Prof. Walter (Richard Erwin) Krause

Parlament

1952
Verfassungsgebende Landesversammlung Baden-Württemberg (SPD, Wahlkreis Mannheim-Stadt III)

1953
Landtag Baden-Württemberg (SPD, Wahlkreis Mannheim-Stadt III)

Partei vor 1933 -
nach 1945 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Geburt 21.12.1912, München
Ehe Anna Katharina geb. Layer (1938)
Beruf Meteorologe, Dozent, Beamter, Minister
Kinder 1
Konfession Evangelisch
Verstorben 04.12.2000, Mannheim

Verfolgung

23.01.1934
Krause ist Student der Universität Heidelberg und dort Mitglied der Sozialistischen Studentengruppe, die der SPD naheseht. Krause wird deshalb am 23. Januar 1934 - beginnend mit dem Wintersemester 1933/34 - für drei Semester vom Studium an der Universität ausgeschlossen. Die rechtliche Grundlage dafür bildet ein Erlass des badischen Kultusministers zur Säuberung der Hochschulen von marxistischen und sonstigen volksfeindlichen Studierenden (Nr. A 22236). Am 15. Februar 1934 schreibt Krause dem badischen Kultusminister einen Brief mit der Bitte, seinen Ausschluss zurückzunehmen. Er wird daraufhin - auf Anordnung des badischen Kultusministers und gegen die Einwände der nationalsozialistischen Studentenschaft - ab dem Sommersemester 1934 wieder zum Studium zugelassen.

05.12.1936
Krause studiert Mathematik, Physik und Chemie mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Am 5. Dezember 1936 legt er die Prüfung für das wissenschaftliche Lehramt ab. Im Laufe seines Studiums kommt er jedoch zu der Überzeugung, dass ihm die NS-Behörden aufgrund seiner politischen Vorbelastung eine Anstellung als Lehrer verweigern werden. Er gibt daher seine Pläne, Lehrer zu werden, auf und arbeitet ab September 1937 als Berechnungsingenieur bei den Siemens-Schuckert-Werken in Nürnberg.

Biografie

1919
Vorschule der Oberrealschule in Glogau

1922
Oberrealschule in Glogau

1926
Tulla-Oberrealschule in Mannheim

1931
Studium der Mathematik, Physik und Chemie an der Universität Heidelberg

1931
Mitglied der Sozialistischen Studentenschaft der Universität Heidelberg

1934
Mitglied einer sozialistischen Studentengruppe an der Universität Heidelberg. Nach deren Verbot schließt sich Krause 1934 der »Rechberg-Gruppe« an, einer illegalen Widerstandsgruppe im Rhein-Neckar-Raum, die von Emil Henk unter dem Decknamen »Rechberg« geleitet wird. Krause transportiert für die Rechberg-Gruppe Flugblätter mit dem Fahrrad von Heidelberg nach Mannheim.

April 1935
Reichsarbeitsdienst

September 1937
Berechnungsingenieur bei den Siemens-Schuckert-Werken in Nürnberg

ab 1938
Meteorologe beim Reichswetterdienst in Nürnberg, ab 1939 im Rahmen des Kriegsdiensts bei der Luftwaffe, ab 1940 in Paris, ab 1941 in der Sowjetunion, ab Oktober 1941 wieder in Nürnberg, später in Wiesbaden und ab 1944 in Berlin

1945
Meteorologe beim US-Wetterdienst in Wiesbaden und Frankfurt am Main

1945
Eintritt in die SPD

1947
Dozent für Mathematik an der Städtischen Ingenieurschule in Mannheim

ab 1953
Schöffe am Arbeitsgericht Mannheim

1955
Bürgermeister für Schule und Sport in Mannheim, ab 1962 auch für Kultur

1964
Stellvertretender Landesvorsitzender der baden-württembergischen SPD, ab 1966 Landesvorsitzender

1966
Baden-württembergischer Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident Baden-Württembergs

Rezeption

1969
Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

1971
Henri-Dunant-Plakette des Deutschen Roten Kreuzes

1972
Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

1974
Ehrensenator der Universität Mannheim

1976
Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg

1977
Goldene Gedenkmedaille zum 25-jährigen Bestehen des Landes Baden-Württemberg

1977
Universitätsmedaille der Universität Ulm

1980
Goldene Verfassungsmedaille des Landes Baden-Württemberg

1982
Ehrenbürger der Stadt Mannheim

1982
Ehrensenator der Fachhochschule Mannheim

1983
Verleihung des Professorentitels durch den baden-württembergischen Ministerpräsidenten

1985
Hermann-Heimerich-Plakette des Raumordnungsverbands Rhein-Neckar

1987
Ehrensenator der Universität Ulm

1990
Silbermedaille des Landtags von Baden-Württemberg

2015
Namenspatron der Walter-Krause-Straße in Mannheim

Literatur

Brach 1984, S. 72-73.

Erich Schneider: Baden-Württemberg und Europa. Politik aus christlicher Verantwortung, Stuttgart 1993, S. 143-145.

Georg Müller: Walter Krause und die baden-württembergische Landespolitik in der Nachkriegszeit, Stuttgart 2000.

Andrea Hoffend: »Nichts ist Mühe, wenn man es gerne tut«. Walter Krause, in: Die höchste Auszeichnung der Stadt. 42 Mannheimer Ehrenbürger im Porträt, hrsg. von Ulrich Nieß, Mannheim 2002, S. 161-165.

Georg Müller: Walter Krause. Ein Mannheimer für Baden-Württemberg, Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel 2003.

Weik 2003, S. 85.

Andrea Hoffend: Walter Richard Erwin Krause, in: Baden-Württembergische Biographien, 4, 2007, S. 190-193.

Dokumente

Aktennotiz der Universität Heidelberg

Am 23. Januar 1934 schloss die Universität Heidelberg Krause für drei Semester vom Studium aus. Auf Anordnung des badischen Kultusministers wurde der Ausschluss später wieder aufgehoben und Krause ab dem Sommersemester 1934 wieder zum Studium zugelassen.