Carl Diez

Parlament

1919
Deutsche Nationalversammlung (Zentrumspartei, Wahlkreis 33 Baden)

1920
Reichstag (Zentrumspartei, Wahlkreis 35 Baden, ab 1924 Wahlkreis 32 Baden)

Partei vor 1933 Deutsche Zentrumspartei

nach 1945 Badische Christlich-Soziale Volkspartei (BCSV)
Geburt 08.01.1877, Öhningen
Ehe Stefanie geb. Vogler (1902)
Beruf Landwirt, Güterbestätter
Kinder 9
Konfession Römisch-katholisch
Verstorben 24.06.1969, Radolfzell

Verfolgung

1933
Diez verliert 1933 aus politischen Gründen alle seine Ämter im landwirtschaftlichen Bank- und Genossenschaftswesen.

Sommer 1933
Zwei Töchter von Diez, die bei den Arbeitsämtern Ravensburg und Villingen beschäftigt sind, werden im Sommer 1933 aus politischen Gründen entlassen. Sie wandern später nach Südamerika aus.

21.09.1933
Diez wird am 21. September 1933 in »Schutzhaft« genommen und im Gefängnis Radolfzell inhaftiert. Am 1. November 1933 wird er aus der Haft entlassen. Nach seiner Entlassung wird er durch die Gestapo überwacht.

1934
Diez' ältestem Sohn Theopont wird wegen der »politischen Unzuverlässigkeit des Vaters« 1934 trotz bestandener Assessorexamen die Übernahme in den Staatsdienst verweigert.

28.06.1944
Diez wird am 28. Juni 1944 zusammen mit seiner Tochter Jolanda im Gefängnis Konstanz wegen Hörens ausländischer Sender in Untersuchungshaft genommen und im Gefängnis in Konstanz inhaftiert. Am 19. Juli 1944 wird er aus der Haft entlassen.

23.08.1944
Diez wird am 23. August 1944 im Rahmen der »Aktion Gewitter« verhaftet und in Konstanz inhaftiert. Er wird am 20. September auf Intervention seines Sohnes Theopont aus der Haft entlassen.

Biografie

Sohn eines Schneidermeisters

1884
Volksschule in Öhningen

1893
Landwirtschaftliche Winterschule in Radolfzell

1897
Gutsverwalter in Bayern, Hessen-Nassau und Württemberg

1898
Militärdienst in Ludwigsburg

1904
Übernahme der Güterbestätterei des Schwiegervaters in Radolfzell

1912
Mitglied des Reichstags

1914
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, zunächst in Kehl, dann im Elsass und in Karlsruhe, ab 1917 als Wirtschaftsoffizier in Rumänien im Rang eines Vizefeldwebels

1916
Mitglied des Vorstandes des Vorschussvereins Radolfzell

1918
Vorsitzender des Bezirksbauernrats Konstanz

1918
Präsident des Deutschen Transport- und Verkehrsgewerbes

26.08.1921
Diez begleitet den ehemaligen Reichsfinanzminister Mathias Erzberger, als dieser nahe Bad Griesbach bei einem Attentat ermordet wird. Diez selbst wird schwer verletzt.

1922
Aufsichtsratsvorsitzender der Obstbaugenossenschaft Radolfzell

1922
Präsident der Landwirtschaftlichen Bezirksgenossenschaft Radolfzell-Überlingen

1922
Vorstandsmitglied des Badischen Bauernvereins

1926
Beteiligung an der Gründung der Milchwerk-Genossenschaft Radolfzell

Vorsitzender des Versuchsrings Bodensee-Hegau

Mitglied des Bezirksausschusses der landwirtschaftlichen Winterschule Radolfzell

Präsident des katholischen Männervereins

Mitglied im Aufsichtsrat der Badischen Landwirtschaftsbank Karlsruhe

Während des Zweiten Weltkriegs unterhält Diez Kontakte zu der Widerstandsgruppe um den ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler. Laut eigener Aussage war er ab Januar 1943 über das geplante Attentat auf Hitler unterrichtet.

1945
Gemeinderat in Radolfzell

Februar 1946
Mitbegründer der Badischen Christlich-Sozialen Volkspartei (BCSV)

März 1946
Ministerialdirektor mit Bezeichnung Landwirtschaftsminister in der Regierung des Landes Baden in Freiburg, Rücktritt aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit der französischen Besatzungsmacht

Rezeption

1961
Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes

1965
Ehrenbürger der Gemeinde Öhningen

Literatur

Paul Ludwig Weinacht: Die CDU in Baden-Württemberg und ihre Geschichte, Stuttgart 1978, S. 92.

Herbert Berner (Hrsg.): Öhningen 1988. Beiträge zur Geschichte von Öhningen, Schienen und Wangen, Singen 1988, S. 307.

Schumacher 1995, S. 92.

Reiner Haehling von Lanzenauer: Carl Diez, in: Baden-Württembergische Biographien, Band 3, 2002, S. 32-34.

Dokumente

Lebenslauf von Carl Diez

Im Rahmen seines Wiedergutmachungsverfahrens verfasste Diez 1946 einen kurzen Lebenslauf, in dem er auch seine politische Verfolgung schilderte.