Prof. Walter (Richard Erwin) Krause

Verfolgung
23.01.1934
Krause ist Student der Universität Heidelberg und dort Mitglied der Sozialistischen Studentengruppe, die der SPD naheseht. Krause wird deshalb am 23. Januar 1934 - beginnend mit dem Wintersemester 1933/34 - für drei Semester vom Studium an der Universität ausgeschlossen. Die rechtliche Grundlage dafür bildet ein Erlass des badischen Kultusministers zur Säuberung der Hochschulen von marxistischen und sonstigen volksfeindlichen Studierenden (Nr. A 22236). Am 15. Februar 1934 schreibt Krause dem badischen Kultusminister einen Brief mit der Bitte, seinen Ausschluss zurückzunehmen. Er wird daraufhin - auf Anordnung des badischen Kultusministers und gegen die Einwände der nationalsozialistischen Studentenschaft - ab dem Sommersemester 1934 wieder zum Studium zugelassen.
05.12.1936
Krause studiert Mathematik, Physik und Chemie mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Am 5. Dezember 1936 legt er die Prüfung für das wissenschaftliche Lehramt ab. Im Laufe seines Studiums kommt er jedoch zu der Überzeugung, dass ihm die NS-Behörden aufgrund seiner politischen Vorbelastung eine Anstellung als Lehrer verweigern werden. Er gibt daher seine Pläne, Lehrer zu werden, auf und arbeitet ab September 1937 als Berechnungsingenieur bei den Siemens-Schuckert-Werken in Nürnberg.
Biografie
1919
Vorschule der Oberrealschule in Glogau
1922
Oberrealschule in Glogau
1926
Tulla-Oberrealschule in Mannheim
1931
Studium der Mathematik, Physik und Chemie an der Universität Heidelberg
1931
Mitglied der Sozialistischen Studentenschaft der Universität Heidelberg
1934
Mitglied einer sozialistischen Studentengruppe an der Universität Heidelberg. Nach deren Verbot schließt sich Krause 1934 der »Rechberg-Gruppe« an, einer illegalen Widerstandsgruppe im Rhein-Neckar-Raum, die von Emil Henk unter dem Decknamen »Rechberg« geleitet wird. Krause transportiert für die Rechberg-Gruppe Flugblätter mit dem Fahrrad von Heidelberg nach Mannheim.
April 1935
Reichsarbeitsdienst
September 1937
Berechnungsingenieur bei den Siemens-Schuckert-Werken in Nürnberg
ab 1938
Meteorologe beim Reichswetterdienst in Nürnberg, ab 1939 im Rahmen des Kriegsdiensts bei der Luftwaffe, ab 1940 in Paris, ab 1941 in der Sowjetunion, ab Oktober 1941 wieder in Nürnberg, später in Wiesbaden und ab 1944 in Berlin
1945
Meteorologe beim US-Wetterdienst in Wiesbaden und Frankfurt am Main
1945
Eintritt in die SPD
1947
Dozent für Mathematik an der Städtischen Ingenieurschule in Mannheim
ab 1953
Schöffe am Arbeitsgericht Mannheim
1955
Bürgermeister für Schule und Sport in Mannheim, ab 1962 auch für Kultur
1964
Stellvertretender Landesvorsitzender der baden-württembergischen SPD, ab 1966 Landesvorsitzender
1966
Baden-württembergischer Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident Baden-Württembergs
Rezeption
1969
Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1971
Henri-Dunant-Plakette des Deutschen Roten Kreuzes
1972
Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1974
Ehrensenator der Universität Mannheim
1976
Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
1977
Goldene Gedenkmedaille zum 25-jährigen Bestehen des Landes Baden-Württemberg
1977
Universitätsmedaille der Universität Ulm
1980
Goldene Verfassungsmedaille des Landes Baden-Württemberg
1982
Ehrenbürger der Stadt Mannheim
1982
Ehrensenator der Fachhochschule Mannheim
1983
Verleihung des Professorentitels durch den baden-württembergischen Ministerpräsidenten
1985
Hermann-Heimerich-Plakette des Raumordnungsverbands Rhein-Neckar
1987
Ehrensenator der Universität Ulm
1990
Silbermedaille des Landtags von Baden-Württemberg
2015
Namenspatron der Walter-Krause-Straße in Mannheim
Literatur
Brach 1984, S. 72-73.
Erich Schneider: Baden-Württemberg und Europa. Politik aus christlicher Verantwortung, Stuttgart 1993, S. 143-145.
Georg Müller: Walter Krause und die baden-württembergische Landespolitik in der Nachkriegszeit, Stuttgart 2000.
Andrea Hoffend: »Nichts ist Mühe, wenn man es gerne tut«. Walter Krause, in: Die höchste Auszeichnung der Stadt. 42 Mannheimer Ehrenbürger im Porträt, hrsg. von Ulrich Nieß, Mannheim 2002, S. 161-165.
Georg Müller: Walter Krause. Ein Mannheimer für Baden-Württemberg, Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel 2003.
Weik 2003, S. 85.
Andrea Hoffend: Walter Richard Erwin Krause, in: Baden-Württembergische Biographien, 4, 2007, S. 190-193.