(Hermann) Alfred Haag

Parlament

1932
Landtag des freien Volksstaates Württemberg (KPD, Wahlverband Schwäbisch Gmünd-Aalen-Gaildorf)

Partei vor 1933 Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)

nach 1945 Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)
Deutsche Kommunistische Partei (DKP)
Geburt 15.12.1904, Schwäbisch Gmünd
Ehe Paulina (»Lina«) Karolina geb. Jäger (1927)
Beruf Schreiner
Kinder 1
Konfession Konfessionslos
Verstorben 08.08.1982, München

Verfolgung

Februar 1933
Haag wird am 12. Februar 1933 zusammen mit anderen KPD-Anhängern verhaftet und im Landesgefängnis Ulm in Untersuchungshaft genommen. Anlass der Verhaftungen sind Handgreiflichkeiten zwischen KPD- und NSDAP-Anhängern bei Wahlkampfveranstaltungen der NSDAP in Mutlangen und Lindau. Am 27. April 1933 wird Haag vom Landgericht in Ellwangen wegen Landfriedensbruchs zu einem Jahr Haft verurteilt. Nachdem er seine Strafe verbüßt hat, wird Haag ins Konzentrationslager Oberer Kuhberg überstellt und dort in »Schutzhaft« genommen.

Mitte 1935
Mitte 1935 kann Haags Ehefrau Lina (geb. Jäger) durch eine Intervention beim württembergischen Innen- und Justizminister Jonathan Schmid Haags Freilassung erwirken. Haag fährt nach der Entlassung nach Stuttgart, um seine Familie zu treffen. Am Stuttgarter Hauptbahnhof wird er jedoch - auf Befehl des Leiters des Konzentrationslagers Oberer Kuhberg - erneut verhaftet und vorübergehend im Hotel Silber verhört und inhaftiert.

Mitte 1935
Nach kurzer Haft wird Haag aus dem Hotel Silber entlassen, wenige Stunden danach wird er jedoch erneut verhaftet und zurück ins Konzentrationslager Oberer Kuhberg gebracht. Am 11. Juli 1935 wird Haag ins Konzentrationslager Dachau (Häftlingsnummer 7680), von dort am 27. September 1939 ins Konzentrationslager Mauthausen überstellt. Am 9. November 1939 wird Haag zurück nach Dachau verlegt. Lina Haag gelingt es schließlich - nach einer persönlichen Intervention beim Reichsführer SS Heinrich Himmler - die Haftentlassung ihres Ehemannes zu erwirken. Haag kommt vermutlich am 1. Februar 1940 frei. Nach seiner Haftentlassung wird er durch die NS-Behörden überwacht und muss sich regelmäßig bei der Polizei melden.

1933
Haags Ehefrau Lina ist Mitglied der KPD. Sie wird zwischen 1933 und 1939 mehrfach festgenommen und inhaftiert, unter anderem im Frauengefängnis Gotteszell, im Hotel Silber in Stuttgart und im Frauenkonzentrationslager Lichtenburg bei Torgau.

Biografie

Sohn eines Pressers (Druckers)

Lehre und Tätigkeit als Schreiner

1921
Eintritt in den Kommunistischen Jugendverband (KJVD)

1923
Eintritt in die KPD

1925
Vorsitzender der KPD-Ortsgruppe Schwäbisch Gmünd

1928
Stadtrat in Schwäbisch Gmünd

1931
Besuch der Internationalen Leninschule in Moskau

1931
Redakteur der »Süddeutschen Arbeiterzeitung«

1932
Stadtrat in Schwäbisch Gmünd

Tätigkeit als Schreiner in einem kleinen Handwerksbetrieb in Berlin

Haag wird zur Wehrmacht eingezogen, kommt an die Ostfront und gerät in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

1948
Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft und Niederlassung in München, dort Tätigkeit als Schreiner sowie als Angestellter einer Krankenversicherung

Vorsitzender der bayerischen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA)

1968
Eintritt in die Deutsche Kommunistische Partei (DKP)

Mitglied in der Lagergemeinschaft Dachau (Vereinigung ehemaliger Häftlinge) und im Internationalen Lagerkomitee Dachau, außerdem Engagement beim Aufbau der Gedenkstätten Dachau und Oberer Kuhberg

Literatur

Thomas Schnabel: Württemberg zwischen Weimar und Bonn 1928 bis 1945/46, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1986, S. 219, 420.

Myrah Adams: Orte, Opfer, Täter, in: »Doch die Freiheit, die kommt wieder«. NS-Gegner im Württembergischen Schutzhaftlager Ulm 1933-1935, hrsg. vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart 1994, S. 28.

Schumacher 1995, S. 55.

Raberg 2001, S. 298.

Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945, Tübingen 2004.

Weber Herbst 2008, S. 336.

Barbara Distel: Lina und Alfred Haag und das KZ Oberer Kuhberg, in: Ulm - die KZ-Gedenkstätte und der Nationalsozialismus, red. von Ulrich Klemm, Ulm 2009, S. 132-134.

Dokumente

Schreiben der württembergischen Landtagsfraktion der KPD

Die württembergische Landtagsfraktion der KPD protestierte am 21. Februar 1933 beim Staatsministerium gegen die Verhaftung Haags und forderte dessen sofortige Freilassung.