Karl (Jakob Friedrich) Hildenbrand

Verfolgung
April 1933
Hildenbrand ist bis Juli 1924 württembergischer Gesandter beim Bundesrat bzw. beim Reichsrat gewesen. Im April 1933 kürzen die NS-Behörden auf Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums sein Ruhegehalt. Die Begründung lautet: Hildenbrand habe die fachliche Eignung für das Amt gefehlt. Vielmehr habe er dieses lediglich aufgrund seiner SPD-Mitgliedschaft bekommen, und als sogenannter »Parteibuchbeamter« habe er keinen Anspruch auf ein volles Ruhegehalt.
Juli 1933
Hildenbrands Berliner Wohnung wird im Juli 1933 durchsucht und seine Bibliothek (ca. 2.000 Bände) beschlagnahmt. Hildenbrand selbst wird verhaftet. Die NS-Behörden beabsichtigen, Hildenbrand wegen Vorbereitung zum Hochverrat anzuklagen. Das Reichsgericht lehnt ein entsprechendes Verfahren - vermutlich aus Mangel an Beweisen - jedoch ab. Die nationalsozialistischen Behörden verlängern daraufhin den Haftbefehl gegen ihn und streben ein neues Verfahren an, diesmal wegen eines Vergehens gegen das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien. Im Dezember 1933 wird Hildenbrand ohne richterliche Vernehmung aus der Haft entlassen. Am 17. Februar 1934 spricht das Landgericht Berlin Hildenbrand vom Vorwurf frei, gegen das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien verstoßen zu haben.
04.09.1935
Der schwer kranke Hildenbrand stirbt in Hamburg, mutmaßlich auch an den Folgen der Haft.
Biografie
1871
Volksschule in Pforzheim
1874
Höhere Bürgerschule in Pforzheim
1880
Lehre als Schriftsetzer in Pforzheim
1891
Redakteur der Zeitung »Schwäbische Tagwacht«
1900
Mitglied der württembergischen Landstände
1903
Mitglied des Reichstags
1903
Zigarrenhändler in Stuttgart
1908
Mitglied des Bezirksrats in Stuttgart
1911
Landesvorsitzender der SPD Württemberg
September 1918
Angestellter Geschäftsführer der gemeinnützigen gewerkschaftlich-genossenschaftlichen Volksversicherungsgesellschaft Volksfürsorge in Hamburg
November 1918
Württembergischer Gesandter beim Bundesrat (ab 1919 Reichsrat) in Berlin
1919
Mitglied der Deutschen Nationalversammlung
1920
Mitglied im Parteivorstand der SPD
Juli 1924
Bevollmächtigter beim Reichsrat für Lippe und Schaumburg-Lippe
Literatur
Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus, 1, Hannover 1960, S. 131.
Wolfgang Benz: Süddeutschland in der Weimarer Republik, Berlin 1970, S. 29, 109, 115-126, 264-265, 315-318.
Schumacher 1991, S. 285.
Raberg 2001, S. 357-356.
Jürgen Mittag: Wilhelm Keil. Sozialdemokratischer Parlamentarier zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik. Eine politische Biographie, Düsseldorf 2001, S. 65-77.
Joachim Lilla (Bearb.): Der Reichsrat. Ein biographisches Handbuch, Düsseldorf 2006, S. 123-124.
Stefan Feucht: Karl Jakob Friedrich Hildenbrand, in: Württembergische Biographien, 2, 2011, S. 125-127.
Markus Schmidgall: Karl Jakob Friedrich Hildenbrand, in: »Gestatten, Exzellenzen«. Die württembergische Gesandtschaft in Berlin, bearb. von Nicole Bickhoff, Stuttgart 2014, S. 122-123.