Dr. E.h. Hermann Veit

Parlament

1946
Vorläufige Volksvertretung Württemberg-Baden (Vertreter der Oberbürgermeister)

1946
Verfassungsgebende Landesversammlung Württemberg-Baden (SPD, Wahlkreis 2 Karlsruhe)

1946
Landtag Württemberg-Baden (SPD, Wahlkreis 2 Karlsruhe, ab 1950 Landesliste)

1949
Deutscher Bundestag (SPD, Wahlkreis 175 Karlsruhe-Stadt, ab 1953 Landesliste)

1956
Landtag Baden-Württemberg (SPD, Wahlkreis Karlsruhe-Stadt II)

Partei vor 1933 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

nach 1945 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Geburt 13.04.1897, Karlsruhe
Ehe Erika geb. Hofmann (1928)
Beruf Jurist, Rechtsanwalt, Landesminister
Kinder 2
Konfession Evangelisch
Verstorben 15.03.1973, Karlsruhe

Verfolgung

16.08.1938
Veit ist Rechtsanwalt in Karlsruhe. Zu seinen Klienten gehören Juden, Sozialdemokraten und katholische Geistliche. Im November 1937 vertritt Veit als Strafverteidiger vor dem Schöffengericht des Landgerichts Karlsruhe einen Mann, dessen Partnerin wegen Schwangerschaftsabbruchs verurteilt wurde. Die Rechtsanwaltskammer deutet Veits Plädoyer als eine persönliche Befürwortung der Abtreibung und damit implizite Kritik an der Position des NS-Staats. Oberlandesgerichtspräsident Heinrich Reinle erteilt Veits Kanzlei deshalb am 16. August 1938 ein generelles Beschäftigungsverbot von Referendaren und Assessoren.

Dezember 1938
Veits Ehefrau Erika Veit (geb. Hofmann) gilt nach nationalsozialistischen Rassekriterien als »Halbjüdin«. Im Dezember 1938 entzieht die badische Anwaltskammer Veit deshalb die Möglichkeit, Mandanten vor Militärgerichten zu vertreten.

01.09.1944
Veit wird nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 zum 1. September 1944 dienstverpflichtet zur Arbeit im Rüstungsbetrieb Süddeutsche Arguswerke Heinrich Koppenberg in Karlsruhe und zeitweise in Baden-Baden.

Biografie

1903
Volksschule und Gymnasium

1914
Abitur am Humanistischen Gymnasium Karlsruhe

1914
Als Freiwilliger Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg im 1. Badischen Feldartillerie-Regiment Großherzog Nr. 14 und als Leutnant der Reserve an der Westfront, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse

1919
Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Heidelberg und Leipzig

1921
Erstes juristisches Staatsexamen

1923
Zweites juristisches Staatsexamen

1923
Gerichtsassessor und Grundbuchbeamter in Durlach

1925
Tätigkeit in der Abteilung Hochschule im badischen Kultusministerium

Richter in Lahr, Waldshut und Pforzheim sowie Staatsanwalt in Gengenbach

1926
Rechtsanwalt in Karlsruhe

1926
Eintritt in die SPD

1932
Erfolglose Kandidatur für den Reichstag

bis 1934
Mitglied der illegalen SPD

April 1945
Internierung durch die französische Militärregierung in den Lagern Malschbach bei Baden-Baden und in Knielingen bei Karlsruhe

1945
Beteiligung am Wiederaufbau der SPD in Karlsruhe

1945
Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe

1946
Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident von Württemberg-Baden bzw. Baden-Württemberg

1947
Mitglied im Wirtschaftsrat der Bizone

1961
Vorsitzender der SPD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag

1966
Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag

1968
Vizepräsident des baden-württembergischen Landtags

Rezeption

1947
Ehrendoktor der Technischen Hochschule Karlsruhe

Ehrensenator der Universität Stuttgart

1955
Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

1965
Ehrenbürger der Stadt Karlsruhe

1972
Professorentitel des Landes Baden-Württemberg

1978
Namenspatron der Hermann-Veit-Straße in Karlsruhe

Literatur

Paul Feuchte: Männer der ersten Stunde, in: Initiative und Partnerschaft. Manfred Bulling zum 60. Geburtstag, hrsg. von Paul Feuchte, Baden-Baden 1990, S. 447-449.

Uwe Fahrer (Bearb.): Nachlaß Hermann Veit, Karlsruhe 1993.

Paul Feuchte: Hermann Veit, in: Baden-Württembergische Biographien, 1, 1994, S. 368-372.

Vierhaus Herbst 2002, S. 894.

Weik 2003, S. 268.

Angela Borgstedt: »Anwälte mit einer solchen Gesinnung gefährden das Ansehen des deutschen Rechtsanwaltstandes«. Die regimekritischen Verteidiger Karl Siegfried Bader und Hermann Veit, in: Badische Juristen im Widerstand 1933-1945, hrsg. von Angela Borgstedt, Konstanz 2004, S. 131-159.