Wilhelm Bechtle

Verfolgung
Ende März 1933
Bechtle wird im März 1933 von der Gestapo verhaftet und in »Schutzhaft« genommen. Die Stationen seiner Haft sind zunächst das Polizeigefängnis Stuttgart, ab 2. April 1933 das Konzentrationslager Heuberg, ab 20. Mai 1933 das Garnisonsarresthaus in Ulm, ab Ende Oktober 1933 erneut das Konzentrationslager Heuberg und ab Dezember 1933 das Konzentrationslager Oberer Kuhberg in Ulm. Am 10. November 1934 wird Bechtle aus der Haft entlassen.
10.05.1935
Nach seiner Haftentlassung arbeitet Bechtle weiter illegal für die KPD. Er verteilt Flugschriften und hilft Anton Waibel und Alfred Lauterwasser, zwei aus dem Konzentrationslager Oberer Kuhberg geflohenen Häftlingen. Am 10. Mai 1935 wird Bechtle deshalb verhaftet und im Polizeigefängnis Stuttgart inhaftiert. Am 15. Mai 1935 wird er in das Gerichtsgefängnis Stuttgart überstellt. Am 2. Juli 1935 wird Bechtle vom Landgericht Stuttgart wegen Fluchtbegünstigung zu drei Monaten Haft verurteilt und in das Landesgefängnis Ulm überstellt.
24.09.1935
Nachdem Bechtle seine Haftstrafe verbüßt hat, wird er nicht entlassen, sondern am 24. September 1935 erneut in das Polizeigefängnis Stuttgart gebracht. Am 20. Dezember 1935 wird er in das Gerichtsgefängnis Stuttgart überstellt. Am 28. Oktober 1937 wird Bechtle vom Oberlandesgericht Stuttgart aufgrund seiner illegalen KPD-Parteiarbeit wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Bechtle verbleibt bis um 1. November 1937 im Gerichtsgefängnis Stuttgart und wird dann ins Zuchthaus Ludwigsburg gebracht. Am 29. Juni 1940 wird er ins Polizeigefängnis Stuttgart überstellt. Ab dem 2. Juli 1940 ist er im Konzentrationslager Welzheim inhaftiert. Dieses wird am 25. April 1945 von den NS-Behörden evakuiert, damit die Häftlinge nicht den anrückenden alliierten Truppen in die Hände fallen. Bechtle und 46 weitere Häftlinge werden in Eilmärschen Richtung Bodensee getrieben. Unterwegs werden sie befreit.
Biografie
Volksschule in Löchgau
1919
Lehre als Gärtner in Großsachsenheim
um 1920
Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD)
1922
Eintritt in die KPD
ab 1928
Tätigkeit in der Stadtgärtnerei Stuttgart
1930
KPD-Stadtteilleiter im Stuttgarter Stadtteil Prag
1931
Besuch einer KPD-Schulung in der Sowjetunion
1932
Hauptamtlicher Sekretär der Stuttgarter KPD-Bezirksleitung
Mitglied der Roten Hilfe und des Vereins Naturfreunde
nach November 1934
Nach seiner Entlassung aus der Haft ist Bechtle zunächst wieder als Gärtner tätig. Später eröffnet er einen kleinen Gemüseladen in Stuttgart-Gablenberg.
nach 1945
Vorsitzender der KPD in Stuttgart
nach 1947
Stadtrat in Stuttgart
1954
Bechtle ist leitender Funktionär des KPD-Hauptausschusses zur Volksbefragung gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland. Daher wird er 1954 wegen Hochverrats und Staatsgefährdung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
bis August 1956
Bis zum Verbot der KPD hauptamtlicher Parteifunktionär der KPD
nach August 1956
Journalist und Autor, zeitweise Vertreter für Garten- und Gärtnereiartikel
1959
Hauptamtlicher Mitarbeiter und geschäftsführendes Mitglied des Präsidiums der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Frankfurt am Main
Literatur
Schumacher 2000, S. 26.
Weik 2003, S. 18.
Madleine Grünwald,Reinhold Bechtle: Familie Bechtle aus Löchgau. Widerstand und Verfolgung einer württembergischen Familie, in: Mitteilungen. Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm e. V. KZ-Gedenkstätte, 42, November 2004, S. 7-9.