Dr. Marie (Elise Hermine) Bernays

Parlament

1921
Landtag der Republik Baden (DVP, Wahlkreis 6 Mannheim)

Partei vor 1933 Deutsche Volkspartei (DVP)

nach 1945 -
Geburt 13.05.1883, München
Ehe Unverheiratet
Beruf Lehrerin, Schuldirektorin
Kinder Kinderlos
Konfession Evangelisch, ab 1933 römisch-katholisch
Verstorben 22.04.1939, Beuron

Verfolgung

Frühjahr 1933
Bernays ist Leiterin und Lehrerin der staatlichen Sozialen Frauenschule in Mannheim. Sie wird von den NS-Behörden im Frühjahr 1933 zunächst beurlaubt und dann entlassen. Der Grund dafür ist ihre jüdische Abstammung, aufgrund deren sie nach den nationalsozialistischen Rassenkategorien als »Halbjüdin« gilt. (Bernays Vater, der Literaturprofessor Michael Bernays, stammte aus einer jüdischen Familie und war 1856 zum Protestantismus konvertiert.)

Biografie

Tochter eines Professors für neuere deutsche Literatur

1890
Umzug mit ihrer Familie von München nach Karlsruhe

1905
Umzug mit der Mutter (ab 1897 Witwe) von Karlsruhe nach Heidelberg

Humanistisches Gymnasium in Heidelberg

1906
Studium der Nationalökonomie an der Universität Heidelberg

1910
Promotion an der Universität Heidelberg über das Thema »Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie«. Um für ihre Dissertation zu recherchieren, arbeitet Bernays 1908 einige Monate »verdeckt« bei der Gladbacher Spinnerei und Weberei AG in Mönchengladbach.

Während des Ersten Weltkriegs Tätigkeit in der Kriegsfürsorge des Nationalen Frauendiensts der Stadt Mannheim, insbesondere im Kriegstagheim für arbeitslose Mädchen und Frauen

1915
Umzug nach Mannheim

ab Oktober 1916
Bernays gründet zusammen mit der deutschen Sozialpolitikerin Elisabeth Altmann-Gottheimer die Soziale Frauenschule in Mannheim. Bernays ist Leiterin der Schule und unterrichtet Volkswirtschaftslehre, Rechtskunde und Wohlfahrtswesen.

Mitglied der Konferenz Sozialer Frauenschulen Deutschlands

Engagement im Bund Deutscher Frauenvereine

1920
Erfolglose Kandidatur für den Reichstag

28.07.1933
Übersiedlung nach Beuron, um im Kloster Beuron Konversionsunterricht zu erhalten

11.10.1933
Übertritt zum römisch-katholischen Glauben im Kloster Beuron

Bernays leitet die Pfarrbibliothek in Beuron und erteilt den Benediktinerpatern des Klosters Beuron Englischunterricht.

Rezeption

1991
Namenspatronin der Straße Marie-Bernays-Ring in Mönchengladbach

1993
Namenspatronin des Marie-Bernays-Platzes in Mannheim-Käfertal

Namensnennung auf einer »Stadtpunkte-Tafel« (Informationstafel) an der ehemaligen Geschäftsstelle der Deutschen Volkspartei am Schillerplatz C3, 21–22 in Mannheim

2012
Bernays Dissertation wird von der Hochschule Niederrhein und der Stadt Mönchengladbach neu herausgegeben.

Literatur

Hermann Schäfer: Marie Bernays, in: Badische Biographien, 2, 1987, S. 38-39.

Manfred Berger: Wer war Marie Bernays?, in: Sozialmagazin. Die Zeitschrift für soziale Arbeit, 24, 12, Dezember 1999, S. 6-8.

Konrad Exner: Marie Bernays. Eine der ersten badischen Parlamentarierinnen Mannheims, in: Badische Heimat, 83, 3, 2003, S. 507-513.

Weik 2003, S. 292.

Konrad Exner: Die Bildung der Frauen war ihr großes Anliegen. Marie Bernays - eine der ersten Parlamentarierinnen Mannheims, in: Hierzuland, 19, 37, 2004, S. 9-15.

Gabriele Fornefeld: Wahlheimat Beuron. Marie Bernays' Weg zum katholischen Glauben 1933-1939, in: Mehr nützen als herrschen! Raphael Walzer OSB. Erzabt von Beuron. 1918-1937, hrsg. von Jakobus Kaffanke, Joachim Köhler, Berlin, Münster 2008, S. 361-385.

Hochreuther 2012, S. 49-50.

Marie Bernays: Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie. Dargestellt an den Verhältnissen der Gladbacher Spinnerei und Weberei AG zu München-Gladbach im Rheinland, hrsg. von Silke Schütter und Christian Wolfsberger, Essen 2012.