(Gustav) Adolf Hartmeyer

Verfolgung
Juni 1933
Hartmeyer ist Geschäftsführer und Verlagsleiter der Fränkischen Verlagsanstalt in Nürnberg, die die SPD-Zeitung »Fränkische Tagespost« herausgibt. Im Juni 1933 wird die Verlagsanstalt durch die NS-Behörden geschlossen und Hartmeyer entlassen.
27.06.1933
Um einer Verhaftung durch die NS-Behörden zu entgehen, verlässt Hartmeyer am 27. Juni 1933 Nürnberg und flieht in seine Geburtsstadt Tübingen. (Nach Angaben Hartmeyers wurde noch am gleichen Tag sein Nürnberger Wohnhaus von der Gestapo umstellt und durchsucht.) Seine Familie lässt Hartmeyer einige Tage nach seiner Flucht nachkommen. In Tübingen lebt Hartmeyer die ersten Wochen illegal bei Verwandten, da er befürchtet, durch eine Anmeldung bei den städtischen Behörden die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich zu ziehen.
September 1933
Vermutlich im September 1933 leiten die NS-Behörden ein Ermittlungsverfahren gegen Hartmeyer ein. Er soll als Geschäftsführer der Fränkischen Verlagsanstalt Gelder veruntreut und unterschlagen haben. Im Zuge des Verfahrens wird Hartmeyers Wohnung in Tübingen durchsucht. Das Verfahren bleibt ergebnislos und wird am 30. Januar 1936 vom Landgericht Nürnberg aus Mangel an Beweisen außer Verfolgung gesetzt.
Biografie
Sohn eines Weingärtners und Straßenfegers
Volksschule
Januar 1927
Geschäftsführer der SPD-Zeitung »Volksfreund« in Karlsruhe
Juni 1931
Geschäftsführer und Verlagsleiter der Fränkischen Verlagsanstalt in Nürnberg (Verlag der SPD-Zeitung »Fränkische Tagespost«)
Juli 1933
Ausbildung zum Grafiker
1936
Tätigkeit als selbstständiger Grafiker und Schriftsetzer in Tübingen
1945
Mitglied der Demokratischen Vereinigung (überparteilicher antifaschistischer Ausschuss) in Tübingen
1945
Leiter des Sozialamtes in Tübingen
1946
Oberbürgermeister von Tübingen, zunächst von der französischen Militärregierung ernannt, ab 15. September 1946 gewählt
Rezeption
Namenspatron der Hartmeyerstraße in Tübingen
Literatur
Milli Stotz: Adolf Hartmeyer, in: Tübinger Blätter, 40, 1953, S. 51-52.
Paul-Ludwig Weinacht: Die CDU in Baden-Württemberg und ihre Geschichte, Stuttgart 1978, S. 165.
Hermann Werner, Manfred Schmid: Tübingen 1945. Eine Chronik, Tübingen 1986, S. 135, 247-249.
Udo Rauch, Antje Zacharias, Dorothea Besch: Sieben Jahre Landeshauptstadt. Tübingen und Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952, Tübingen 2002, S. 51, 64-65.
Weik 2003, S. 60.
Benigna Schönhagen: Tübingen als Landeshauptstadt 1945-1952. So viel Anfang war nie, in: Die Zeit nach dem Krieg. Städte im Wiederaufbau, hrsg. von Karl Moersch, Stuttgart 2008, S. 380.