Jakob Trumpfheller

Parlament

1928
Landtag der Republik Baden (SPD, Wahlkreis 6 Mannheim)

1946
Vorläufige Volksvertretung Württemberg-Baden (Vertreter der Gewerkschaften)

Partei vor 1933 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

nach 1945 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Geburt 09.01.1887, Erbach
Ehe Josefine geb. Hilger (1912)
Beruf Schlosser, Gewerkschaftsfunktionär
Kinder 4
Konfession Konfessionslos
Verstorben 13.04.1975, Mannheim

Verfolgung

11.03.1933
Trumpfheller wird am 11. März 1933 in Mannheim verhaftet und im Gefängnis Mannheim in »Schutzhaft« genommen. Am 6. April 1933 wird er aus der Haft entlassen.

02.05.1933
Trumpfheller wird am 2. Mai 1933 in Mannheim verhaftet und im Gefängnis Mannheim in »Schutzhaft« genommen. Am 3. Juli 1933 wird er in das Konzentrationslager Ankenbuck überstellt. Dort wird Trumpfheller am 21. November 1933 aus der Haft entlassen mit der Auflage, sich regelmäßig bei der Polizei zu melden.

16.05.1933
Trumpfheller ist Angestellter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) in Mannheim. Am 16. Mai 1933 wird er im Zuge der Gleichschaltung der Gewerkschaften entlassen.

nach November 1933
Nach seiner Entlassung als Gewerkschaftsangestellter im Mai 1933 ist Trumpfheller arbeitslos. Das Arbeitsamt Mannheim weigert sich mit dem Verweis auf seine »politische Unzuverlässigkeit«, ihn zu vermitteln. Trumpfheller ist daraufhin als Bezirksvertreter der Karlsruher Lebensversicherung tätig. Die Gestapo unterbindet jedoch diese Tätigkeit, indem sie bei zwei der Familien, die bei Trumpfheller Versicherungen abgeschlossen hatten, Hausdurchsuchungen durchführt.

04.10.1934
Trumpfheller wird am 4. Oktober 1934 verhaftet und im Gefängnis in Mannheim in Untersuchungshaft genommen. Er wird illegaler politischer Tätigkeit und der Vorbereitung zum Hochverrat beschuldigt. Das Untersuchungsverfahren gegen ihn muss jedoch aus Mangel an Beweisen eingestellt werden. Trumpfheller wird am 10. Januar 1935 aus der Haft entlassen.

26.04.1938
Trumpfheller wird verhaftet und im Gefängnis in Mannheim in Untersuchungshaft genommen. Ihm wird vorgeworfen, am 26. April 1938 in der Mannheimer Wirtschaft »Bleistift« sich kritisch über den NS-Antisemitismus und die nationalsozialistische Wochenzeitung »Der Stürmer« geäußert zu haben. In der Folge wird gegen Trumpfheller ein Verfahren wegen Vergehens gegen das »Heimtückegesetz« (Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen) eingeleitet, das im Mai 1938 eingestellt wird. Trumpfheller wird am 10. Mai 1935 aus der Haft entlassen.

30.07.1940
Trumpfheller wird am 30. Juni 1940 verhaftet und im Gefängnis in Mannheim in »Schutzhaft« genommen. Grund dafür ist ein Schriftstück mit Trumpfhellers Namen, das die NS-Behörden bei einer Durchsuchung in den besetzten Niederlanden gefunden hatten. Er wird am 10. August 1940 aus der Haft entlassen.

August 1944
Trumpfheller wird im August 1944 im Rahmen der »Aktion Gewitter« verhaftet und im Konzentrationslager Dachau in »Schutzhaft« genommen. Am 11. September 1944 wird er aus der Haft entlassen.

Biografie

Volksschule in Erbach

Gräflich Erbachsche Fachschule und Gewerbeschule in Baden-Baden

Lehre als Kunst- und Bauschlosser in Erbach und Baden-Baden

Wanderschaft als Schlosser durch die Schweiz, Baden und Norddeutschland

Umschulung zum Werkzeugschlosser

1906
Übersiedelung nach Mannheim, dort Tätigkeit in verschiedenen Großunternehmen der Metallindustrie

um 1906
Mitglied des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV)

ab 1907
Eintritt in die SPD

Selbststudium und Weiterbildung in Abend- und Wochenendkursen in den Bereichen der Sozial- und Kommunalpolitik

ab 1914
Mitglied in der Mannheimer Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV)

März 1915
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg

1917
Werkzeugmacher bei der Firma Benz & Co. in Mannheim

ab 1919
Stadtverordneter in Mannheim

ab 1920
Bevollmächtigter der Mannheimer Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV)

ab Oktober 1922
Hauptamtlicher Geschäftsführer des Gemeinde- und Staatsarbeiterverbandes in Mannheim

ab März 1923
Vorsitzender des Mannheimer Ortsausschusses des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB)

ab 1926
Stadtrat in Mannheim

ab 1931
Vorsitzender des Ortsausschusses der SPD in Mannheim

1933
Arbeitslos sowie vorübergehende Tätigkeit bei der Draht- und Drahtflechtfabrik Otto Christ und als Bezirksvertreter bei der Karlsruher Lebensversicherung

nach 1937
Tätigkeit im Heißmangelgeschäft der Ehefrau

September 1944
Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg

1945
Vorsitzender der SPD in Mannheim

ab 1945
Mitglied des Beirates des Oberbürgermeisters der Stadt Mannheim

1945
Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) in Groß-Mannheim

1946
Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim

1959
Geschäftsführer der Gemeinnützigen Baugesellschaft Mannheim

Rezeption

1964
Ehrenbürger der Stadt Mannheim

1975
Namenspatron der Jakob-Trumpfheller-Straße in Mannheim

Literatur

Ludwig Ratzel: Jakob Trumpfheller, in: 100 Jahre SPD in Mannheim, Mannheim 1967, S. 105-107.

Brach 1984, S. 122-123.

Schumacher 1995, 164-165.

Andrea Hoffend: Jakob Trumpfheller. »Ich liebe Mannheim wie meine Familie«, in: Die höchste Auszeichnung der Stadt. 42 Mannheimer Ehrenbürger im Porträt, hrsg. von Ulrich Nieß, Mannheim 2002, S. 144-148.

Weik 2003, S. 150.

Andrea Hoffend: Jakob Trumpfheller, in: Baden-Württembergische Biographien, 4, 2007, S. 372-374.

Kühnel 2009, S. 10.

Dokumente

Protokoll der Kriminalpolizei Mannheim

Trumpfheller wurde am 26. April 1938 wegen NS-kritischer Äußerungen verhaftet. Das Protokoll der Mannheimer Kriminalpolizei verzeichnet die Zeugenaussagen zu dem Vorgang.