27. Januar 2025

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus / 80 Jahre Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau

Aras hält Rede

Landtagspräsidentin Muhterem Aras erinnert in ihrer Gedenkrede an das Leid von Millionen von Menschen unter der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft

80 Jahre. 

Nur 80 Jahre – auf den Tag genau – liegen zwischen uns in diesem Augenblick und der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Am 27. Januar 1945 um 15 Uhr befreiten sowjetische Soldaten diese Todesfabrik, die zum Inbegriff werden sollte für die menschenverachtende Mordmaschinerie der NS-Zeit. 

Den Befreiern – und der Welt – offenbarte sich der grauenvollste Tatort des größten Verbrechens der Menschheit. Zum Jahrestag jener Befreiung gedenken wir heute gemeinsam aller Opfer des Nationalsozialismus.

Wir gedenken der sechs Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden.

Wir gedenken der bis zu 500.000 ermordeten Sinti und Roma.

Wir gedenken der ermordeten Zeugen Jehovas.

Wir gedenken der ermordeten Menschen mit Behinderung. 

Wir gedenken der ermordeten queeren Menschen.

Wir gedenken der ermordeten Menschen, die als „asozial“ beschimpft und herabgesetzt wurden.

Wir gedenken der ermordeten Kriegsdienstverweigerer.

Wir gedenken der ermordeten Oppositionellen.

Wir gedenken der ermordeten Menschen aus dem aktiven und passiven Widerstand.

 

 

[Anrede, Begrüßungen, Dank]

 

 

Meine Damen und Herren,

„um die Zukunft aufzubauen, muss man die Vergangenheit kennen.“

Der Satz stammt von Otto Frank, Vater von Anne Frank. Anne Frank war ein lebensfrohes, nachdenkliches Mädchen. Wir kennen ihre Vergangenheit, weil ihre Tagebücher überliefert sind. Und wir wissen, wie sie ihrer Zukunft beraubt wurde. Nach Jahren der Verfolgung und des Versteckens wurde Anne nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Später nach Bergen-Belsen.

Wir wissen unfassbar viel von der Vergangenheit. Wir kennen sogar die entsetzlichen Zahlen ziemlich genau. Die Befreier von Auschwitz-Birkenau zählten vor Ort: rund 44.000 Paar Schuhe. 843.000 Herrenanzüge. 837.000 Damenkleider. 7,7 Tonnen Menschenhaar. 7600 Lebende, ausgehungert, erschöpft. Sie waren die Überlebenden von rund 1,1 Millionen. Manche starben noch nach der Befreiung an den Folgen der Haft.

Wir kennen die furchtbarsten Details der Vernichtungsmaschinerie. Wir wissen von Enthäutungen und Verbrennungen bei lebendigem Leib. Wir wissen, wie die Nazis versuchten, sogar die Spuren der Vernichtung zu vernichten; Krematorien zu sprengen und Akten zu verbrennen. Aber es war gerade die mörderische Bürokratie der Täter, die das Menschheitsverbrechen akribisch belegte. Und mehr noch: Wir kennen die Filmaufnahmen von den Tagen nach der Befreiung. Wir kennen die Aussagen in den Nürnberger Prozessen, etwa vom Massenmörder Rudolf Höß. 

Und vor allem kennen wir etliche Geschichten von Überlebenden, die so mutig waren, den Weg des Erinnerns zu ebnen; mutig, uns ihre Geschichten anzuvertrauen – eine entsetzlicher als die andere. 

Wir wissen, dass Primo Levi nur überlebte, weil er krank war und deshalb im Lager zurückgelassen wurde, als die SS floh. Wer gesund genug war, musste zum Todesmarsch in die Eiseskälte. Primo Levis Aufzeichnungen wurden jahrelang nicht wahrgenommen und kaum veröffentlicht.

