wie die Landtagsvizepräsidentin am Abend ausführte, sei Antiziganismus, also nach Markus End die Stigmatisierung, Diskriminierung und Verfolgung von Menschen als „Zigeuner“, in Europa leider weit verbreitet. Vor allem in Ost- und Südosteuropa sei die Lage der Sinti und Roma, insbesondere bei Familien mit Kindern, desolat und durch großes menschliches Leid gekennzeichnet. Deshalb würden viele Familien nach Deutschland flüchten. „Als Land, das den Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus unsägliches Leid zugefügt hat, sehe ich uns in einer besonderen Verantwortung im Umgang mit Sinti und Roma, die bei uns Schutz suchen“, erklärte Lösch. Sie begrüßte, dass das Innenministerium die Abschiebung von Familien mit Kindern in der Weihnachtszeit ausgesetzt hat. Aufgrund zahlreicher neuer Berichte über die Lebenssituation in den Herkunftsländern müsse die Behandlung der Sinti und Roma im Asylverfahren überdacht werden, forderte Lösch.