Georg Lechleiter

Parlament

1924
Landtag der Republik Baden (KPD, Wahlkreis 5 Karlsruhe, ab 1929 Wahlkreis 18 Mannheim)

Partei vor 1933 Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP)
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)

nach 1945 -
Geburt 14.04.1885, Appenweier
Ehe Anna geb. Häberli verw. Lüthi (1930)
Beruf Schriftsetzer, Redakteur, Parteifunktionär
Kinder 1
Konfession Römisch-katholisch, später konfessionslos
Verstorben 15.09.1942, Stuttgart

Verfolgung

17.03.1933
Lechleiter wird am 17. März 1933 verhaftet und in »Schutzhaft« genommen. Zunächst wird er im Gefängnis in Mannheim, dann im Konzentrationslager Ankenbuck inhaftiert. Am 13. März 1934 wird er in das Konzentrationslager Kislau überstellt. Dort wird er vermutlich im März 1935 aus der Haft entlassen.

01.01.1941
Ab 1941 baut Lechleiter in Mannheim eine Widerstandsgruppe aus Kommunisten, Sozialdemokraten und parteilosen Arbeitern auf (Lechleiter-Gruppe). Von September bis Dezember 1941 druckt die Gruppe vier Ausgaben der illegalen Zeitung »Der Vorbote«, die Informationen über den Krieg und die wirtschaftliche Lage Deutschlands enthält. Am 26. Februar 1942 wird Lechleiter (zusammen mit zahlreichen anderen Mitgliedern der Lechleiter-Gruppe) durch die Gestapo verhaftet und in Mannheim in Untersuchungshaft genommen. Am 15. Mai 1942 verurteilt der Volksgerichtshof in Mannheim Lechleiter wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode. Am Morgen des 15. September 1942 wird Lechleiter in Stuttgart durch das Fallbeil enthauptet.

Biografie

Sohn eines Kleinbauern

1892
Volksschule in Appenweier

Lechleiter besucht ein Priesterseminar, das er nach einigen Wochen wieder verlässt.

1900
Ausbildung zum Schriftsetzer bei der Druckerei Sturm in Oberkirch

Wanderschaft als Schriftsetzer in Baden und der Schweiz

1903
Schriftsetzer in Bretten, in St. Blasien und in Emmendingen

1912
Aufenthalt in der Schweiz, dort Eintritt in die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP), während des Ersten Weltkriegs in der Schweiz als Kriegsverweigerer

Februar 1919
Übersiedelung nach Mannheim, dort Leiter einer Buchhandlung für sozialistische Literatur

1919
Mitbegründer der KPD in Mannheim

1920
Sekretär der KPD-Bezirksleitung Baden

1922
Mitglied des Gemeinderats in Mannheim

1922
Mitbegründer und Redakteur der kommunistischen »Arbeiter-Zeitung« in Mannheim

Februar 1923
Vom Staatsgerichtshof in Leipzig wegen Aufrufs zum Hochverrat zu 13 Monaten Festungshaft verurteilt, anschließend Haft in Gollnow in der Nähe von Stettin

April 1935
Dienstverpflichtet am Westwall tätig

1937
Schriftsetzer in Mannheim

Rezeption

1945
Namenspatron des Georg-Lechleiter-Platzes in Mannheim

1972
Gedenktafel am letzten Wohnhaus Lechleiters in Mannheim

1988
Denkmal für die Mitglieder der Widerstandsgruppe Lechleiter auf dem Georg-Lechleiter-Platz

2001
Nennung auf einer Stele für NS-Justizopfer auf dem Bergfriedhof Heidelberg

2019
Nennung auf einer Stelle für die Hingerichteten im Stuttgarter Justizgebäude

Literatur

Erich Matthias, Hermann Weber: Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Mannheim, Mannheim 1984, S. 323-347.

Schumacher 1995, S. 93.

Weber Herbst 2008, S. 533.

Peter Bahn, Alexander Kipphan: Brettener Köpfe. 21 Lebensbilder und Persönlichkeiten, Karlsruhe 2010, S. 78-81.

Karl-Heinz Schwarz-Pich: Georg Lechleiter, in: Badische Biographien, 6, 2011, S. 251-254.

Sebastian Gewert: Georg Lechleiter. Kopf des KPD-Widerstands in Mannheim, in: Mut bewiesen. Widerstandsbiographien aus dem Südwesten, hrsg. von Angela Borgstedt, Sibylle Thelen, Reinhold Weber, Stuttgart 2017, S. 91-98.