Otto Künzel

Parlament

1946
Beratende Landesversammlung Württemberg-Hohenzollern (SPD)

1947
Landtag Württemberg-Hohenzollern (SPD, Wahlkreis Reutlingen)

Partei vor 1933 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

nach 1945 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Geburt 30.09.1903, Kupferzell
Erste Ehe
Lina geb. Wild (1935)
Zweite Ehe
Erika geb. Beck (1961)
Beruf Verwaltungsangestellter, Staatskommissar, Stadtdirektor
Kinder Kinderlos
Konfession Evangelisch, ab 1930 konfessionslos
Verstorben 21.09.1966, Reutlingen

Verfolgung

12.04.1933
Künzel ist Obersekretär bei der Reutlinger Stadtpflegebuchhaltung. Am 12. April 1933 wird er aus politischen Gründen entlassen. Die rechtliche Grundlage dafür bietet das Gesetztes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums.

13.04.1933
Am 13. April 1933 wird Künzel verhaftet und im Konzentrationslager Heuberg in »Schutzhaft« genommen. Am 10. August 1933 wird er aus der Haft entlassen.

Januar 1934
Nach seiner Haftentlassung ist Künzel zunächst arbeitslos. Im Januar 1934 eröffnet er eine Steuerberatung in Reutlingen und arbeitet als selbstständiger Steuerberater. Am 30. Juni 1936 untersagen ihm die NS-Behörden aus politischen Gründen die Tätigkeit als Steuerberater. Durch das Berufsverbot wird Künzel erneut arbeitslos.

16.06.1937
Am 16. Juni 1937 verurteilt das Oberlandesgericht Stuttgart Künzel wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einem Jahr und vier Monaten Haft. Vorgeworfen werden Künzel illegale Verbindungen mit dem Ausland sowie die Verbreitung von illegalen Propagandamaterialien, die er von einem Schweizer Agenten erhalten haben soll. Seine Haftstrafe tritt Künzel vermutlich im März 1938 an. Er wird in Ulm und in Bettenreute inhaftiert. Am 9. Mai 1939 wird Künzel aus der Haft entlassen - wobei die restliche Haftstrafe von 53 Tagen zunächst zur Bewährung ausgesetzt und am 6. Juni 1942 endgültig erlassen wird.

Biografie

1910
Volksschule in Kupferzell

1913
Oberrealschule in Schwäbisch Hall

1923
Eintritt in die SPD

1926
Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst

1927
Berufspraktika bei der Kreissparkasse Neuenburg und beim Bürgermeisteramt Großaspach

1928
Assistent, ab 1933 Obersekretär bei der Stadtpflegebuchhaltung Reutlingen

Januar 1934
Selbstständiger Steuerberater in Reutlingen

Oktober 1936
Kaufmännischer Angestellter bei der Spinnerei und Zwirnerei Gebrüder Burkhard in Pfullingen

Otto Künzel schließt sich während des Zweiten Weltkriegs der sogenannten Reutlinger Widerstandsgruppe um Oskar Kalbfell und Georg Allmendinger an, die vor allem Planungen und Vorbereitungen für die Zeit nach dem Kriegsende anstellt.

1945
Verwaltungsreferent in Reutlingen

1946
Staatskommissar für politische Säuberung in Württemberg-Hohenzollern

1948
Stadtdirektor in Reutlingen

1957
Erster Beigeordneter in Reutlingen mit der Amtsbezeichnung Bürgermeister

Literatur

Klaus-Dietmar Henke: Politische Säuberung unter französischer Besatzung. Die Entnazifizierung in Württemberg-Hohenzollern, Stuttgart 1981, S. 81-82.

Edgar Wolfrum: Französische Besatzungspolitik und deutsche Sozialdemokratie. Politische Neuansätze in der »vergessenen Zone« bis zur Bildung des Südweststaates, Düsseldorf 1991, S. 208-210, 219.

Werner Ströbele. Die Reutlinger Widerstandsgruppe. Annäherung an die Formen der Opposition des Kreises um Oskar Kalbfell und Georg Allmendinger während des Zweiten Weltkriegs anhand neuer Quellen und Berichte, Reutlinger Geschichtsblätter, 34, 1995, S. 381- 418.

Heinz Alfred Gemeinhardt: Reutlingen 1930-1950. Nationalsozialismus und Nachkriegszeit, Reutlingen 1995, S. 321-324.

Ursula Krause-Schmitt (Red.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Baden-Württemberg II, Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen, 5, 2, Frankfurt am Main 1997, S. 253.

Edgar Wolfrum: Otto Künzel, in: Baden-Württembergische Biographien, 3, 2002, S. 212-215.

Weik 2003, S. 87.

Dokumente

Antrag auf Wiedergutmachung

Als politisch Verfolgter stellte Künzel am 25. April 1949 einen Antrag auf Wiedergutmachung. Darin nennt er seine seine Haftzeiten sowie seine Verurteilung wegen Hochverrats durch das Oberlandesgericht Stuttgart.