Wir wissen, dass Wilhelm Brasse nur überlebte, weil er Fotograf war. So musste er mithelfen, alle neuen Lagerinsassen zu portraitieren. Er sollte die Aufnahmen vor der Befreiung vernichten, aber er löschte den Brand. Deshalb kennen wir auch diese Bilder der Vergangenheit. In den Gängen der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau legen sie noch heute Zeugnis ab. Die Gesichter, die Blicke lassen einen nicht mehr los; so, wie sie Wilhelm Brasse Zeit seines Lebens nie losgelassen haben.

Wir wissen, dass Anita Lasker-Wallfisch nur überlebte, weil sie Cello spielte. Sie musste etwa vor den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau spielen. Oder für Josef Mengele, der die denkbar abscheulichsten Experimente an Menschen durchführte. Auch ihre Erzählungen wollte direkt nach dem Krieg niemand hören. Deshalb schwieg sie über Jahrzehnte. Ihren Kindern schrieb sie aber später das Widerfahrene auf. Zum Beispiel dies: „Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr wird mir klar, dass es unmöglich ist – jedenfalls für mich –, das Leben in Auschwitz-Birkenau zu beschreiben. (…) Die Ingredienzen dieser Hölle waren: Gestank brennender Leichen… Rauch… Hunger… Angst… Verzweiflung… Geschrei.“ Anita Lasker-Wallfischs Erzählungen tragen den Titel: „Ihr sollt die Wahrheit erben“.

Wir alle haben die Wahrheit geerbt. Das Wissen ist überall zugänglich. Wir kennen die Vergangenheit, meine Damen und Herren, wenn wir sie kennen wollen. Doch viele wollten nie, oder wollen nicht mehr.

Der Weg des Erinnerns wurde immer auch gemieden, von denen, die wegschauten, weghörten, schwiegen. Ignorierten. Oder er wurde blockiert, von denen, die logen, relativierten, einen Schlussstrich forderten. Derweil ging das Leid der Überlebenden weiter. Auch das Unrecht ging oft weiter. 

Der Weg des Erinnerns führt vorbei an der beschämend-lückenhaften rechtlichen Aufarbeitung. Er führt vorbei am politischen Gegenwind, der vielen Menschen entgegenschlug, die nach dem Krieg Sühne und Gerechtigkeit für sich und andere suchten. Er schlug noch Jahrzehnte denen entgegen, die sich ehrenamtlich vor Ort für das Erinnern einsetzten. 

Bis es zum Erinnern kam, hat es lange gedauert. Nun ist das Erinnerte lange her. Umfragen zeigen, dass das Wissen zurückgeht. Junge Befragte wissen immer weniger vom Holocaust, von der Shoah. 

Den Weg des Erinnerns gilt es immer wieder zu beschreiten, sonst wuchert er zu. Und gleichsam gilt es immer zu erklären, warum. Was geht uns diese Vergangenheit ganz persönlich an? Warum all die Details der Vergangenheit im Herzen tragen? Zum einen, um die Opfer zu würdigen, an ihre Würde zu erinnern. Zum anderen, damit wir begreifen, wozu Menschen fähig sind, wenn man dem Hass und der Herzlosigkeit nicht Einhalt gebietet. Weil es uns alle in den Abgrund reißt, in die Untiefen der Unmenschlichkeit, wenn wir nicht früh genug die Menschlichkeit verteidigen! 

“Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät“, konstatierte Erich Kästner, der einst mit ansah, wie seine Werke bei der großen Bücherverbrennung in Flammen aufgingen. Er sagte nach dem Krieg:

„Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat. […] Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben.“ 

 

Meine Damen und Herren,

„nie wieder“, sagen wir, wieder und wieder. „Wehret den Anfängen“, heißt es zurecht. Aber den Schneeball haben wir nicht rechtzeitig zertreten. Er ist längst zum Brocken geworden. Und viele von uns spüren, dass wieder etwas ins Rutschen gerät. Der israelische Holocaustforscher Yehuda Bauer sagte, vor fünf Jahren schon: „Es ist nicht 1933. Aber die Gefahr ist da.“ 

In der Weimarer Republik war Deutschland gezeichnet vom Ersten Weltkrieg. Daraus konnten die Nazis Kapital schlagen. Es gab auch noch keinen früheren Versuch als Demokratie. Heute leben wir in einem der wohlhabendsten, demokratischsten, freiheitlichsten und friedlichsten Staaten der Erde. Mit einer der stärksten Verfassungen der Welt. 

