Hermann Böning

Verfolgung
Anfang 1933
Böning flüchtet Anfang 1933 in die Schweiz nach Basel. Von dort aus setzt er seine politische Arbeit für die KPD fort. Mit falschen Papieren überquert er mehrfach die deutsche Grenze, trifft Gesinnungsgenossen und verteilt Flugblätter. Am 5. August 1933 wird er bei einem geplanten Treffen mit seiner Lebensgefährtin Maria Schnepf in der Nähe von Ettlingen verhaftet und im Bezirksgefängnis Karlsruhe inhaftiert. Am 2. Februar 1935 verurteilt das Oberlandesgericht Karlsruhe Böning wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Urkundenfälschung zu sechs Jahren Zuchthaus. Außerdem werden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte für fünf Jahre aberkannt. Böning wird zunächst im Gefängnis Bruchsal inhaftiert, am 23. März 1936 wird er in das Gefängnis Hohenasperg verlegt.
02.10.1939
Böning stirbt am 2. Oktober 1939 als Häftling des Gefängnisses Hohenasperg. Den NS-Behörden zufolge kommt Böning während eines Gefangenentransports ums Leben. Das Transportfahrzeug soll auf dem Weg vom Hohenasperg nach Asperg hinunter ins Schleudern geraten und der Anhänger, auf dem sich Böning befand, gegen eine Mauer gestoßen sein. Böning soll dabei einen tödlichen Schädelbruch erlitten haben. Unklar ist, ob diese Darstellung zutrifft oder ob Böning ermordet wurde.
Biografie
Sohn eines Kupferschmieds und Bruder des ebenfalls verfolgten Abgeordneten Franz Böning
1908
Lehre als Schlosser
1914
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg
Nach dem Ersten Weltkrieg Lokomotivführer bei der Deutschen Reichsbahn in Heidelberg
1919
Mitglied des Spartakusbunds
1920
Mitglied der KPD
1923
Stadtrat in Heidelberg
1924
Böning erhält wegen der Organisation einer verbotenen Demonstration eine sechsmonatige Gefängnisstrafe. Die Verurteilung zieht ein Berufsverbot und den Verlust des Mandats als Stadtrat nach sich.
1929
Hauptamtlicher Sekretär des KPD-Unterbezirks Karlsruhe
1930
Stadtrat in Karlsruhe
Frühjahr 1932
Ausbilder und Organisator für den KPD-Unterbezirk Lörrach-Waldshut
Rezeption
2011
»Stolperstein« (Gedenkstein) in der Kaiserstraße 42 in Heidelberg
2013
»Stolperstein« (Gedenkstein) vor dem Neuen Ständehaus in Karlsruhe
Literatur
Jörg Schadt (Bearb.): Verfolgung und Widerstand unter dem Nationalsozialismus in Baden. Die Lageberichte der Gestapo und der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe 1933-1940, Stuttgart 1976, S. 309.
Röder 1980, 1, S. 77.
Thomas Schnabel (Hrsg.): Formen des Widerstandes im Südwesten 1933-1945. Scheitern und Nachwirken, Stuttgart 1994, S. 30, 33.
Schumacher 1995, S. 15.
Ursula Krause-Schmitt (Red.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Baden-Württemberg II, Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen, 5, 2, Frankfurt am Main 1997, S. 31, 166.
Weik 2003, S. 292.
Weber Herbst 2008, S. 127.
Schumacher 1995, S. 15.
Dokumente

Brief von Franz Böning
Seit dem 23. März 1936 befand sich Hermann Böning im Gefängnis Hohenasperg. Am 14. Oktober 1936 erhielt er von seinem Bruder Franz einen Brief, in dem dieser auf Hermanns Zukunftspläne, nach der Haft eine Hühnerzucht zu betreiben, einging.