Zerstörung von Lebensraum ist eine der größten Gefahren für Insektenarten

Stuttgart. Angesichts rückläufiger Zahlen bei Insektenpopulationen hat sich der Ausschuss für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in seiner Sitzung am Mittwoch, 27. September 2017, mit den Ursachen für diese Entwicklung und erforderlichen Gegenmaßnahmen befasst. „Die Ursachen für den Rückgang von Insektenpopulationen sind vielfältig. Als eine der größten Gefährdungsfaktoren für den Bestand von Insektenarten gilt die Zerstörung von wertvollem Lebensraum wie Biotope, Hecken und Grünflächen zum Beispiel durch Verkehrs- und Siedlungsprojekte, Entwässerung oder das großflächige Anpflanzen von Bäumen“, berichtete der Ausschussvorsitzende Martin Hahn (Grüne). Experten sehen als weitere Ursachen für den Rückgang etwa den Einsatz bestimmter Pflanzenschutzmittel, extreme Wetterereignisse und ein verringertes Nahrungsangebot.

Hahn zufolge gibt es in Baden-Württemberg keine langfristigen, systemisch erhobenen Daten, die eine Aussage zur Entwicklung der Insektenarten machen. Unterschiedlicher Auffassung waren die Fraktionen im Ausschuss bei der Frage, ob in Baden-Württemberg ein Insekten-Monitoring eingeführt werden soll. Die Landesregierung habe erklärt, ein umfassendes, landesweites Monitoring stelle eine Daueraufgabe dar. Eine Einführung werde geprüft, sagte Hahn.  

Zahlreiche nationale und internationale Studien befassen sich mit der Entwicklung der Insektenpopulation und den Ursachen für deren Rückgang. So könne zum Beispiel davon ausgegangen werden, dass Extremwetterereignisse wie Frosteinbrüche, Hitzeperioden, Trockenheit und Überschwemmungen vor allem bei bereits seltenen oder geschwächten Arten zu starken Bestandseinbrüchen bis hin zum Aussterben führen. Bei Wildbienen zählen die Zerstörung von Nistplätzen und die Vernichtung oder Verminderung des Nahrungsangebots zu den Hauptursachen für den Rückgang. Bei Heuschrecken werden die Intensivierung der Grünlandnutzung, die Bewaldung von Grünland, die Entwässerung von Feuchtflächen und auch die Beseitigung von Randstreifen und Gebüschen als wesentliche Ursachen gesehen. Auch die Zerstörung von Auen,  eine zunehmende Verkehrs- und Siedlungsentwicklung und die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung in den letzten 50 Jahren spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle. Eine weitere Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Pflanzenschutzmittel mit bestimmten Wirkstoffen erheblichen Einfluss auf das Orientierungsvermögen von Honigbienen haben könnten, erklärte Martin Hahn.

Hahn zufolge wurden von Seiten der Landesregierung Maßnahmen getroffen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Hierzu zählt etwa der Aufbau eines Biotopverbundes, wie es im Bundesnaturschutzgesetz vorgeschrieben ist. Ziel ist es, neben der nachhaltigen Sicherung heimischer Arten und ihrer Lebensräume funktionierende, ökologische Wechselbeziehungen in der Landwirtschaft zu bewahren, wiederherzustellen und zu entwickeln. Die Umsetzung erfolgt derzeit im Rahmen mehrerer Pilotprojekte auf kommunaler und regionaler Ebene. Innerstädtische Grünflächen seien zwar eine kommunale Aufgabe, dennoch sei das Land auch in diesem Bereich aktiv. Mit dem Projekt „Natur nah dran“ soll ein Beitrag zu mehr Siedlungsökologie im innerstädtischen Bereich geleistet werden. Bislang wurden 20 Kommunen bei der naturnahen Aufwertung innerstädtischer Grünflächen unterstützt, 30 weitere sollen folgen. Darüber hinaus gibt es Förderprogramme des Landes wie etwa FAKT, mit dem unter anderem die Schaffung von Grünflächen auf Ackerflächen gefördert werden kann, so der Vorsitzende Martin Hahn.