Grußwort der Präsidentin zum Friedenskonzert im Landtag am 9. März 2022

Liebe Gäste,
herzlich willkommen zum heutigen Friedenskonzert im Landtag von Baden-Württemberg. Ich danke allen Beteiligten für ihren Einsatz und die Spontaneität,
die dieses Konzert möglich gemacht haben.
Meine Damen und Herren,
Sie hören heute Musikerinnen und Musiker des Staatsorchesters Stuttgart.
Sie kommen aus der Ukraine und aus Russland sowie aus Polen und Ungarn,
aus Rumänien und Deutschland.
Die Kultur lässt sich nicht spalten. Die Künstlerinnen und Künstler setzen ein Zeichen des Friedens. Dafür möchte ich mich persönlich bei Ihnen bedanken:
Frau Scheytt, Frau Rokicka, Herr Paulich, Herr Akimov, Herr Konik, Herr Iftinca und Herr Jussow.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Cornelius Meister, dem Generalmusikdirektor der Staatsoper Stuttgart, für die wunderbare Zusammenarbeit.
Die Idee dieses Friedenskonzertes ist entstanden bei einem gemeinsamen Treffen am 24. Februar. Der Tag, an dem die russische Armee auf Befehl von Wladimir Putin die Ukraine angegriffen hat. Wir waren beide fassungslos. Aber wir waren nicht sprachlos.
Noch am gleichen Tag haben wir verabredet, dass Politik und Kultur gemeinsam ein Zeichen gegen die Barbarei des Krieges setzen. Auch der Landtag hat sich in seiner heutigen Sitzung mit diesem brutalen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auseinandergesetzt.
Aus dem Landtag von Ba-Wü wurde heute fraktionsübergreifend ein starkes Zeichen gesetzt: Ein Zeichen für eine selbstbestimmte, freie und demokratische Ukraine.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, dafür danke ich Ihnen sehr herzlich. Stellvertretend für den Landtag begrüße ich:
Herrn Vizepräsident Dr. Reinhardt, und die Fraktionsvorsitzenden
- Herrn Schwarz, Grüne
- Herrn Hagel, CDU
- Herrn Stoch, SPD
- Herrn Dr. Rülke, FDP/DVP
- Herrn Gögel, AfD
Für die Landesregierung begrüße ich die Ministerinnen und Minister
- Frau Gentges,
- Frau Razavi,
- Dr. Bayaz und
- Herr Lucha.
Für die Staatstheater begrüße ich die Intendanten
- Herr Hendricks,
- Herr Schoner und
- Herr Kosminski.
Ich begrüße die Repräsentantinnen und Repräsentanten
- des Konsularischen Korps,
- der Kirchen und Religionsgemeinschaften,
- der Kommunen und Verwaltungen
- von Organisationen und Verbänden sowie
- aus Kultur und Wirtschaft.
Sehr herzlich begrüße ich diejenigen unter Ihnen, die aktuell humanitäre Hilfe leisten,
z.B. Hilfsorganisationen unterstützen, Hilfstransporte durchführen und spenden.
Liebe Gäste,
mit diesem Friedenskonzert erhebt die Kultur ihre Stimme. Der Kultur kommt eine entscheidende Bedeutung für den Frieden zu. Was damit gemeint ist, das sage ich am besten mit den Worten eines Künstlers. Freunde der Oper kennen sicher den russischen Regisseur Kirill Serebrennikov.
Er hat in Stuttgart mehrere Werke inszeniert. Lange Jahre stand der Regimegegner in Moskau unter Hausarrest. Ende Januar sagte er in einem Interview mit der Deutschen Welle – ich zitiere:
„Es wird Kriege und andere Katastrophen geben - aber die Kultur und die Kulturmenschen werden die letzten sein, die das sinkende Schiff verlassen.
Das ist die Funktion der Kultur: nicht zu lügen, nichts zu fürchten und ein menschliches Antlitz zu bewahren.“
Eine solche Wahrheit spricht die Musikauswahl des heutigen Abends. Die Musikerinnen und Musiker spielen russische und ukrainische Werke. Sie setzen damit ein Zeichen der Verständigung.
Und sie vermitteln Ihnen, meine Damen und Herren, was Vladimir Putin zerstören will:
Die Ukraine ist eine souveräne Nation, mit einer eigenen kulturellen Identität,
einer eigenen Sprache, einer eigenen Literatur, einer eigenen Musikgeschichte.
Die Werte dieser Kultur sind europäisch. Auch darum geht es bei diesem Krieg.
Es ist ein Krieg von Nationalismus und Autokratie gegen die humanistische Tradition Europas.
Die ukrainische Künstlerin und Schriftstellerin Yevgenia Belorusets brachte das in einem Fernseh-Interview klar auf den Punkt.
Auf die Frage, woher sie die Kraft nimmt, in Kiew zu bleiben und ihre Eindrücke von Terror, Verwüstung, vom Leid und auch vom Tod der Menschen zu berichten,
antwortet sie: die Kraft komme – ich zitiere –
„von dem Gefühl, dass wir nicht für uns kämpfen, sondern für Werte,
die viel größer sind als die Ukraine selbst. Es geht um die Freiheit, die eigene Zukunft zu wählen. Es geht um die Zukunft.“
Liebe Gäste,
Wir haben heute im Landtag darüber debattiert, welchen Beitrag Baden-Württemberg leisten kann, dass die Freiheit in der Ukraine und in ganz Europa Zukunft hat.
Ich meine: Wir sollten uns besonders für die Kultur als Stimme der Freiheit einsetzen.
Sie darf nicht durch Gewalt verstummen. Wir sollten geflüchteten Künstlerinnen und Künstlern sowie Journalistinnen und Journalisten etwa über Stipendien Perspektiven eröffnen - damit sie bei uns leben UND ihre wichtige Arbeit fortsetzen können.
Dieses Angebot sollten wir auch oppositionellen Kultur- und Medienschaffenden aus Russland und Belarus machen. Auch sie sind in der aktuellen Lage bedroht. Auch auf ihre Stimmen kommt es an, um eine neue Grundlage für ein friedliches Zusammenleben aufzubauen.
Machen wir uns dabei nichts vor: Das wird lange dauern.
Wir alle müssen uns auf große Anstrengungen einstellen.
Wie der Krieg gegen die Ukraine enden wird, ist heute ungewiss.
Aber ich möchte mit den hoffnungsvollen Worten von Yevgenia Belorusets schließen:
„Ich glaube sehr stark an das Gute“.
Vielen Dank.