Christian (Daniel) Nußbaum

Parlament

1929
Landtag der Republik Baden (SPD, Wahlkreis 7 Freiburg-Land-Neustadt-Staufen-Waldkirch)

Partei vor 1933 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

nach 1945 -
Geburt 09.07.1888, Straßburg
Ehe Emma geb. Eberle
Beruf Kaufmann
Kinder Unbekannt
Konfession Evangelisch, später konfessionslos
Verstorben 25.06.1939, Wiesloch

Verfolgung

17.03.1933
Zwei Polizisten kommen am 17. März 1933 um 4:15 Uhr zu Nußbaums Wohnung in Freiburg im Breisgau, um ihn in »Schutzhaft« zu nehmen. Nußbaum, der später beteuert, er habe nicht gewusst, dass es sich um die Polizei handelte, öffnet nicht die Wohnungstür, sondern schließt sich in seinem Schlafzimmer ein. Als es den Polizisten gelingt, die Wohnungstür zu öffnen, schießt Nußbaum auf sie. Ein Polizist stirbt sofort, der andere erliegt mehrere Tage später seinen Verletzungen. Nussbaum wird in Untersuchungshaft genommen und am 20. März 1933 in die Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch überstellt. Im November 1933 erklärt das Landgericht Freiburg Nußbaum, der sich ab 1932 in psychiatrischer Behandlung befand, für unzurechnungsfähig, sodass es keinen Gerichtsprozess gegen Nußbaum gibt. (Die badische Regierung nutzt den Vorfall um Nußbaum jedoch für ein verschärftes Vorgehen gegen die Arbeiterbewegung: Sie verhaftet im März 1933 zahlreiche badische Landtagsabgeordnete der SPD und der KPD.)

Biografie

Sohn eines Kaufmanns

Volksschule und Mittelschule in Straßburg

1902
Lehre an der Kunstgewerbeschule in Straßburg

Studium der Rechtswissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin

1911
Eintritt in die SPD

1914
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, unter anderem an der Somme und in Rumänien

1919
Mitglied des Oberausschusses für Kriegsschäden in Berlin

1922
Sachverständigenbeisitzer im Reichswirtschaftsgericht

Mitglied im Beirat des Rechtsministeriums des Innern

1927
Umzug nach Freiburg, dort Tätigkeit als Kaufmann

25.06.1939
Nussbaum stirbt in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch.

Rezeption

2004
»Stolperstein« (Gedenkstein) vor Nußbaums ehemaligem Wohnhaus in der Barbarastraße 1 in Freiburg im Breisgau

2005
»Stolperstein« (Gedenkstein) vor Nußbaums ehemaligem Wohnhaus in der Landsknechtstraße 9 in Freiburg im Breisgau

2013
»Stolperstein« (Gedenkstein) vor dem Ständehaus in Karlsruhe (2017 entfernt)

Literatur

Horst Rehberger: Die Gleichschaltung des Landes Baden 1932/33, Heidelberg 1966, S. 122-124.

Heiko Haumann (Hrsg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Von der badischen Herrschaft bis zur Gegenwart, 3, Stuttgart 1992, S. 304.

Schumacher 1995, S. 113.

Schröder 1995, S. 636.

Marlis Meckel: Den Opfern ihre Namen zurückgeben. Stolpersteine in Freiburg, Freiburg im Breisgau 2006, S. 27-30.

Ute Scherb: Freiburg im Nationalsozialismus. Eine Stadt gibt sich ein braunes Gesicht, in: Schau-ins-Land. Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland, 127, 2008, S. 139-140.