Zustimmung für Forschungsprojekt zur NS-Vergangenheit ehemaliger südwestdeutscher Abgeordneter
Stuttgart. Das von der Landeszentrale für politische Bildung (LpB) betreute Forschungsprojekt zur NS-Vergangenheit ehemaliger Abgeordneter der südwestdeutschen Parlamente in der Nachkriegszeit kann voraussichtlich im Sommer seine Arbeit aufnehmen. Das Vorhaben wurde vom Präsidium des Landtags in der Sitzung am Dienstag, 27. Februar 2024, förmlich beschlossen. Das Forschungsprojekt wird von einem wissenschaftlichen Beirat mit renommierten Expertinnen und Experten aus Baden-Württemberg begleitet.
In einem ersten Teil des Forschungsprojekts sollen Handlungsempfehlungen für den Umgang mit künstlerischen Darstellungen von NS-belasteten Abgeordneten im Landtag von Baden-Württemberg sowie für den Umgang mit den Künstlern, die diese Darstellungen schufen, erarbeitet werden. Biografische Forschungen zu den Künstlern verschiedener im Landesparlament befindlicher Werke und zu dargestellten Landtagspräsidenten sowie Forschungen zu der Frage, wer die Künstler nach welchem Verfahren beauftragt hat, will der wissenschaftliche Beirat dem Präsidium bis zum Herbst 2025 vorlegen.
Der zweite Teil des Forschungsgutachtens widmet sich den Mitgliedern der südwestdeutschen Parlamente in der Nachkriegszeit von 1946 bis 1956. Die Biografien der Abgeordneten sollen daraufhin untersucht werden, ob und inwieweit sie sich als Mitglieder der NSDAP sowie der dieser Partei verbundenen Massenorganisationen zu den Zielen der nationalsozialistischen Weltanschauung bekannt und in deren Sinne gewirkt haben. Neben der Dokumentation der bloßen Mitgliedschaft soll der Versuch unternommen werden, wesentliche Teile ihres öffentlichen Wirkens in den Jahren zwischen 1933 und 1945 zu dokumentieren und einzuordnen. Bis zum Herbst 2025 soll im Rahmen des Projekts ein Forschungsgutachten erstellt werden, das alle 521 Abgeordneten der südwestdeutschen Landesparlamente bis 1956 daraufhin untersucht.
Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) begrüßte das vom Landtag initiierte und von der Landeszentrale für politische Bildung eigenverantwortlich umgesetzte Forschungsprojekt ausdrücklich. Sie betonte: „Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in allen Bereichen der Gesellschaft und damit auch in den Landesparlamenten ist ein zentraler Baustein unseres gegebenen Versprechens: Nie wieder!“
Dem wissenschaftlichen Beirat, der die Landeszentrale bei dem Gutachten unterstützt, gehören an: Prof. Dr. Frank Engehausen (Historisches Seminar der Universität Heidelberg), Prof. Dr. Philipp Gassert (Historisches Institut der Universität Mannheim), Dr. Maike Hausen (LpB BW/Universitäten Tübingen und Mannheim), Prof. Dr. Sabine Holtz (Universität Stuttgart, Historisches Institut/Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg), Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger (Haus der Geschichte Baden-Württemberg), Prof. Dr. Gerald Maier (Landesarchiv Baden-Württemberg), Prof. Dr. Sylvia Paletschek (Historisches Seminar der Universität Freiburg) und Prof. Dr. Reinhold Weber (LpB BW/Universität Tübingen).