Rudolf (Linus) Freidhof

Verfolgung
03.03.1933
Freidhof wird am 3. März 1933 in Kassel von der Gestapo in Untersuchungshaft genommen und in das Polizei- und Gerichtsgefängnis Kassel gebracht. Ihm wird vorgeworfen, Flugblätter an Polizeibeamte verschickt zu haben, in denen die Polizisten aufgefordert wurden, bei der unmittelbar bevorstehenden Reichstagswahl vom 5. März 1933 nicht gegen SPD-Wähler vorzugehen und entsprechende Befehle zu verweigern. Aufgrund der Flugblätter soll Freidhof der Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt werden. Das Reichsgericht in Leipzig lehnt eine entsprechende Anklage jedoch ab. Daraufhin wird am 19. April 1933 Freidhofs Untersuchungshaft in »Schutzhaft« umgewandelt. Ferner wird eine Anklage vor dem Landgericht in Kassel vorbereitet, das ihn am 3. Mai 1933 wegen der Verschickung der Flugblätter zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Freidhof wird nach seiner Verurteilung in das Konzentrationslager Breitenau überstellt. Am 28. Juni 1933 wird er in das Zuchthaus Wehlheiden verlegt, wo er seine restliche Haft verbüßt. Am 20. Oktober 1933 wird Freidhof aus der Haft entlassen.
26.08.1944
Freidhof wird am 26. August 1944 im Rahmen der »Aktion Gewitter« verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Am 17. Oktober 1944 wird er aus der Haft entlassen.
Biografie
1895
Volksschule in Gerlachsheim
1906
Eintritt in die SPD
1912
Tätigkeit als Eisendreher bei der Firma Benz bzw. Daimler-Benz in Mannheim
1921
Mitglied der USPD
1922
Rückkehr zur SPD
1923
Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Mannheim
1925
Mitglied des Bürgerausschusses in Mannheim (Stadtverordneter)
1928
Parteisekretär der SPD in Kassel
nach 1933
Nach seiner Haftentlassung betreibt Freidhof ein Lebensmittelgeschäft in Kassel.
1945
Stadtrat in Kassel
1945
Regierungsrat im Regierungspräsidium in Kassel
1945
Mitglied des Bezirksvorstands der SPD Nordhessen
1946
Stadtverordneter in Kassel, ab 1956 Stadtverordnetenvorsteher
1946
Mitglied der Verfassungsberatenden Landesversammlung Groß-Hessens und des Hessischen Landtags, dort Vorsitzender der SPD-Fraktion
Rezeption
1958
Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1963
Freiherr-vom-Stein-Plakette des Landes Hessen
1964
Ehrenbürger der Stadt Kassel
1968
Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen
Literatur
Jochen Lengemann: Das Hessen-Parlament 1946-1986. Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses, der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags, Frankfurt am Main 1986, S. 255.
Schumacher 1995, S. 41.
Schumacher 2000, S. 109.
Christl Wickert (Red.): Der Freiheit verpflichtet. Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert, Marburg 2000, S. 101.
Weik 2003, S. 293.
Michael Kitzing: Rudolf Freidhof. Ein Leben im Dienst der sozialen Demokratie, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte, 116, 2011, S. 225-246.
Michael Kitzing: Rudolf Linus Freidhof, in: Baden-Württembergische Biographien, 5, 2013, S. 104-107.
Dokumente

Schutzhaftbefehl gegen Rudolf Freidhof
Freidhof wurde am 3. März 1933 in Kassel wegen der illegalen Verschickung von Flugblättern in Untersuchungshaft genommen. Das Reichsgericht in Leipzig lehnte jedoch seine Anklage wegen Vorbereitung zum Hochverrat ab. Daraufhin wurde Freidhofs Untersuchungshaft am 19. April 1933 in »Schutzhaft« umgewandelt.