Dr. h.c. Adam Remmele

Verfolgung
04.05.1933
Remmele wird am 4. Mai 1933 in Hamburg verhaftet und in »Schutzhaft« genommen. Am 13. Mai 1933 wird er in das Gefängnis Karlsruhe überführt. Von dort wird Remmele am 16. Mai 1933 zusammen mit anderen Sozialdemokraten in einer inszenierten Zurschaustellung in einem offenen Lastwagen durch Karlsruhe gefahren und anschließend in das Konzentrationslager Kislau gebracht. Im Juli 1933 kommt Remmele im Konzentrationslager Kislau in Einzelhaft, weil er beim Essen eine Suppenschüssel an die Wand geworfen hat. Am 9. März 1934 wird Remmele aus der Haft entlassen.
11.04.1935
Remmele hält einen Ehrendoktor der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Auf eine fernmündliche Weisung des badischen Kultusministers Otto Wacker hin wird Remmele dieser am 11. April 1935 entzogen.
August 1944
Remmele wird im August 1944 im Rahmen der »Aktion Gewitter« verhaftet und vorübergehend in »Schutzhaft« genommen.
Biografie
Sohn eines Müllers und Bruder des ebenfalls verfolgten Hermann Remmele
Volksschule in Altneudorf
1890
Lehre als Müller in Ludwigshafen am Rhein
Wanderschaft in Deutschland
1894
Eintritt in die SPD
Tätigkeit als Müllergeselle
1898
Führender Funktionär im Mühlenarbeiterverband
1900
Vorsitzender des Gewerkschaftskartells
1901
Nebenamtlicher Gauleiter in Ludwigshafen am Rhein
1902
Aufsichtsratsmitglied des Konsumvereins in Ludwigshafen am Rhein
1903
Leiter des städtischen Arbeitsamtes in Ludwigshafen am Rhein
November 1905
Hauptamtlicher zweiter Vorsitzender im Hauptvorstand des Mühlenarbeiterverbandes in Altenburg
1908
Redakteur der SPD-Zeitung »Volksstimme« in Mannheim
1911
Stadtrat und Mitglied der Kreisversammlung in Mannheim
Während des Ersten Weltkrieges Dezernent des Lebensmittelamts in Hamburg, ab Februar 1918 beim Landsturm
November 1918
Leiter des Landesausschusses der Arbeiter- und Soldatenräte in Baden
Januar 1919
Erster Vizepräsident der badischen Nationalversammlung
1919
Mitglied des Reichsrats
1919
Mitglied des Generalrats des Zentralverbands Deutscher Konsumvereine
April 1919
Minister des Inneren in Baden
November 1922
Staatspräsident in Baden
1925
Minister für Kultus und Unterricht in Baden
November 1927
Erneut Staatspräsident in Baden
November 1929
Minister für Kultus und Unterricht sowie der Justiz in Baden
1931
Geschäftsführer der Druckereibetriebe und des Verlags der »Volksstimme« in Mannheim
1932
Übersiedelung nach Hamburg
1932
Hauptamtliches Mitglied des Generalrats und des Ausschusses des Zentralverbands Deutscher Konsumvereine in Hamburg
nach 1934
Betrieb des kleinen Kaffeeversandhandels Ettlinger und Co. in Hamburg
nach 1945
Führend am Wiederaufbau der Konsumgenossenschaftsbewegung beteiligt
März 1947
Geschäftsführer im Hauptvorstand des Zentralverbandes Deutscher Konsumvereine in Hamburg
1948
Mitglied des Wirtschaftsrates der Vereinigten Wirtschaftsgebiete in Frankfurt am Main
Rezeption
1926
Ehrendoktor der Universität Freiburg im Breisgau (April 1935 Aberkennung, Mai 1946 Erneuerung)
1948
Ehrenbürger der Stadt Karlsruhe
Namenspatron der Adam-Remmele-Schule in Karlsruhe
Literatur
Hermann Weber und Jörg Schadt: Politik für Mannheim. 100 Jahre SPD-Gemeinderatsfraktion, Mannheim 1978, S. 77-78.
Jörg Schadt (Hrsg.): Wie wir den Weg zum Sozialismus fanden. Erinnerungen badischer Sozialdemokraten, Stuttgart 1981, S. 56-62.
Andreas Cser: Vom Altneudorfer Müllergesellen zum badischen Staatspräsidenten. Adam Remmele, in: Schönauer Geschichtsblätter, 3, 1983, S. 25-36.
Gerhard Kaller: Baden 1918-1933, in: Die Regierungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten 1815-1933, hrsg. von Klaus Schwabe, Boppard am Rhein 1983, S. 154-155, 318.
Ludwig Marum: Briefe aus dem Konzentrationslager Kislau, hrsg. von Elisabeth Marum-Lunau, Jörg Schadt, Karlsruhe 1984, S. 122.
Gerhard Kaller: Adam Remmele, in: Badische Biographien, 2, 1987, S. 225-228.
Schröder 1995, S. 672-673.
Weik 2003, S. 300.