Grußwort der Präsidentin zur Erstpreisverleihung des 66. Schülerwettbewerbs

Liebe Preisträgerinnen, liebe Preisträger,
liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Landtag, liebe Eltern, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Gäste,
herzlich willkommen zur Verleihung der Ersten Preise des 66. Schülerwettbewerbs.
Vorab: Erst einmal ein Dankeschön an Alexander Wolff und Steffen Münster an der Gitarre für ihre schöne musikalische Einstimmung. Außerdem möchte ich bereits an dieser Stelle Dorothée Frei-Stahl danken, die heute als Moderatorin durch die Preisverleihung führt. Und natürlich geht mein Dank an die Landeszentrale für politische Bildung für die Organisation des Schülerwettbewerbs.
Aber vor allem: Ganz herzlichen Dank an euch, liebe Jugendliche, dass ihr euch bei diesem Wettbewerb eingebracht habt. Fast 2.500 Schülerinnen und Schüler aus ganz Ba-Wü sind dem Aufruf gefolgt, beim Schülerwettbewerb mitzumachen. Dabei sind viele wirklich tolle Arbeiten entstanden. Und einige, die herausragen: Eure!
Einige dieser Arbeiten haben wir heute direkt vor Augen: Wo sonst während einer Plenarsitzung die Mitglieder der Landesregierung Platz nehmen, haben wir eure Plakate aufgestellt: Sie zeigen euren Blick auf ein Thema, das den „Klebstoff“ für unsere Gesellschaft bildet. Denn ihr seid der Frage nachgegangen, was das interkulturelle Zusammenleben in unserem Land ausmacht.
Ihr zeigt, wie bunt die Gesellschaft in Deutschland ist, dass wir – um euer Wortspiel aufzugreifen – in der „Buntesrepublik“ leben. Ihr macht Mut, indem ihr zum Beispiel appelliert: „Mit Toleranz kriegen wir alles unter einen Hut“. Dass Toleranz nicht immer einfach ist, führt ihr aber ebenfalls klar vor Augen – mit dem Slogan: „Alle wollen individuell sein, aber wehe, jemand ist anders“.
Somit regt ihr dazu an, kritisch über unsere eigene Einstellung nachzudenken. Dass eine tolerante Gesellschaft nicht selbstverständlich ist, sehen wir derzeit leider immer wieder. Daher ist es wichtig, dass wir immer weiter für unsere Demokratie eintreten – wie es die Demonstrationen Anfang des Jahres gezeigt haben, als hunderttausende Menschen überall in Deutschland für Offenheit, für Vielfalt und für die Demokratie auf die Straße gegangen sind.
Es ist wichtig, klare Haltung zu zeigen gegen jede Art von Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit! Und es wichtig, dass wir konstruktiv streiten, nicht persönlich werden, sondern inhaltlich um die beste Lösung für ein Problem ringen – ob im Parlament oder auf dem Pausenhof. Dass wir miteinander ins Gespräch kommen, dass wir einander zuhören.
Das gilt für die Politik ebenso wie für die ganze Gesellschaft, damit sie nicht nur bunt ist, sondern sie es in Zukunft auch bleibt. Das Zusammenleben bei uns in Deutschland beschäftigt euch in vielen Fragen, auf die ihr Antworten sucht. Etwa: Warum sollte man nicht lieben dürfen, wen man will? Oder ihr beleuchtet, inwiefern einzelne Medienschaffende ihre Reichweite ausnutzen, um Antisemitismus zu verbreiten.
Generell beschäftigt euch das Thema Medien – insbesondere die Sozialen Medien. Ihr habt dazu recherchiert, ob die sozialen Medien Fluch oder Segen für unsere Demokratie sind. Und
ihr beschäftigt euch damit, welchen Einfluss der Informationskrieg im Internet auf moderne Kriege und Konflikte hat. Das alles sind Fragen, die uns in der Politik umtreiben, und ich finde es großartig, dass ihr euch dazu Gedanken macht!
Und nicht nur dort, sondern auch in vielen anderen Fragen: Ob es um künstliche Intelligenz im Schulalltag geht, um das Alter, mit dem Kinder und Jugendliche strafmündig sind. Um das Leid von Kindern auf der Flucht. Um den Klimawandel und um die Aktionen der Letzten Generation. Welche Fragen ihr euch auch gestellt habt: sie alle sind wichtig. Es sind alles Themen,
die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen – nicht als Politikerinnen und Politiker, aber auch nicht als Gesellschaft.
