Franz Mittelbach

Verfolgung
nach 1933
Mittelbach gilt bei den nationalsozialistischen Behörden als »jüdisch versippt«, weil er mit der Jüdin Margarete geb. Rothschild verheiratet ist. Mittelbachs Verlag (Ernst Heinrich Moritz Verlag) hat daher mit verschiedenen Repressalien zu kämpfen. Insbesondere wird der Verlag nicht in das amtliche Adressbuch des deutschen Buchhandels aufgenommen. Ferner werden seine Publikationen nicht in amtlichen Bibliografien aufgeführt.
Juli 1937
Die Reichsschrifttumskammer erteilt Mittelbach im Juni 1937 Berufsverbot als Verleger. Dadurch ist Mittelbach gezwungen, seinen Verlag im Mai 1938 zu verkaufen. Käufer ist die Union Deutsche Verlagsgesellschaft Roth & Co. in Berlin. (Mittelbach war bereits vor dem Verkauf Mitglied des Verwaltungsrats der Union Deutsche Verlagsgesellschaft Roth & Co. und bleibt dies auch nach dem Verkauf.)
1939
Mittelbachs Kinder Gabriele und Franz-Günther verlassen 1939 Deutschland. Mittelbachs jüdische Ehefrau Margarete geb. Rothschild flieht im selben Jahr nach England.
Biografie
Sohn eines Zeitungsverlegers
Volksschule
1905
Übersiedelung nach Stuttgart
Tätigkeit bei Verlagen in Leipzig, Stuttgart und Wien
1910
Mittelbach kauft den Stuttgarter Verlag Ernst Heinrich Moritz.
1912
Mitglied der Stuttgarter Freimaurerloge Zur Wahrheit und Treue
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg
1918
Vorsitzender der Stuttgarter Verlergervereinigung
1919
Mitbegründer des Vereins Süddeutsche Vogelwarte
1923
Leiter der Stuttgarter Buchmesse
1923
Mitglied der Stuttgarter Freimaurerloge Vorwärts zum Licht
Vorstandsmitglied des Württembergischen Buchhändlervereins
1930
Mitglied der Stuttgarter Freimaurerloge Lessing zu den drei Ringen
1945
Präsident der Industrie- und Handelskammer Stuttgart
Oktober 1945
Verlegerlizenz der amerikanischen Militärregierung und Leiter der Deutschen Verlags-Anstalt
1946
Meister vom Stuhl der Stuttgarter Freimaurerloge Furchtlos und Treu
Rezeption
1952
Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1953
Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer Stuttgart
Große Ehrenplakette der Industrie- und Handelskammer Stuttgart
Ehrensenator der Universität Tübingen
Literatur
Franz Mittelbach 80 Jahre alt, in: Zeitschrift für Kulturaustausch, 12, 1962, S. 291.
Zum Tode eines verdienten Verlegers, in: Stuttgarter Zeitung, Nr. 280, 5. Dezember 1967.
Abschied von Franz Mittelbach, in: Stuttgart Zeitung, Nr. 282, 7. Dezember 1967.
Weik 2003, S. 101.
Rainer Braun: Franz Mittelbach, in: Gelebte Utopie. Auf den Spuren der Freimaurer in Württemberg, bearb. von Albrecht Ernst, Regina Grünert, Stuttgart 2017, S. 144.