Auseinandersetzung mit Fragen zu Heimat und Identität
„Was ist Heimat?“ So lautet die zentrale Frage bei der Lesung und Gesprächsrunde zum Thema Heimat und Vielfalt mit der Autorin Lena Gorelik am Donnerstag, 28. November 2024, im Schlachthof in Lahr. „Migration zwingt dazu, sich mit Fragen von Heimat und Identität auseinanderzusetzen“, sagt Landtagspräsidentin Muhterem Aras in ihrer Begrüßungsrede. In der deutsch-französischen Grenzregion erhielten die Themen Heimat und Identität nochmal eine weitere Dimension als im Landesinneren. Weiter führt die Präsidentin mit Blick auf das Weltgeschehen aus: „Für uns alle ist Heimat ein zentraler Teil unserer Identität.“ Unsere Identität forme sich nie in der Abschottung, sondern im Kontakt mit der Außenwelt. Aras nimmt in den Blick, was alle im Raum eint: „Das Menschsein und das Zusammenleben. Hier in Lahr, in Baden-Württemberg, in Deutschland, Europa und der Welt.“
Der Oberbürgermeister der Stadt Lahr, Markus Ibert, berichtet, dass Lahr und seine Bevölkerung nach Abzug der kanadischen Streitkräfte vor 30 Jahren und dem Zuzug von vielen Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion vor eine riesige Herausforderung hinsichtlich der Themen Migration und Integration gestellt worden waren. „Rückblickend kann ich mit Erleichterung sagen, wir haben diese Herausforderungen alle gemeinsam gut bewältigt.“ Auch in Lahr hätten – wie Lena Gorelik selbst – sehr viele Menschen die Erfahrungen des Fremdseins gemacht. Fest verbunden sei dabei stets die große Hoffnung gewesen, in Deutschland eine gute Zukunft für sich und die Familie zu finden.
Lena Gorelik liest aus ihrem Roman „Wer wir sind“. Darin verarbeitet sie die gemeinsame Ausreise ihrer russisch-jüdischen Familie von Russland nach Deutschland und bringt damit die Einwanderungserfahrungen vieler Menschen zum Ausdruck. Als sogenannte Kontingentflüchtlinge kamen sie 1992 von St. Petersburg nach Ludwigsburg. Geflohen war die Familie vor dem Antisemitismus im postsowjetischen Russland. In der Ludwigsburger Geflüchtetenunterkunft begann für Lena Gorelik die Suche nach der eigenen Identität in einer für sie noch fremden Kultur. Das Erlebnis dieser Emigration wird in dem Roman thematisiert und bietet einen Ansatz über die gesellschaftlich bedeutenden Themen von Heimat, Identität und Fremdsein sowie über das Leben als Jüdin in Deutschland ins Gespräch zu kommen.
In einer anschließenden Gesprächsrunde lässt Moderatorin Nicole Köster neben Lena Gorelik auch ausführlich Menschen im Publikum zu Wort kommen. Für die musikalische Begleitung der Lesung sorgt der Schlagzeuger und Percussionist Murat Coşkun.