Für Erhalt des baukulturellen Erbes in Baden-Württemberg
Landesentwicklungs-Ausschuss berät über Gewinnung von Nachwuchskräften in der Denkmalpflege
Stuttgart. Der Ausschuss für Landesentwicklung und Wohnen hat sich in seiner Sitzung am Mittwoch, 12. Juli 2023, auf Antrag der Grünen-Fraktion mit Aus-, Fort- und Weiterbildungen in der Denkmalpflege und der Gewinnung von Fachkräften befasst. „Der Erhalt des baukulturellen Erbes ist für das Land von großer Bedeutung. Zur Erfüllung des Auftrags braucht es auch in Zukunft fachlich ausgebildete Praktikerinnen und Praktiker. Darin waren sich die Abgeordneten im Ausschuss einig“, sagte die Vorsitzende Christiane Staab (CDU). Insbesondere das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) leiste einen großen Beitrag, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.
Nach Angaben der Vorsitzenden gibt es in Baden-Württemberg eine ganze Reihe an Programmen, Offensiven und Aktionen, mit denen auch bei jungen Menschen das Interesse für Denkmale geweckt werden soll. „Die Landesdenkmalpflege setzt sich im Rahmen der Öffentlichkeits- und Vermittlungsarbeit sehr dafür ein, junge Menschen für die Denkmalpflege und eine Ausbildung, ein Studium und/oder eine Tätigkeit in diesem Bereich zu begeistern“, berichtete Staab. Dies zeige sich besonders bei den Projekten der Jugendbauhütte Baden-Württemberg und dem Projekt „Schüler erleben Denkmale“ sowie dem Angebot der wissenschaftlichen Volontariate beim LAD.
Im Jubiläumsjahr des Denkmalschutzgesetzes 2022 habe das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen nach eigenen Angaben gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege eine Öffentlichkeitsoffensive gestartet. Highlights seien der Festakt „50 Jahre Denkmalschutzgesetz“ in Stuttgart und das Festwochenende zur Einschreibung Baden-Badens in die UNESCO-Welterbeliste mit mehr als 10.000 Gästen gewesen. Ein weiterer wichtiger Baustein der Öffentlichkeitsoffensive sei mittelfristig das Denkmalportal, das aktuell erstellt werde. Es solle der Transparenz sowie einer bürgernahen und informativen Präsentation der Denkmallandschaft Baden-Württembergs im Internet dienen und Serviceinformationen bereitstellen. Unter anderem seien in diesem Portal eine Denkmaldatenbank, eine Wissens- und Fortbildungsplattform, ein Modul zum Welterbe und ein Veranstaltungskalender geplant, berichtete Staab.
Die berufliche Weiterbildung stehe ebenfalls im Fokus der Landesdenkmalpflege, da das kulturelle Erbe des Landes nur mit qualifiziertem Nachwuchs unter Bewahrung traditioneller Handwerkstechniken in die Zukunft geführt werden könne. Hierfür habe das LAD eine Wissensplattform und neue Fortbildungsformate entwickelt. Weiterhin sei die Vernetzung mit Fortbildungsträgern auf dem Feld der Denkmalpflege ausgebaut worden. Um Nachwuchskräfte zu gewinnen, werde versucht, Jugendliche schon frühzeitig für den Denkmalschutz zu begeistern. So existiere etwa seit dem Schuljahr 2009/2010 das Projekt „Schüler erleben Denkmale“. Das Projekt verfolge das Ziel, Kinder und Jugendliche z.B. im Rahmen von Projektwochen oder Seminaren für den Wert und den Erhalt des kulturellen Erbes am Beispiel der Denkmalpflege zu sensibilisieren.
„Denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule“ sei ein Schulprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unter Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission. Es fördere schuljahrbezogene Denkmalprojekte und Projektwochen zu den Themen Kulturerbe und Denkmalschutz. Bei beiden Förderangeboten stehe wie bei der Aktion „Schüler erleben Denkmale“ das Denkmal als Lernort im Mittelpunkt. Unter anderem für die landeseigene Aktion sei seit dem Jahr 2010 eine ehemalige Lehrkraft beim LAD tätig. Jugendbauhütten (JBH) seien ein Jugendbildungsprojekt im Bereich Handwerk und Denkmalpflege der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd). Die Initiative, in deren Rahmen Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahren ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst in der Denkmalpflege absolvieren können, bestehe seit 1999. Sie ziele darauf ab, junge Menschen für eine Tätigkeit in der praktischen Denkmalpflege zu gewinnen, indem praxisnah historische Handwerkstechniken, Baumaterialien und -stile sowie deren Einsatz in der Denkmalpflege vermittelt werden. Das MLW fördere die 2019 gegründete und in Esslingen beheimatete Jugendbauhütte Baden-Württemberg. Die Jugendbauhütte öffne jedes Jahr 22 Freiwilligen die Türen.
Nur wenn Handwerksbetriebe in ausreichender Zahl entsprechend qualifiziert seien, um Arbeiten an Denkmalen sachgerecht auszuführen, könne es gelingen, diesen Schatz zu bewahren, sagte Staab. In Baden-Württemberg würden hierzu eine Reihe beruflicher Weiterbildungen angeboten, die dazu beitragen, die Fachkräfte im Handwerk entsprechend zu qualifizieren. Im Falle von Aufstiegsfortbildungen fördere das Wirtschaftsministerium gemeinsam mit dem Bund diese Maßnahmen über das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG). Zu den förderfähigen Fortbildungen, die auch für die Denkmalpflege relevant sein können, zählten beispielsweise Dachdeckermeister/-in, Glasermeister/-in, Steinmetz- und Steinbildhauermeister/-in oder Holz- und Bautenschutztechniker/-in.
Wie Staab ausführte, zeigten sich die Abgeordneten sehr beeindruckt von den vielen Angeboten des Landesamts für Denkmalschutz. „Die Abgeordneten sprachen dem Landesamt für Denkmalschutz ihren Dank für das große Engagement zum Erhalt von Denkmalen in Baden-Württemberg aus“, sagte die Vorsitzende.