(Paul) Christian Stock

Verfolgung
08.04.1933
Stock ist Direktor der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Frankfurt am Main. Am 8. April 1933 wird er aus politischen Gründen fristlos entlassen. Stock legt bei der badischen Versicherungsanstalt für Gemeinde- und Körperschaftsbeamte (Aufsichtsbehörde der Kasse) Beschwerde gegen seine Entlassung ein. In der am 20. Juli 1933 nachgereichten Begründung werden Stock dienstliche Verfehlungen und ein Verhältnis mit einer Angestellten der AOK vorgeworfen. Im Januar 1935 entscheidet die Versicherungsanstalt schließlich zugunsten Stocks und bezeichnet seine Entlassung als unrechtmäßig. Das Urteil bleibt jedoch folgenlos. Stock wird am 1. April 1935 erneut entlassen - diesmal auf Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums.
22.07.1933
Stock wird am 22. Juli 1933 in seiner Wohnung in Seeheim von der hessischen Polizei verhaftet und auf Anordnung des badischen Innenministeriums im Konzentrationslager Kislau in »Schutzhaft« genommen. Im März 1934 wird er aus der Haft entlassen.
1937
Stock eröffnet 1937 ein Tabakwarengeschäft in Darmstadt. Im März 1943 betreiben die NS-Behörden die Schließung des Geschäfts, die jedoch nach heftigem Einspruch Stocks wieder rückgängig gemacht wird.
Biografie
1890
Volksschule in Darmstadt, Hanau, Lorsch und Pfungstadt
1898
Ausbildung und Tätigkeit als Zigarrenarbeiter
1901
Mitglied des Tabakarbeiter-Verbandes
1903
Mitglied der SPD
1910
Gauleiter des Tabakarbeiter-Verbandes für Nordbaden, Pfalz und Südhessen mit Sitz in Heidelberg
1914
Arbeitersekretär des Gewerkschaftskartells in Heidelberg
1914
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg
November 1918
Vorsitzender des Volksrates im Bezirksamt Heidelberg
1919
Stadtverordneter und Bezirksrat in Heidelberg
Mitglied des Aufsichtsrates vom Konsumverein Mannheim und Vorstandsmitglied der Allgemeinen Ortskrankenkasse Heidelberg
1921
Vorsitzender des badischen Landesausschusses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB)
1922
Direktor der Ortskrankenkasse Heidelberg
1926
Stadtrat für Sozialwesen in Heidelberg
1932
Direktor der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) in Heidelberg
März 1932
März 1932-Juni 1932 Direktor des Landesverbands der Krankenkassen in Hessen
Juni 1932
Direktor der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) in Frankfurt am Main
nach 1933
Tätigkeit als Vertreter
1937
Betrieb eines Tabakwarengeschäfts in Darmstadt
1943
Buchprüfer für Betriebsprüfungen bei den Vereinigten Deutschen Metallwerken in Frankfurt
04.05.1945
Leiter der hessischen Landesversicherungsanstalt in Darmstadt
26.05.1945
Direktor der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Frankfurt am Main
1946
Mitglied der Verfassungsberatenden Landesversammlung Groß-Hessen
1946
Mitglied im Landtag Hessen
20.12.1946
Ministerpräsident von Hessen
Juli 1948
Mitglied und Vorsitzender des Länderrats des Vereinigten Wirtschaftsgebietes
Juli 1949
Vorsitzender des Büros der Ministerpräsidenten der Westzonen
1954
Erneute Wahl in den hessischen Landtag, Nichtannahme des Mandats aus gesundheitlichen Gründen
Präsident des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger
1956
Vorsitzender des Aufsichtsrats der Siedlungsbaugesellschaft Nassauisches Heim
Rezeption
1953
Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1957
Ehrensenator der Universität Gießen
1965
Ehrenbürger von Darmstadt
1966
Wilhelm-Leuschner-Medaille
Literatur
Armin Hildebrandt (Bearb.): Nachlaß Christian Stock, Darmstadt 1982.
Schumacher 1991, S. 568-567.
Walter Mühlhausen: Christian Stock, in: Treuhänder des deutschen Volkes. Die Ministerpräsidenten der westlichen Besatzungszonen nach den ersten freien Landtagswahlen, hrsg. von Walter Mühlhausen, Melsungen 1991, S. 207-227.
Schumacher 1995, S. 158.
Walter Mühlhausen: Christian Stock. Vom Heidelberger Arbeitersekretär zum hessischen Ministerpräsidenten, Heidelberg 1996.
Frank Schmidt: Christian Stock. Eine Biographie, Darmstadt 1997.
Walter Mühlhausen: Karl Geiler und Christian Stock. Hessische Ministerpräsidenten im Wiederaufbau, Marburg 1999.
Frank Schmidt: Christian Stock, in: Einheit und Freiheit. Hessische Persönlichkeiten und der Weg zur Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von Bernd Heidenreich, Wiesbaden 2000, S. 229-244.
Frank Raberg: Paul Christian Stock, in: Baden-Württembergische Biographien, 3, 2002, S. 399-402.
Weik 2003, S. 302.