Rudolf Linkenheil

Verfolgung
22.03.1933
Linkenheil wird am 22. März 1933 verhaftet und seine Wohnung durchsucht. Aufgrund von bei ihm gefundenen Unterlagen wird er des Hochverrats beschuldigt und über das Polizeiamt Schramberg in das Amtsgerichtsgefängnis nach Oberndorf gebracht. Am 30. März 1933 wird Linkenheil mit der Auflage, sich nicht mehr politisch zu betätigen, aus der Haft entlassen.
03.04.1933
Linkenheil wird am 3. April 1933 erneut verhaftet und ins Amtsgerichtsgefängnis in Oberndorf gebracht. Nach einer Woche wird er in das Konzentrationslager Heuberg überstellt. Aufgrund eines Gallen- und Blasenleidens wird Linkenheil in ein Krankenhaus für Schutzhäftlinge in Schloss Kaltenstein bei Vaihingen an der Enz verlegt. Am 14. April 1933 wird Linkenheil aus der Haft entlassen.
Mitte 1933
Linkenheil, der in einer Pressemitteilung im »Schwarzwälder Tagblatt« vom 23. März 1933 als Mitglied einer »staatsfeindlichen Klique« dargestellt wurde, drängt nach seiner Entlassung aus der Haft auf eine Richtigstellung in der Presse. Die Richtigstellung wird ihm zunächst zugesagt, dann aber von Unterstaatskommissar Hermann Mattheiß verhindert.
09.08.1933
Linkenheil ist Oberamtsgeometer in Schramberg. Zum 9. August 1933 wird er durch die NS-Behörden entlassen. Die rechtliche Grundlage dafür bildet das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums. Nach seiner Entlassung arbeitet Linkenheil bis zu seinem Tod am 8. November 1939 im Rahmen von Werkverträgen weiter.
Biografie
Volksschule
1896
Ausbildung als Katastergeometer
1901
Militärdienst
1909
Katastergeometer der Amtskörperschaft Oberndorf in Schramberg, später Oberamtsgeometer
Mitglied der Freisinnigen Vereinigung
1909
Mitglied des Gemeinderates der Stadt Schramberg
1910
Eintritt in die FVP
1918
Eintritt in die DDP
Vorsitzender der Schramberger Ortsgruppe der DDP
1933
Tätigkeit als selbstständiger Geometer
01.03.1933
Vermutlich am 1. März 1933 findet unter Leitung von Linkenheil eine Kundgebung der Deutschen Staatspartei (DStP) in Schramberg statt. Während seiner Rede kritisiert Linkenheil öffentlich das NS-Regime und dessen Terror gegen politische Konkurrenten. (Der Schramberger Zeitung vom 2. März 1933 zufolge sagte Linkenheil, »der freie Bürger, der sich nicht willenlos zur heutigen Regierung bekenne, sei heute in seinen Handlungen eingeengt, die Parteien, die eine andere Anschauung hätten, würden terrorisiert, die Pressefreiheit sei kolossal beschnitten worden.«)
Literatur
Gisela Lixfeld: »Schutzhaft«. Ein Mittel zur Ausschaltung der politischen Gegner, in: Schramberg 1933. Eine Dokumentation, red. von Agnes Budke, Schramberg 1983, S. 35-41.
Franz Fehrenbacher: Stadtgeschichtliches. Ehrenbürger. Ortsvorsteher. Abgeordnete, Schramberg 1989, S. 166-168.
Barbara Olowinsky: Monika Linkenheil. FDP-Gemeinderätin 1956-1962, in: Trotz Fleiß kein Preis? Frauenalltag in Schramberg 1867-1992, hrsg. von Gisela Lixfeld und Christine Schmid, Schramberg 1992, S. 33.
Raberg 2001, S. 512.
Carsten Kohlmann: Schutzhaft und Dienstentlassung in der Zeit des Nationalsozialismus am Beispiel von Rudolf Linkenheil, in: Gedenkstätten-Rundschau, 13, November 2014, S. 1-6.