09. Oktober 2023

Charlotte Isler zu Gast bei Präsidentin Aras

1939 musste Charlotte Isler, damals noch Charlotte Nussbaum, mit ihrer Familie aus Deutschland in die USA fliehen. Dieser Tage ist die bald 99-Jährige zu Besuch in der Stadt ihrer Kindheit und trifft am Montag, 9. Oktober 2023, Landtagspräsidentin Muhterem Aras im Landtag. Charlotte Isler, begleitet von ihrem Sohn Donald, ist in der Stadt, um ihre Autobiografie „Stuttgart: Flucht und Wiederkehr“ vorzustellen. Ein Buch, über das sie zunächst dachte: „Keine Seele wird sich dafür interessieren.“ „Es ist großartig, dass sie das Buch geschrieben haben, damit wir uns vergegenwärtigen können, was Sie erlebt haben. Wieder nach Stuttgart zu kommen sehe ich als Riesengeste der Versöhnung“, so Präsidentin Aras. „Die jüngeren Menschen kann man für das Geschehene nicht verantwortlich machen“, zeigt sich Charlotte Isler überzeugt. Bereits 2005 habe sie ihre Geschichte für ihre Familie aufgeschrieben. Für die deutsche Übersetzung habe sie den Text überarbeitet und ein Schlusskapitel ergänzt, das ihre Annäherung an Stuttgart thematisiert.

Mit 14 Jahren muss Charlotte eine neue Sprache lernen und sich in einem neuen Schulsystem zurechtfinden. Doch sie erarbeitet sich einen sehr guten Schulabschluss, absolviert eine Ausbildung zur Krankenschwester und macht schließlich Karriere als Medizinjournalistin. 1947 heiratet sie Werner Isler und bekommt mit ihm die Söhne Donald und Norman. Kontakte nach Stuttgart hat sie nicht. Das ändert sich erst im Jahr 2008. In diesem Jahr wird ein Stolperstein zur Erinnerung an ihre Großmutter Sigmunde Friedmann verlegt und Charlotte Isler wird dazu eingeladen. Doch sie kann so kurzfristig nicht nach Stuttgart kommen. Sie möchte den Besuch nachholen und kehrt im Herbst 2008 zurück in die Stadt ihrer Kindheit. Schnell erweitert sie ihren Freundes- und Bekanntenkreis. „Es ist schön, wieder viele Freunde zu haben“, sagt sie. 2010 setzt sie zusammen mit anderen Zeitzeugen für den Erhalt des Hotels Silber ein: „Ich erwarte von Ihnen, dass Sie diese frühere Gestapozentrale als Gedenkort erhalten“, schreibt Charlotte Isler an alle Verantwortlichen als sie davon hört, dass das Gebäude abgerissen werden soll. „Zu meiner großen Überraschung wurde ich 2018 von der Stadt zur Eröffnung des Lern- und Gedenkortes eingeladen, da ich zum Erhalt beigetragen habe“, freut sie sich noch heute über den Erfolg ihrer Briefe und des zivilgesellschaftlichen Engagements.