Dr. rer. pol. Theodor Heuss

Parlament

1924
Reichstag (DDP, Wahlkreis 31 Württemberg)

1930
Reichstag (DStP, Wahlkreis 31 Württemberg, ab 1933 Reichswahlvorschlag)

1946
Vorläufige Volksvertretung Württemberg-Baden (Vertreter der Regierung)

1946
Verfassungsgebende Landesversammlung Württemberg-Baden (DVP, Wahlkreis 4 Heidelberg)

1946
Landtag Württemberg-Baden (DVP, Wahlkreis 4 Heidelberg)

1948
Parlamentarischer Rat (FDP, Württemberg-Baden)

1949
Deutscher Bundestag (DVP/FDP, Landesliste)

Partei vor 1933 Freisinnige Vereinigung (FrVgg)
Fortschrittliche Volkspartei (FVP)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)
Deutsche Staatspartei (DStP)

nach 1945 Demokratische Volkspartei (DVP)
Demokratische Partei Deutschlands (DPD)
Freie Demokratische Partei (FDP)
Geburt 31.01.1884, Brackenheim
Ehe Elly geb. Knapp (1908)
Beruf Publizist, Minister, Präsident der Bundesrepublik Deutschland
Kinder 1
Konfession Evangelisch
Verstorben 12.12.1963, Stuttgart

Verfolgung

03.05.1933
Heuss ist Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. Am 3. Mai 1933 wird er aus politischen Gründen entlassen.

10.05.1933
Nationalsozialistische Studenten der Universität Bonn verbrennen am 10. Mai 1933 bei einer Bücherverbrennung zwei Werke von Heuss: »Führer aus deutscher Not. Fünf politische Porträts« (1928) und »Hitlers Weg. Eine historisch-politische Studie über den Nationalsozialismus« (1932).

07.10.1933
Heuss bemerkt am 7. Oktober 1933 das seine Briefpost überwacht wird. Er beschwert sich deshalb am 11. Oktober 1933 bei der Gestapo.

17.12.1933
Nach seiner Entlassung arbeitet Heuss ab 1933 als Herausgeber der liberalen Zeitschrift »Die Hilfe« in Berlin. Am 17. Dezember 1934, am 15. Januar 1935 und am 22. September 1936 wird er vom Propagandaministerium wegen der Berichterstattung der Zeitschrift verwarnt. Am 31. Dezember 1936 tritt Heuss deshalb als Herausgeber zurück.

Januar 1941
Die NS-Behörden verbieten im Januar 1941 ohne Angabe von Gründen Heuss' Buch »Anton Dohrn in Neapel« (1940) über den gleichnamigen Zoologen.

Februar 1941
Heuss verfasst von Februar 1941 bis August 1943 als freier Mitarbeiter für die »Frankfurter Zeitung« Artikel über historische Persönlichkeiten. Im Dezember 1941 erteilen die NS-Behörden Heuss für diese Tätigkeit ein Publikationsverbot. Im Mai 1942 erhält Heuss dann die Erlaubnis, unter Pseudonym (»Thomas Brackheim«) in der »Frankfurter Zeitung« zu veröffentlichen. Im August 1943 wird die »Frankfurter Zeitung« schließlich durch die NS-Behörden verboten.

01.03.1941
Die Reichsschrifttumskammer verhängt am 1. März 1941 eine Ordnungsstrafe von 50 Reichsmark gegen Heuss, weil er in den Jahren 1937 bis 1940 drei Bücher veröffentlicht hatte, ohne Mitglied der Reichsschrifttumskammer zu sein: »Friedrich Naumann. Der Mann, das Werk, die Zeit« (1937), »Hans Poelzig. Bauten und Entwürfe. Das Lebensbild eines deutschen Baumeisters« (1939), »Anton Dohrn in Neapel« (1940). Am 11. März 1941 legt Heuss deshalb beim Präsidenten der Reichsschrifttumskammer Beschwerde ein.

