Kurt (Ernst Carl) Schumacher

Parlament

1924
Landtag des freien Volksstaates Württemberg (SPD, Wahlverband Groß-Stuttgart, ab 1928 Wahlverband Stuttgart-Stadt)

1930
Reichstag (SPD, Wahlkreis 31 Württemberg)

1949
Deutscher Bundestag (SPD, Wahlkreis Hannover Stadt-Süd)

Partei vor 1933 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

nach 1945 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Geburt 13.10.1895, Culm (Che?mno)
Ehe Unverheiratet
Beruf Jurist, Redakteur, Parteifunktionär
Kinder Kinderlos
Konfession Evangelisch
Verstorben 20.08.1952, Bonn

Verfolgung

06.07.1933
Die NS-Behörden fahnden im Frühjahr 1933 steckbrieflich nach Schumacher, worauf dieser in Berlin untertaucht. Am 6. Juli 1933 wird Schumacher morgens um 5 Uhr in Berlin in »Schutzhaft« genommen und im Polizeipräsidium Alexanderplatz und im Gefängnis Plötzensee inhaftiert. Auf Betreiben des württembergischen Gauleiters Wilhelm Murr wird Schumacher nach Stuttgart ins Gefängnis überführt. Im Juli 1933 wird er ins Konzentrationslager Heuberg, im Dezember 1933 ins Konzentrationslager Oberer Kuhberg gebracht. Ab dem 11. Juli 1935 ist Schumacher im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Am 29. Juli 1939 befindet er sich anlässlich eines Verhörs in Berlin im Gefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße. Am 16. September 1939 kehrt Schumacher ins Konzentrationslager Dachau zurück. Am 27. September 1939 wird er ins Konzentrationslager Flossenbürg verlegt. Ab dem 2. März 1940 ist er erneut im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Am 16. März 1943 wird Schumacher in Hannover aus der Haft entlassen - mit der Auflage, Hannover nicht zu verlassen. Schumacher lebt daraufhin bei seiner Schwester Lotte und ihrem Ehemann Leo Trinkwalter. Er arbeitet in der Leimfabrik Sichel.

24.08.1944
Schumacher wird am 24. August 1944 im Rahmen der »Aktion Gewitter« verhaftet und zunächst im Gestapo-Gefängnis Ahlem, später im Konzentrationslager Neuengamme inhaftiert. Am 20. September wird er dort aus der Haft entlassen.

Biografie

Sohn eines Versicherungsbeamten und Kaufmanns

Gymnasium in Culm

August 1914
Als Freiwilliger Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg bei der 3. Kompanie des Infanterieregiments Nr. 21, am 2. Dezember 1914 schwere Verwundung bei Bielawy, Amputation des rechten Arms und Erkrankung an der Ruhr, in der Folge im Oktober 1915 Entlassung aus der Armee

1915
Studium Rechtswissenschaft und Nationalökonomie an den Universitäten Halle an der Saale, Leipzig und Berlin

1917
Mitglied im Bund der Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigten

08.01.1918
Eintritt in die SPD

Februar 1919
Erstes juristisches Staatsexamen

1920
Tätigkeit im Reichsarbeitsministerium

Referendariat beim Amtsgericht Culm

1920
Redakteur der SPD-Zeitung »Schwäbische Tagwacht« in Stuttgart

1924
Vorsitzender des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Stuttgart

1926
Promotion Dr. rer. pol. an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster über das Thema »Der Kampf um den Staatsgedanken in der deutschen Sozialdemokratie«

1930
Vorsitzender der SPD Stuttgart

1943
Buchhalter in der Leimfabrik Sichel in Hannover

1946
Mitglied im Landtag Niedersachsen

10.05.1946
Vorsitzender der SPD

Juni 1948
Amputation des linken Beins wegen Thrombose

12.09.1949
Erfolglose Kandidatur zum Bundespräsidenten

Fraktionsvorsitz der SPD im Bundestag

Dezember 1951
Schlaganfall

Rezeption

1962
Kurt-Schumacher-Allee in Langenhagen

1964
Kurt-Schumacher-Siedlung in Langenhagen

1965
Kurt-Schumacher-Ring in Leverkusen

1975
Kurt-Schumacher-Kaserne in Hannover

1985
Kurt-Schumacher-Akademie (Bildungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung) in Bad Münstereifel

1987
Namenspatron der Kurt-Schumacher-Gesellschaft

Kurt-Schumacher-Platz in Kiel und Berlin

1990
Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Culm

Kurt-Schumacher-Brücke als Verbindung zwischen Mannheim und Ludwigshafen

Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen

Kurt-Schumacher-Ring in Ulm

Literatur

Erich Rossmann: Ein Leben für Sozialismus und Demokratie, Stuttgart, Tübingen 1947, S. 75-76.

Stephan G. Thomas: Kurt Schumacher, in: Demokraten, Profile unserer Republik, hrsg. von Claus Hinrich Casdorff, Königstein 1983, S. 247-256.

Bernd Burkhardt: Kurt Schumacher, in: Mit uns für die Freiheit. 100 Jahre SPD in Stuttgart, hrsg. von Siegfried Bassler, Stuttgart 1987, S. 193-197.

Günther Scholz: Kurt Schumacher, Düsseldorf 1988.

Peter Merseburger: Der schwierige Deutsche. Kurt Schumacher, Stuttgart 1996.

Peter Merseburger: Kurt Schumacher, in: Deutsche Politiker 1949-1969, hrsg. von Torsten Oppelland, Darmstadt 1999, S. 105-116.

Peter Glotz: Kurt Schumacher, in: Sie prägten Deutschland. Eine Geschichte der Bundesrepublik in politischen Portraits, hrsg. von Hans Sarkowicz, München 1999, S. 25-31.

Volker Schober: Der junge Kurt Schumacher 1895-1933, Bonn 2000.

Raberg 2001, S. 843-845.

Johann Heinrich Frömel: Kurt Schumacher, in: Ostdeutsche Gedenktage, 2001/2002, S. 246-250.

Ulla Plener: Der feindliche Bruder. Kurt Schumacher. Intentionen - Politik - Ergebnisse 1921-1952. Zum Verhältnis von Sozialdemokraten und anderen Linken aus historischer und aktueller Sicht, Berlin 2003.

Egon Bahr: Kurt Schumacher, in: Mutige Menschen. Frauen und Männer mit Zivilcourage, hrsg. von Ulrich Kühne, München 2006, S. 44-47.

Helga Grebing: Kurt Schumacher, in: Neue Deutsche Biographie, 23, 2007, S. 740-741.

Peter Merseburger: Kurt Schumacher. Patriot, Volkstribun, Sozialdemokrat, München 2010.

Julia Angster: Kurt Schumacher. Der unbeugsame Deutsche, in: Menschen, die uns bewegten. 20 deutsche Biografien im 20. Jahrhundert, hrsg. von Ines Mayer, Köln 2014, S. 124-131.