(Paul) Christian Stock

Parlament

1919
Deutsche Nationalversammlung (SPD, Wahlkreis 33 Baden)

1921
Landtag der Republik Baden (SPD, Landesliste)

Partei vor 1933 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

nach 1945 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Geburt 28.08.1884, Darmstadt
Erste Ehe
Käthe geb. Kern (1908)
Zweite Ehe
Anni geb. Junker verw. Haas (1947)
Beruf Zigarrenarbeiter, Gewerkschaftsfunktionär, Ministerpräsident
Kinder 6
Konfession Römisch-katholisch
Verstorben 13.04.1967, Seeheim

Verfolgung

08.04.1933
Stock ist Direktor der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Frankfurt am Main. Am 8. April 1933 wird er aus politischen Gründen fristlos entlassen. Stock legt bei der badischen Versicherungsanstalt für Gemeinde- und Körperschaftsbeamte (Aufsichtsbehörde der Kasse) Beschwerde gegen seine Entlassung ein. In der am 20. Juli 1933 nachgereichten Begründung werden Stock dienstliche Verfehlungen und ein Verhältnis mit einer Angestellten der AOK vorgeworfen. Im Januar 1935 entscheidet die Versicherungsanstalt schließlich zugunsten Stocks und bezeichnet seine Entlassung als unrechtmäßig. Das Urteil bleibt jedoch folgenlos. Stock wird am 1. April 1935 erneut entlassen - diesmal auf Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums.

22.07.1933
Stock wird am 22. Juli 1933 in seiner Wohnung in Seeheim von der hessischen Polizei verhaftet und auf Anordnung des badischen Innenministeriums im Konzentrationslager Kislau in »Schutzhaft« genommen. Im März 1934 wird er aus der Haft entlassen.

1937
Stock eröffnet 1937 ein Tabakwarengeschäft in Darmstadt. Im März 1943 betreiben die NS-Behörden die Schließung des Geschäfts, die jedoch nach heftigem Einspruch Stocks wieder rückgängig gemacht wird.

Biografie

1890
Volksschule in Darmstadt, Hanau, Lorsch und Pfungstadt

1898
Ausbildung und Tätigkeit als Zigarrenarbeiter

1901
Mitglied des Tabakarbeiter-Verbandes

1903
Mitglied der SPD

1910
Gauleiter des Tabakarbeiter-Verbandes für Nordbaden, Pfalz und Südhessen mit Sitz in Heidelberg

1914
Arbeitersekretär des Gewerkschaftskartells in Heidelberg

1914
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg

November 1918
Vorsitzender des Volksrates im Bezirksamt Heidelberg

1919
Stadtverordneter und Bezirksrat in Heidelberg

Mitglied des Aufsichtsrates vom Konsumverein Mannheim und Vorstandsmitglied der Allgemeinen Ortskrankenkasse Heidelberg

1921
Vorsitzender des badischen Landesausschusses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB)

1922
Direktor der Ortskrankenkasse Heidelberg

1926
Stadtrat für Sozialwesen in Heidelberg

1932
Direktor der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) in Heidelberg

März 1932
März 1932-Juni 1932 Direktor des Landesverbands der Krankenkassen in Hessen

Juni 1932
Direktor der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) in Frankfurt am Main

nach 1933
Tätigkeit als Vertreter

1937
Betrieb eines Tabakwarengeschäfts in Darmstadt

1943
Buchprüfer für Betriebsprüfungen bei den Vereinigten Deutschen Metallwerken in Frankfurt

04.05.1945
Leiter der hessischen Landesversicherungsanstalt in Darmstadt

26.05.1945
Direktor der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Frankfurt am Main

1946
Mitglied der Verfassungsberatenden Landesversammlung Groß-Hessen

1946
Mitglied im Landtag Hessen

20.12.1946
Ministerpräsident von Hessen

Juli 1948
Mitglied und Vorsitzender des Länderrats des Vereinigten Wirtschaftsgebietes

Juli 1949
Vorsitzender des Büros der Ministerpräsidenten der Westzonen

1954
Erneute Wahl in den hessischen Landtag, Nichtannahme des Mandats aus gesundheitlichen Gründen

Präsident des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger

1956
Vorsitzender des Aufsichtsrats der Siedlungsbaugesellschaft Nassauisches Heim

Rezeption

1953
Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

1957
Ehrensenator der Universität Gießen

1965
Ehrenbürger von Darmstadt

1966
Wilhelm-Leuschner-Medaille

Literatur

Armin Hildebrandt (Bearb.): Nachlaß Christian Stock, Darmstadt 1982.

Schumacher 1991, S. 568-567.

Walter Mühlhausen: Christian Stock, in: Treuhänder des deutschen Volkes. Die Ministerpräsidenten der westlichen Besatzungszonen nach den ersten freien Landtagswahlen, hrsg. von Walter Mühlhausen, Melsungen 1991, S. 207-227.

Schumacher 1995, S. 158.

Walter Mühlhausen: Christian Stock. Vom Heidelberger Arbeitersekretär zum hessischen Ministerpräsidenten, Heidelberg 1996.

Frank Schmidt: Christian Stock. Eine Biographie, Darmstadt 1997.

Walter Mühlhausen: Karl Geiler und Christian Stock. Hessische Ministerpräsidenten im Wiederaufbau, Marburg 1999.

Frank Schmidt: Christian Stock, in: Einheit und Freiheit. Hessische Persönlichkeiten und der Weg zur Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von Bernd Heidenreich, Wiesbaden 2000, S. 229-244.

Frank Raberg: Paul Christian Stock, in: Baden-Württembergische Biographien, 3, 2002, S. 399-402.

Weik 2003, S. 302.