Umweltausschuss berät über Nationalparks und Wölfe in Baden-Württemberg
Stuttgart. Der Ausschuss für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft hat in seiner Sitzung am Donnerstag, 28. September 2023, über eine mögliche Erweiterung des Nationalparkgebiets im Schwarzwald und die im Südschwarzwald angesiedelten Wölfe diskutiert. Das hat der Ausschussvorsitzende Daniel Karrais (FDP/DVP) mitgeteilt.
In ihrem Antrag zum zweigeteilten Schutzgebiet des Nationalparks Schwarzwald erfragten die Antragstellenden der SPD-Fraktion beim Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, inwiefern eine Gebietserweiterung und damit ein Zusammenschluss der beiden Teile angestrebt werde. Naturschutzfachlich und auch touristisch sei es sinnvoller, wenn das Nationalparkgebiet eine zusammenhängende Fläche sei, gab Karrais die Auffassung der Antragstellenden wieder. Staatssekretär Dr. Andre Baumann habe von Ministeriumsseite betont, dass der Nationalparkrat in seiner Sitzung am 3. Mai 2023 einem Lückenschluss der beiden Parkteile Nord und Süd zugestimmt habe. „Aktuell werden Gespräche mit der Murgschifferschaft und den Kommunen geführt, es wird ein Tausch der zwischen beiden Parkteilen liegenden Flächen in Besitz der Murgschifferschaft gegen entsprechende Staatswaldteile vorgesehen“, berichtete Karrais. Staatssekretär Baumann habe aufgrund der laufenden Gespräche keine aktuellen Angaben dazu machen können, aber auf die Anwesenheit der Kommunen im Nationalparkrat verwiesen, der sich für eine qualitative und quantitative Erweiterung ausgesprochen habe.
Im Ausschuss habe es von Mitgliedern verschiedener Fraktionen weitere Rückfragen zum Borkenkäfer, zum Auerhuhn und zur Rotwildpopulation im Nationalpark gegeben. Ein adaptives Borkenkäfermanagement mit einer 500 Meter breiten engmaschig überwachten Schutzzone sorge dafür, dass die angrenzenden Wirtschaftswälder nicht litten, gab Karrais die weiteren Ausführungen von Ministeriumsseite wieder. Trotz vergrößerter jagdfreier Wildruhezonen im Nationalpark habe der Rotwildbestand nicht zugenommen. Bei der unter strengem Schutz stehenden Auerhuhnpopulation konnten zudem 2023 sechs balzende Hähne mehr als im Vorjahr beobachtet werden. Im Nationalpark Schwarzwald lebt etwa 20 Prozent der Auerhuhnpopulation des gesamten Schwarzwaldes.
Weiteres Thema, u. a. in einem Antrag der SPD-Fraktion, waren die wieder in Baden-Württemberg eingewanderten Wölfe und die möglichen Auswirkungen auf den Tourismus, so Karrais. Wieder eingewanderte Wölfe und Wolfsrudel seien ein Erfolg des Natur- und Artenschutzes, ergäben aber neue Konflikte mit der Landwirtschaft, Weidetierhaltung und potenziell auch beim Tourismus, so die Antragstellenden. Das Umweltministerium bestätigte laut Karrais den Nachweis eines Wolfsrudels im Südschwarzwald, nachdem am 6. Juni 2023 eine Wildkamera der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) eine Wölfin mit Gesäuge im bekannten Territorium zweier Wölfe fotografiert habe. Die FVA führe ein passives Monitoring der Wölfe durch Entgegennahme, Untersuchung und Auswertung von Meldungen aus der Bevölkerung durch, zukünftig solle das Monitoring aber aktiver werden und Netzwerke zur bestmöglichen Begleitung der Situation verstärkt werden.
Staatssekretär Baumann habe im Ausschuss darauf verwiesen, dass ein Handlungsfaden Wolf schon vorab entwickelt worden sei und das Management im Einvernehmen mit dem Landesschafzuchtverband stattfinde. Eine im Ausschuss erneut angesprochene Überführung des Wolfs ins Jagdrecht sei dem Umweltministerium zufolge nicht im Sinne der Weidetierhalterinnen und -tierhalter, so Karrais. „Eine Gefahr für die Bevölkerung insgesamt und für Touristinnen und Touristen besteht laut Einschätzung des Umweltministeriums nicht“, fasste der Vorsitzende die Debatte im Ausschuss zusammen, „dennoch muss man die Sorgen der Menschen und Tourismusbetriebe ernst nehmen.“