Deshalb müssen Populisten eine Notlage erfinden. Sie brauchen die Lüge vom Staatsversagen. Sie überzeichnen die Probleme bis zum Unheil, um sich als Heilsbringer aufzuspielen. Und diese Lüge wirkt weltweit.

Viele schauen besorgt in die USA. Dort wählten sie Donald Trump zum mächtigsten Mann der Welt. Jemanden, den einige Wissenschaftler als Faschisten einstufen. Jemanden, der einen Führerkult pflegt, angeblich von Gott gesandt, um einer gedemütigten Nation zu alter Größe zu verhelfen. Er sprach nun vom „Tag der Befreiung“.

Bei Trumps erster Amtseinführung entstand der Begriff „Alternative Fakten“, der nichts anderes bewirkt als die Wahrheit zu zersetzen. Zur zweiten Amtszeit bat die Bischöfin von Washington (Marianne Budde) Donald Trump in ihrer Predigt um Gnade, Gnade gegenüber Minderheiten. Ein US-republikanischer Abgeordneter schrieb daraufhin: Die Bischöfin solle auch auf die Deportationsliste. 

Und Elon Musk, der offen den demokratischen Staat verachtet und antisemitische Verschwörungsmythen verbreitet, zeigt zur Amtseinführung Trumps einen Hitlergruß – ohne ausgebuht oder von der Bühne geholt zu werden; stattdessen wird ihm zugejubelt, und seine Geste weltweit relativiert. Vorgestern hielt er unter großem Applaus eine völkische Rede auf dem Parteitag der AfD und rief Deutschland dazu auf, die vergangene Schuld hinter sich zu lassen. Einen Schlussstrich zu ziehen.

Viele schauen mit Sorge auch nach Österreich, wo ein Rechtsextremist an die Macht gelangt, der sich wie Hitler einst als „Volkskanzler“ bezeichnet, der von „Systempresse“, „Systemparteien“ und „Volksverrätern“ spricht – durch und durch NS-Jargon. Und all das mit großem Erfolg! Er gelangt an die Macht, weil demokratische Parteien so verantwortungslos darin versagten, sich aufeinander zuzubewegen; wohlwissend, was sonst droht.

 

Man kann das nun als Warnschuss verstehen. Aber es wurde doch schon längst gewarnt. Es ist schon so viel gesagt worden, selbst über das Unsagbare: wie die Populisten die Grenzen des Sagbaren verschieben und absichtlich überschreiten, um dann von Missverständnissen zu sprechen; oder von sich als Opfer einer Zensur. Es ist doch längst untersucht, wie Demokratien sterben und Diktaturen entstehen; wie Propaganda wirkt, das Auflösen der Wirklichkeit. Wir wissen doch, wie aus Vorurteil Verachtung und aus Verachtung Vernichtung wird. Das ist die Wahrheit, die wir geerbt haben!

Wir kennen die Vergangenheit doch gut genug, um zu sehen, was gerade passiert. Oder nicht?

