Emil Henk

Verfolgung
04.10.1934
Henk leitet unter dem Decknamen »Rechberg« eine sozialistische Widerstandsgruppe im Rhein-Neckar-Raum (Gruppe Rechberg). Am 4. Oktober 1934 wird er deshalb verhaftet und im Gefängnis in Mannheim in Untersuchungshaft genommen. Er soll wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt werden. Am 20. März 1935 wird Henk in das Gerichtsgefängnis Karlsruhe überstellt. Da die Beweise für eine Verurteilung wegen Vorbereitung zum Hochverrat nicht ausreichen, wird Henk am 29. März 1935 vom Oberlandesgericht Karlsruhe wegen Verstoßes gegen das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien zu einem Jahr und acht Monaten Haft verurteilt (abzüglich der bereits verbüßten fünf Monate Untersuchungshaft). Am 4. April 1935 wird Henk in das Landesgefängnis Mannheim überstellt. Dort wird er am 29. Juni 1936 aus der Haft entlassen.
1936
Nach seiner Haftentlassung nimmt Henk die illegalen Kontakte zu Gesinnungsgenossen wieder auf und setzt seine Widerstandsaktivitäten fort. Es finden zahlreiche geheime Treffen in Henks Wohnhaus in Heidelberg statt. Ab 1939 nimmt Henk ferner an Treffen der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis teil. Vermutlich ist Henk in den Planungen des Kreisauer Kreises im Fall eines geglückten Umsturzes als badischer »Landesverwalter« vorgesehen. Nur durch eine Ermittlungspanne entgeht Henk den Verfolgungen nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944.
1938
Henk wird 1938 von den NS-Behörden aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Er erhält damit faktisch ein Publikationsverbot.
Biografie
Volksschule
Realgymnasium in Heidelberg
Mitglied des Wandervogels (Jugendbewegung)
Studium der Nationalökonomie in München
ab 1914
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, 1916 bei Verdun verwundet
ab 1920
Studium der Volkswirtschaft, der Literaturwissenschaft und der Kunstgeschichte in Heidelberg
Kontakte zum George-Kreis (Gruppe um den Dichter Stefan George)
ab 1923
Tätigkeit als freier Schriftsteller und Journalist
1926
Eintritt in die SPD
1933
Eintritt in den Reichsverband deutscher Schriftsteller
1938
Teilhaber, ab 1943 Inhaber einer pharmazeutischen Großhandlung
1945
Mitglied des Stadtrates in Heidelberg
10.05.1945
Amtsleiter für Unterricht und Kultus im Oberregierungspräsidium Mittelrhein-Saar
ab 1946
Mitglied des Heidelberger Kreisverbandes der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)
ab 1947
Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Heidelberg
1949
Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Hilfswerk 20. Juli 1944
ab 1951
Mitglied des Vorstandes, ab 1957 Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Volkshochschule
Rezeption
1963
Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1965
Ehrenbürger der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Literatur
Emil Henk: Die Tragödie des 20. Juli 1944. Ein Beitrag zur politischen Vorgeschichte, Heidelberg 1946.
Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Kreis Mannheim (Hrsg.): 100 Jahre SPD in Mannheim. Eine Dokumentation, Mannheim 1967, S. 68-73.
Richard Henk (Hrsg.): In memoriam Emil Henk 1893-1969. Erinnerungen seiner Freunde, Heidelberg 1970.
Friederike Reutter: Heidelberg 1945-1949. Zur politischen Geschichte einer Stadt in der Nachkriegszeit, Heidelberg 1994, S. 59, 62, 173, 178-183, 201, 326-327.
Klaus Eisele: Die »Aktion Goerdeler«. Mitverschwörer des 20. Juli 1944 im deutschen Südwesten. Biographische Skizzen, in: 20. Juli 1944 in Baden und Württemberg, hrsg. von Rudolf Lill und Michael Kißener, Konstanz 1994, S. 179-180.
Jürgen C. Heß (Hrsg.): Heidelberg 1945, Stuttgart 1996, S. 208, 340.
Weik 2003, S. 64.
Peter Zimmermann: Theodor Haubach (1896-1945). Eine politische Biographie, München, Hamburg 2004, S. 92-95, 98-101, 351, 377, 380, 408.