Friedrich Haux

Verfolgung
25.03.1933
Haux wird am 25. März 1933 verhaftet und in Balingen mehrere Tage in »Schutzhaft« genommen.
Mitte 1933
Das Elektrizitätswerk der Firma Haux versorgt die Stadt Ebingen mit Strom. Ab Mitte 1933 versucht die Stadt - vermutlich auch aus politischen Gründen -, das Vertragsverhältnis zu kündigen. Insbesondere untersagt die Stadt im September 1933 der Firma Haux das Wegenutzungsrecht für die Stromleitungen. Die Firma Haux ficht die Entscheidung jedoch gerichtlich an und gewinnt 1934 den Prozess.
Mitte 1933
Haux ist Mitglied des Gemeinderats in Ebingen. Der nationalsozialistisch dominierte Gemeinderat versucht ab Mitte 1933 erfolglos, Haux aus diesem Amt zu drängen. Unter anderem bittet der Ebinger Bürgermeister Emil Hayer Mitte Mai 1934 die Stuttgarter Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung um Hilfe und behauptet, Haux sei nach seiner Entlassung aus der »Schutzhaft« jede politische Betätigung verboten worden. Die württembergische Politische Polizei bescheinigt Haux in der Folge jedoch, dass er - trotz seiner Haft - für den Gemeinderat politisch tragbar sei. Haux verliert sein Amt als Gemeinderat schließlich im März 1935 nach dem Inkrafttreten der neuen Deutschen Gemeindeordnung, die die Neubildung der Gemeinderäte verfügt.
Dezember 1937
Albert Haux, der Bruder von Friedrich Haux und Mitinhaber der Firma Haux, wird im Dezember 1937 kurzzeitig in »Schutzhaft« genommen.
1938
Die NS-Behörden gehen aus politischen Gründen gegen die Firma Haux vor: Sie verfügen 1938 eine vorübergehende Stilllegung der Abteilung Feintrikotagen. Von März bis Oktober 1942 erfolgt eine weitere Stilllegung des Betriebs. Im Anschluss daran wird die Zuteilung von Garn an die Firma Haux stark reduziert.
August 1944
Die Gestapo beabsichtigt im August 1944, Haux im Rahmen der »Aktion Gewitter« zu verhaften. Der Ebinger Fabrikant Alfred Stotz setzt sich jedoch bei den Stuttgarter NS-Behörden für Haux ein, sodass die Verhaftung nicht durchgeführt wird.
April 1945
Die Gestapo beabsichtigt Haux im April 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs hinzurichten. Aufgrund des Einmarschs der französischen Armee in Ebingen kann die Hinrichtung jedoch nicht mehr vollzogen werden.
Biografie
1893
Volks- und Lateinschule in Ebingen
1898
Gymnasium in Straßburg
1903
Gymnasium und Oberrealschule in Reutlingen
1906
Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim Feldartillerie-Regiment Nr. 49 in Ulm
1907
Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen, Berlin und Heidelberg
1913
Erste höhere Justizdienstprüfung
1913
Promotion Dr. jur.
1914
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg im Rang eines Leutnants
Eintritt in den höheren Justiz- und Finanzdienst
1920
Zweite höhere Justizdienstprüfung
1920
Justiziar bei der Reichstreuhandgesellschaft in Stuttgart
1922
Regierungsrat im Finanzamt Stuttgart
ab 1925
Geschäftsführer der Firma des Vaters: Haux Spinnerei und Trikotwarenfabrik in Ebingen
1931
Mitglied des Gemeinderats in Ebingen, bis 1933 Stellvertretender Bürgermeister
1931
Mitglied der Kreisversammlung Ebingen
Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins in Ebingen
nach 1945
Präsident Industrie- und Handelskammer Reutlingen
Mitglied des Hauptausschusses des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHT) in Frankfurt am Main
1946
Erneut Stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Ebingen
Vorsitzender des Industrieverbands Balingen
Mitglied im Ausschuss der Fachverbände der Textilindustrie
Rezeption
1952
Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Literatur
Thomas Schnabel: Württemberg zwischen Weimar und Bonn 1928 bis 1945/46, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1986, S. 293.
Stephan Link: Der Fall Haux. Unternehmerkonflikte im Nationalsozialismus: wiederholten Stillegungsversuchen getrotzt, in: Heimatkundliche Blätter Balingen, 42, 1995, S. 993-995.
Andreas Zekorn (Bearb.): Blau-weiß-rot. Leben unter der Trikolore. Die Kreise Balingen und Hechingen in der Nachkriegszeit 1945 bis 1949, Stuttgart 1999, S. 125.
Weik 2003, S. 61.
Gerhard Penck. Die phantastische Geschichte der Villen des Friedrich Haux, Tübingen 2008, S. 23.
Gerhard Hauser: Albstadt. Von der Industrialisierung bis zum Zusammenschluss 1975, Albstadt 2015, S. 101-102, 104, 113-114, 151-153.