Biografie

1892
Volksschule und Karlsgymnasium in Heilbronn

1902
Studium der Nationalökonomie und Kunstgeschichte in München und Berlin

1903
Eintritt in die Partei Freisinnige Vereinigung

1905
Promotion in München über das Thema »Der Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn am Neckar«

1905
Redakteur der Zeitschrift »Die Hilfe« in Berlin

1905
Zweiter Vorsitzender des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller

1910
Eintritt in die Fortschrittliche Volkspartei

1912
Chefredakteur der »Neckarzeitung« in Heilbronn

1918
Eintritt in die Deutsche Demokratische Partei

1918
Redakteur der Zeitschrift »Deutsche Politik« in Berlin

1919
Stadtverordneter in Berlin-Schöneberg

1920
Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin

1920
Erneut zweiter Vorsitzender des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller

1929
Stadtverordneter in der Stadtverordnetenversammlung Berlin

1930
Eintritt in die Deutsche Staatspartei

1933
Tätigkeit als Journalist und Schriftsteller

1943
Umsiedelung nach Heidelberg

1945
Mitlizenzträger der »Rhein-Neckar-Zeitung« in Heidelberg

1945
Kultminister von Württemberg-Baden in Stuttgart

1947
Mitvorsitzender der gesamtdeutschen Demokratischen Partei Deutschlands (DPD)

1948
Honorarprofessor an der Technischen Hochschule in Stuttgart

1948
Erster Vorsitzender der FDP der Westzonen

1949
Präsident der Bundesrepublik Deutschland

1959
Umsiedelung nach Stuttgart

Rezeption

1952
Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

1956
Groß-Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich

1957
Orden vom Goldenen Sporn

1959
Ehrensenator der Universität Bonn

1959
Friedenspreis des deutschen Buchhandels

1959
Ehrenmitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

1959
Harnack-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft

1963
Großkreuz mit Großer Ordenskette des Verdienstordens der Italienischen Republik

1963
Wolfgang-Döring-Medaille

1994
Namenspatron der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus in Stuttgart

Ehrenbürger von Heilbronn, Darmstadt, Köln und Stuttgart

Namenspatron zahlreicher Straßen, Plätze und Schulen in ganz Deutschland

Literatur

Eberhard Pikart: Theodor Heuss, in: Neue Deutsche Biographie, 9, 1972, S. 52-56.

Schumacher 1991, S. 282-283.

Thomas Hertfelder: Theodor Heuss, in: Deutsche Politiker 1949-1969, hrsg. von Torsten Oppelland, 1, Darmstadt 1999, S. 35-47.

Helmut Schmolz: Theodor Heuss. Ein Leben für das andere Deutschland, in: Heilbronner, die Geschichte sind, hrsg. von Helmut Schmolz, Neckarwestheim 2000, S. 1-15.

Ernst Wolfgang Becker: Theodor Heuss. Bürger im Zeitalter der Extreme, Stuttgart 2001.

Weik 2003, S. 66, 268.

Thomas Hertfelder: Theodor Heuss, in: Politische Köpfe aus Südwestdeutschland, hrsg. von Reinhold Weber, Stuttgart 2005, S. 233-245.

Horst Ferdinand: Theodor Heuss, in: Baden-Württembergische Biographien, 1, 2006, S. 136-145.

Eckart Schörle: Theodor Heuss, in: 100 berühmte Schwaben, hrsg. von Eckart Schörle, Erfurt 2008, S. 105.

Peter Merseburger: Theodor Heuss. Der Bürger als Präsident, München 2012.

Ernst Wolfgang Becker: Theodor Heuss, in: Lebensbilder aus Baden-Württemberg, 24, 2013, S. 407-447.

Joachim Radkau: Theodor Heuss, München 2013.

Joachim Radkau: Theodor Heuss. Bundespräsident und »Entkrampfer« der Deutschen, in: Menschen, die uns bewegten. 20 deutsche Biografien im 20. Jahrhundert, hrsg. von Ines Mayer, Köln 2014, S. 116-123.