 

„Nie wieder“ ist vermutlich deshalb eine so mächtige Formel, weil sie nie ausbuchstabiert war. Sie umfasst all das unbeschreibliche Grauen der Shoah, all die Entwicklungen zu Beginn, all die Appelle. Aber es darf nicht nur passiv heißen: Nie wieder darf es geschehen. Sondern: Nie wieder dürfen wir es geschehen lassen! Oder wie Hans Scholl sagte: „Nicht: Es muss etwas geschehen. Sondern: Ich muss etwas tun!“

Für die Weiße Rose war es zu spät, da rollte bereits eine Lawine aus Hass. Für uns ist es noch nicht zu spät. Schauen wir in Deutschland nicht teilnahmslos zu, wie das Erbe der Wahrheit verdreht, verzerrt, verbogen wird! Wie man dreiste Desinformationen und dumpfe Demagogie als Meinungsfreiheit verkauft, ja Meinungsfreiheit sogar als Kampfbegriff nutzt! Wie man diejenigen in Verruf bringt, die vor der Gefahr warnen! Wie die Rechtsextremen SA-Parolen salonfähig machen, Adolf Hitler als Linken bezeichnen und die NS-Zeit als einen „Vogelschiss der Geschichte“. Schauen wir nicht zu, wie die Demokratieverachtung und Menschenfeindlichkeit weiter einsickert in unsere Gesellschaft!

Es muss jeder und jedem bewusst sein: Wer Demokratiefeinde stärkt, wer Rechtsextreme wählt, bringt Menschen in Gefahr. Nachbarn, Freunde, Kollegen, Mitschüler. Denn die Demokratiefeinde ziehen ihre ganze Kraft aus der Vorstellung, dass Menschen eben nicht gleich an Würde und Rechten geboren sind. Demokratiefeinde fühlen sich von Gleichheit bedroht und bekämpfen sie mit aller Macht. 

Niemand kann sagen, er habe von nichts gewusst. Wissen und Gewissen hängen zusammen. Was leitet sich aber daraus ab; das ist die Frage!

Unser Grundgesetz dient dazu, die Menschenwürde zu wahren und ein Miteinander in Freiheit und Gleichheit zu ermöglichen. Es gibt allen Demokratinnen und Demokraten den glasklaren Auftrag: Seid wehrhaft gegen die Menschenfeinde! 

Werden wir diesem Auftrag gerecht? 

Stellen wir uns vor, wir schauen in zehn Jahren auf die kommenden Monate zurück. Haben wir alles unternommen, um die Lawine zu stoppen?

Nehmen wir an, die Rechtsextremen kommen auch bei uns an die Macht. Nehmen wir an, sie tun, was sie ankündigen zu tun: das Parteiensystem abschaffen. Millionen von Menschen mit Migrationshintergrund vertreiben. Den freien Journalismus unterwandern. Mit „wohltemperierter Grausamkeit“ „ein paar Volksteile verlieren“. „Wir werden sie jagen.“ 

Nehmen wir an, auch die Gefolgsleute tun, was sie in unzähligen Morddrohungen und sonstigen Hasskommentaren ankündigen: Menschen „an die Wand stellen“. Gaskammern reaktivieren. 

Wenn all das geschieht, wie schauen wir in der Zukunft auf uns heute zurück? Auf unser Zögern, unser Zaudern, unsere Zahnlosigkeit? 

Darauf, dass wir denen, die sowieso immer eine Täter-Opfer-Umkehr inszenieren, lieber einmal zu viel die Bühne bereiteten, damit sich ja niemand von ihnen beschwert? 

Wie schauen wir darauf, dass wir unsere Wehrhaftigkeit von Umfragen abhängig machten?

Dass wir so taten, als ginge es den Lügnern um Fakten, um das bessere Argument?

Dass wir jahrelang so taten, als wären alle, die demokratisch gewählt sind, auch automatisch Demokraten, egal wie sehr sie das Grundgesetz verachten? Als wäre der parlamentarische Arm auch von Neonazis und Reichsbürgern ein rechtmäßiger Teil des demokratischen Spektrums?

Dass wir ihre aggressive Sprache und Forderungen übernahmen, egal wie oft bewiesen war, dass das sie allein stärkt und niemanden sonst?

Dass wir ihnen Zugriff zu nachrichtendienstlichen Informationen gaben?

