Dr. Marie (Elise Hermine) Bernays

Verfolgung
Frühjahr 1933
Bernays ist Leiterin und Lehrerin der staatlichen Sozialen Frauenschule in Mannheim. Sie wird von den NS-Behörden im Frühjahr 1933 zunächst beurlaubt und dann entlassen. Der Grund dafür ist ihre jüdische Abstammung, aufgrund deren sie nach den nationalsozialistischen Rassenkategorien als »Halbjüdin« gilt. (Bernays Vater, der Literaturprofessor Michael Bernays, stammte aus einer jüdischen Familie und war 1856 zum Protestantismus konvertiert.)
Biografie
Tochter eines Professors für neuere deutsche Literatur
1890
Umzug mit ihrer Familie von München nach Karlsruhe
1905
Umzug mit der Mutter (ab 1897 Witwe) von Karlsruhe nach Heidelberg
Humanistisches Gymnasium in Heidelberg
1906
Studium der Nationalökonomie an der Universität Heidelberg
1910
Promotion an der Universität Heidelberg über das Thema »Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie«. Um für ihre Dissertation zu recherchieren, arbeitet Bernays 1908 einige Monate »verdeckt« bei der Gladbacher Spinnerei und Weberei AG in Mönchengladbach.
Während des Ersten Weltkriegs Tätigkeit in der Kriegsfürsorge des Nationalen Frauendiensts der Stadt Mannheim, insbesondere im Kriegstagheim für arbeitslose Mädchen und Frauen
1915
Umzug nach Mannheim
ab Oktober 1916
Bernays gründet zusammen mit der deutschen Sozialpolitikerin Elisabeth Altmann-Gottheimer die Soziale Frauenschule in Mannheim. Bernays ist Leiterin der Schule und unterrichtet Volkswirtschaftslehre, Rechtskunde und Wohlfahrtswesen.
Mitglied der Konferenz Sozialer Frauenschulen Deutschlands
Engagement im Bund Deutscher Frauenvereine
1920
Erfolglose Kandidatur für den Reichstag
28.07.1933
Übersiedlung nach Beuron, um im Kloster Beuron Konversionsunterricht zu erhalten
11.10.1933
Übertritt zum römisch-katholischen Glauben im Kloster Beuron
Bernays leitet die Pfarrbibliothek in Beuron und erteilt den Benediktinerpatern des Klosters Beuron Englischunterricht.
Rezeption
1991
Namenspatronin der Straße Marie-Bernays-Ring in Mönchengladbach
1993
Namenspatronin des Marie-Bernays-Platzes in Mannheim-Käfertal
Namensnennung auf einer »Stadtpunkte-Tafel« (Informationstafel) an der ehemaligen Geschäftsstelle der Deutschen Volkspartei am Schillerplatz C3, 21–22 in Mannheim
2012
Bernays Dissertation wird von der Hochschule Niederrhein und der Stadt Mönchengladbach neu herausgegeben.
Literatur
Hermann Schäfer: Marie Bernays, in: Badische Biographien, 2, 1987, S. 38-39.
Manfred Berger: Wer war Marie Bernays?, in: Sozialmagazin. Die Zeitschrift für soziale Arbeit, 24, 12, Dezember 1999, S. 6-8.
Konrad Exner: Marie Bernays. Eine der ersten badischen Parlamentarierinnen Mannheims, in: Badische Heimat, 83, 3, 2003, S. 507-513.
Weik 2003, S. 292.
Konrad Exner: Die Bildung der Frauen war ihr großes Anliegen. Marie Bernays - eine der ersten Parlamentarierinnen Mannheims, in: Hierzuland, 19, 37, 2004, S. 9-15.
Gabriele Fornefeld: Wahlheimat Beuron. Marie Bernays' Weg zum katholischen Glauben 1933-1939, in: Mehr nützen als herrschen! Raphael Walzer OSB. Erzabt von Beuron. 1918-1937, hrsg. von Jakobus Kaffanke, Joachim Köhler, Berlin, Münster 2008, S. 361-385.
Hochreuther 2012, S. 49-50.
Marie Bernays: Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie. Dargestellt an den Verhältnissen der Gladbacher Spinnerei und Weberei AG zu München-Gladbach im Rheinland, hrsg. von Silke Schütter und Christian Wolfsberger, Essen 2012.