Carl Diez

Verfolgung
1933
Diez verliert 1933 aus politischen Gründen alle seine Ämter im landwirtschaftlichen Bank- und Genossenschaftswesen.
Sommer 1933
Zwei Töchter von Diez, die bei den Arbeitsämtern Ravensburg und Villingen beschäftigt sind, werden im Sommer 1933 aus politischen Gründen entlassen. Sie wandern später nach Südamerika aus.
21.09.1933
Diez wird am 21. September 1933 in »Schutzhaft« genommen und im Gefängnis Radolfzell inhaftiert. Am 1. November 1933 wird er aus der Haft entlassen. Nach seiner Entlassung wird er durch die Gestapo überwacht.
1934
Diez' ältestem Sohn Theopont wird wegen der »politischen Unzuverlässigkeit des Vaters« 1934 trotz bestandener Assessorexamen die Übernahme in den Staatsdienst verweigert.
28.06.1944
Diez wird am 28. Juni 1944 zusammen mit seiner Tochter Jolanda im Gefängnis Konstanz wegen Hörens ausländischer Sender in Untersuchungshaft genommen und im Gefängnis in Konstanz inhaftiert. Am 19. Juli 1944 wird er aus der Haft entlassen.
23.08.1944
Diez wird am 23. August 1944 im Rahmen der »Aktion Gewitter« verhaftet und in Konstanz inhaftiert. Er wird am 20. September auf Intervention seines Sohnes Theopont aus der Haft entlassen.
Biografie
Sohn eines Schneidermeisters
1884
Volksschule in Öhningen
1893
Landwirtschaftliche Winterschule in Radolfzell
1897
Gutsverwalter in Bayern, Hessen-Nassau und Württemberg
1898
Militärdienst in Ludwigsburg
1904
Übernahme der Güterbestätterei des Schwiegervaters in Radolfzell
1912
Mitglied des Reichstags
1914
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, zunächst in Kehl, dann im Elsass und in Karlsruhe, ab 1917 als Wirtschaftsoffizier in Rumänien im Rang eines Vizefeldwebels
1916
Mitglied des Vorstandes des Vorschussvereins Radolfzell
1918
Vorsitzender des Bezirksbauernrats Konstanz
1918
Präsident des Deutschen Transport- und Verkehrsgewerbes
26.08.1921
Diez begleitet den ehemaligen Reichsfinanzminister Mathias Erzberger, als dieser nahe Bad Griesbach bei einem Attentat ermordet wird. Diez selbst wird schwer verletzt.
1922
Aufsichtsratsvorsitzender der Obstbaugenossenschaft Radolfzell
1922
Präsident der Landwirtschaftlichen Bezirksgenossenschaft Radolfzell-Überlingen
1922
Vorstandsmitglied des Badischen Bauernvereins
1926
Beteiligung an der Gründung der Milchwerk-Genossenschaft Radolfzell
Vorsitzender des Versuchsrings Bodensee-Hegau
Mitglied des Bezirksausschusses der landwirtschaftlichen Winterschule Radolfzell
Präsident des katholischen Männervereins
Mitglied im Aufsichtsrat der Badischen Landwirtschaftsbank Karlsruhe
Während des Zweiten Weltkriegs unterhält Diez Kontakte zu der Widerstandsgruppe um den ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler. Laut eigener Aussage war er ab Januar 1943 über das geplante Attentat auf Hitler unterrichtet.
1945
Gemeinderat in Radolfzell
Februar 1946
Mitbegründer der Badischen Christlich-Sozialen Volkspartei (BCSV)
März 1946
Ministerialdirektor mit Bezeichnung Landwirtschaftsminister in der Regierung des Landes Baden in Freiburg, Rücktritt aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit der französischen Besatzungsmacht
Rezeption
1961
Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes
1965
Ehrenbürger der Gemeinde Öhningen
Literatur
Paul Ludwig Weinacht: Die CDU in Baden-Württemberg und ihre Geschichte, Stuttgart 1978, S. 92.
Herbert Berner (Hrsg.): Öhningen 1988. Beiträge zur Geschichte von Öhningen, Schienen und Wangen, Singen 1988, S. 307.
Schumacher 1995, S. 92.
Reiner Haehling von Lanzenauer: Carl Diez, in: Baden-Württembergische Biographien, Band 3, 2002, S. 32-34.