Dass wir sowohl Verfassungsschutzberichte als auch andere Mittel der wehrhaften Demokratie zurückhielten, um ja niemanden gegen uns aufzubringen?

Dass wir immer wieder das alte Argument brachten: „Lasst sie doch an die Macht! Sie werden sich schon entzaubern! Sie lassen sich schon bändigen!“… Als sei das jemals gutgegangen... Als sei unsere Demokratie eine Spielwiese für derlei Experimente…

 

Werden wir uns bei all diesen Betrachtungen nicht schämen für unsere Feigheit? Schämen, dass wir uns derartig vorführen und benutzen ließen, mit allem Wissen und allen Mitteln ausgestattet, um all das nie wieder geschehen zu lassen?

 

Meine Damen und Herren,

was wir brauchen, ist Mut! 

Carlo Schmid, einer der maßgeblichen Verfasser des Grundgesetzes, sagte: Wenn man den Mut hat, an die Demokratie zu glauben, „als etwas für die Menschenwürde Notwendiges“, dann „muss man auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie aufzuheben.“ 

Fordern wir den Mut ein, bringen wir den Mut auf, unsere offene Gesellschaft zu schützen. Glauben wir an die Demokratie. Und machen wir es ihren Feinden nicht bequem! 

Noch sind wir in der demokratischen Mehrheit! Noch haben wir die Mittel des Rechtsstaats und des friedlichen Protests! Noch ist es nicht zu spät, um mutig zu sein!

Wenn die Geschwister Scholl, diese jungen, aufrechten Menschen, unter Lebensgefahr den Mut hatten, an den Mut und an das Gewissen der Menschen zu appellieren, dürfen wir uns heute in Freiheit nicht ducken! Sie sagten damals: „Man muss etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben. Dazu brauchen wir einen harten Geist und ein weiches Herz.“

Was heißt „ein harter Geist“? Es heißt, standhaft zu bleiben. Zu erinnern: Lassen wir uns die Wahrheit nicht verdrehen, und nennen wir die Dinge beim Namen! Halten wir dagegen! Verwechseln wir Anstand nicht mit Zurückhaltung!

Was heißt „ein weiches Herz“? Es heißt, menschlich zu bleiben. Zu erinnern: Folgen wir nicht denen, die Moral belächeln, ja sogar bekämpfen! Machen wir uns immer wieder bewusst, dass man sich nicht für Mitgefühl rechtfertigen muss, sondern für Hass! Gewöhnen wir uns nie an den Tabubruch, an Ausgrenzung, an Feindseligkeit. Nicht auf dem Pausenhof und nicht im Parlament. Abgeordnete sind ihrem Gewissen verpflichtet, aber alle anderen Menschen auch!

Der Auschwitz-Überlebende und langjährige Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees Roman Kent nannte dies das 11. Gebot: „Du sollst nicht gleichgültig sein!“

Denn Hitler wäre machtlos gewesen ohne seine Schergen, aber vor allem ohne die vielen Mitläufer und Untätigen. 

Seien wir nicht gleichgültig! Seien wir wachsam und beherzt!

Auf den Flugblättern der Weißen Rose stand: „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, eh’ es zu spät ist!“

Das gilt auch heute noch, nach 80 Jahren.

 

80 Jahre. 

80 Jahre.

„Als ob es gestern wäre“, sagt die Überlebende Margot Friedländer, die niemals vergessen kann, und die uns lehrt, nie zu vergessen. 

Die uns mahnt: „Seid Menschen.“

Die uns mahnt: „So hat es damals auch angefangen.“ 

Und die uns sagt: „Ich bin zurückgekommen, um mit Euch zu sprechen, um Euch die Hand zu reichen, Euch zu bitten, dass Ihr die Zeitzeugen sein sollt, die wir nicht mehr lange sein können. Es ist für Euch, für Eure Zukunft. Das darf nie wieder geschehen. 

Und ihr müsst dafür sorgen, dass es nie wieder geschieht.“