Ihr sitzt heute auf den Stühlen der Abgeordneten: im Plenarsaal. In dem Saal, in dem wir, die Abgeordneten, die politischen Entscheidungen für Baden-Württemberg treffen. Natürlich auch zu den Fragen, um die es euch geht: Zum Beispiel haben wir für Baden-Württemberg ein Klimaschutzgesetz beschlossen, das uns dabei helfen soll, die Klimaziele zu erreichen. Wir stellen Geld für Projekte bereit, die Antisemitismus vorbeugen und bekämpfen sollen – zum Beispiel, indem sie den direkten Austausch zwischen Jugendlichen in Baden-Württemberg und
Jugendlichen in Israel fördern.
Und wir treten dafür ein, dass Baden-Württemberg ein sicherer Hafen ist – für Menschen, die vor Krieg fliehen oder die wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden. Wir beschließen aber nicht nur Gesetze. Unsere Aufgabe ist es dann auch, nachzuforschen, ob die Regeln umgesetzt werden, ob Projekte, die wir fördern, auch Erfolg haben.
Und hierbei könnt ihr uns helfen. Denn wir brauchen natürlich eure Rückmeldung. Heute habt ihr die perfekte Gelegenheit, uns Feedback zu geben. Denn heute sind außer euch Abgeordnete aus eurer Region hier: Nutzt diese Chance! Stellt ihnen eure Fragen! Konfrontiert sie mit dem, was euch bewegt! Denn dieser Tag heute soll mehr als nur eine Preisverleihung sein: er soll ein Austausch sein, damit wir direkt von euch erfahren, was für euch wichtig ist.
Nach der offiziellen Preisverleihung haben wir Zeit für diesen Austausch. Scheut euch nicht,
eure Fragen, eure Anliegen und eure Forderungen an die Abgeordneten heranzutragen! Es gibt zwar Themen, über die können wir nicht hier in Baden-Württemberg entscheiden, zum Beispiel,
wenn es um die Frage geht, ob es sinnvoll ist, das Alter der Strafmündigkeit herabzusetzen – das kann nur der Bundestag entscheiden.
Trotzdem ist der Austausch zu solchen Themen nicht weniger wichtig. Im Gegenteil: Was immer euch auch beschäftigt, sprecht darüber – untereinander, aber auch mit uns Politikerinnen und Politikern. Immer wieder hören wir den Vorwurf: Die Politik würde euch nicht ernst nehmen. Ich glaube nicht, dass das zutrifft.
Aber was stimmt ist: Eure Sicht kommt tatsächlich manchmal zu kurz:
In den Parteien sind junge Menschen unterrepräsentiert – und in den Parlamenten noch viel mehr. Das wollen wir hier in Baden-Württemberg ganz konkret ändern: Ihr sollt schon früher mitbestimmen dürfen! Bei der nächsten Landtagswahl zum Beispiel soll man schon mit 16 und mit 17 wählen dürfen – und nicht erst mit 18.
Dasselbe gilt für die Europawahlen und die Kommunalwahlen, die am kommenden Sonntag stattfinden: Wenn ihr 16 Jahre alt seid oder älter, fordere ich euch auf: Nutzt die Möglichkeit! Geht zur Wahl! Und vielleicht ist ja sogar die eine oder der andere unter euch, die auf einer Liste für die Wahl zum Gemeinderat steht.
Vielleicht stellt sich ja jemand von euch zur Wahl. Denn auch das ist in den Gemeinden in Baden-Württemberg ab 16 Jahren möglich! Erhebt eure Stimme! Verschafft eurer Meinung Gehör! Dass ihr für eure Meinung gute Argumente habt, habt ihr – liebe Preisträgerinnen und Preisträger – mit euren Arbeiten beim Schülerwettbewerb bewiesen.
Nun ist es an uns Abgeordneten, euch zuzuhören! Wir freuen uns auf den Austausch mit euch. Nun möchte ich zu euren kreativen Arbeiten und klugen Argumenten, zu euren großartigen Beiträgen nur noch einmal sagen:
Respekt, Hut ab, und Gratulation!