Zahl häuslicher Gewalttaten von 2010 bis 2019 um 2.176 Fälle gestiegen

Stuttgart. Die Zahl häuslicher Gewalttaten in Baden-Württemberg ist in den vergangenen neun Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2019 erfasste die Polizei 13.048 Fälle von Partnergewalt, im Jahr 2011 lag die Zahl noch bei 10.872 Fällen. Das entspricht einer Zunahme von 2.176 Fällen. Die Zahl der Opfer stieg im gleichen Zeitraum um 2.180 Personen. Dies wurde in der Sitzung des Innenaus-schusses am Mittwoch, 21. Oktober 2020, deutlich, wie der Vorsitzende des Gremiums, der CDU-Abgeordnete Karl Klein, mitteilte. Der Ausschuss hat auf Antrag der Fraktion FDP/DVP über die Entwicklung von häuslicher Gewalt beraten. 

Nach Angaben des Vorsitzenden ist der Begriff häusliche Gewalt nicht genau definiert. In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wird die häusliche Gewalt als Partnergewalt definiert. Darunter sind physische und psychische Gewalttaten gegen Ehe- oder Lebenspartner/innen zu verstehen. Strafbare Handlungen zwischen Geschwistern oder zwischen Elternteilen und Kindern werden in der PKS unter dem Begriff „häusliche Gewalt“ dagegen nicht berücksichtigt.

Unter den 13.066 Opfern von Partnergewalt waren im Jahr 2019 10.518 Frauen (80,5 Prozent) und 2.548 Männer (19,5 Prozent). Der Großteil der Opfer ist von Körperverletzungen betroffen (10.100 Personen). Weiterhin spielen etwa Bedrohungen (1.463 Personen), Nachstellen (523 Personen), Nötigungen (315 Personen), Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (350 Personen) und Straftaten gegen das Leben (45 Perso-nen) eine Rolle. Zu den bei der Partnergewalt eingesetzten Tatmitteln gehören vor allem Messer, Schusswaffen, Schlagstöcke und Schlagringe.   

„Entgegen erster Befürchtungen haben die Polizeidienststellen im Land im Zuge der Corona-Beschränkungen keine signifikanten Entwicklungen bei strafbaren Handlungen gegen Ehe- und andere Partnerinnen und Partner festgestellt“, sagte Karl Klein. Auch die 42 Frauen- und Kinderschutzhäuser im Land hätten bislang keinen Anstieg bei Anfragen zur Aufnahme festgestellt. In einzelnen Häusern habe sogar ein Rückgang bei Anfragen festgestellt werden können. Zu Beginn der Corona-Pandemie hätten einige Frauen aus Sorge vor einer Ansteckung die Häuser verlassen und seien teilweise wieder ins familiä-re Umfeld zurückgekehrt. Fachleute rechneten jedoch damit, dass sich von häuslicher Gewalt betroffene Personen im Zuge der Lockerungen wieder verstärkt an Hilfseinrich-tungen gewandt hätten, führte der Vorsitzende aus.    

In Baden-Württemberg gibt es laut Klein derzeit 42 Frauen- und Kinderschutzhäuser. Die Zahl der Plätze im Land hat sich seit 2011 kaum verändert. 2019 standen 756 Plätze zur Verfügung, 2011 waren es 757 Plätze. Die Finanzierung der Häuser setzt sich aus einem kommunalen Anteil, einem freiwilligen Landeszuschuss sowie aus sonstigen Einnahmen wie Spenden und Bußgeldern zusammen.