Aras: Landtagsstipendium knüpft Band über nationale und historische Grenzen hinweg
Stuttgart – Mit einem Festakt beging der Landtag von Baden-Württemberg am 13. November 2018 den 30. Geburtstag seines deutsch-israelischen Stipendienprogramms. „Die Nachfrage ist groß wie nie zuvor: Junge Baden-Württemberger und junge Israelis interessieren sich füreinander, sie sind neugierig auf die Kultur, die Lebenswelt und die Perspektive des jeweiligen Gastlandes“, so Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) in ihrer Rede. Dieses Interesse, diese Verbindung sei etwas Besonderes und alles andere als selbstverständlich. „Rassistische und antisemitische Denkmuster sind leider nicht komplett verschwunden, eine lebendige Erinnerungs- und Austauschkultur bleibt nötig“, sagte Aras. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) bekräftigte: „Gerade in unserer Zeit, in der populistische und antisemitische Töne lauter werden, ist es von unschätzbarer Bedeutung, dass junge Menschen sich kennen. Persönliche Begegnungen sind das Fundament unserer gemeinsamen Projekte, unserer gemeinsamen Zukunft.“
Etwa 200 Gäste feierten den „runden Geburtstag“ des israelisch-deutschen Stipendienprogramms. Mitwirkende waren u.a. die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Sandra Simovich, sowie Alumni (ehemalige Absolventen) des Landtagsstipendienprogramms. Präsidentin Aras nahm in ihrer Würdigung Willy Brandts Diktum einer „normalen Beziehung mit besonderen Charakter“ auf. Dieses Bewusstsein stecke in dem Programm. Vor 30 Jahren habe der damalige Landtagspräsident Erich Schneider formuliert: „Wir wollen mit dem Stipendium vor dem Hintergrund einer schrecklichen Vergangenheit nach vorne blicken in eine bessere Zukunft.“ In dieser besseren Zukunft lebten wir heute, resümierte die Präsidentin. Und doch seien alle gehalten, die Erinnerung, das Gedenken an den Holocaust wach zu halten. Das Programm sei nicht starr angelegt, sondern werde immer wieder an die Herausforderungen der Zeit angepasst. Aktuell etwa sei das Seminar- und Fortbildungsangebot „teachers for the future“ für angehende Lehrkräfte in Geschichte, Politik und Englisch der PH Ludwigsburg Teil des Programms.
Wissenschaftsministerin Bauer dankte dem Landtag, dass er der Wissenschaft nun schon seit 30 Jahren Mittel für dieses großartige Stipendienprogramm zur Verfügung stelle: „Ich freue mich über die zahlreichen Partnerschaften zwischen den baden-württembergischen und israelischen Hochschulen, dies ist ein wichtiges Signal der Verbundenheit zwischen unseren Ländern. Wissenschaft lebt vom Austausch und der Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg.“
Hintergrundinformation
1988 rief das Präsidium des Landtags von Baden-Württemberg unter Vorsitz von Landtagspräsident Erich Schneider (CDU) ein Stipendienprogramm ins Leben, das sich gezielt an israelische und deutsche Studierende, Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Praktikantinnen und Praktikanten wendet. Es entstand vor dem Hintergrund des Gedenkens an das Pogrom vom 9. November 1938 mit dem Wunsch nach länderübergreifendem Austausch und vertieften Kontakten.
2013 wurde das Programm auch für baden-württembergische Studierende geöffnet, die nach Israel gehen. Seither betragen die Stipendienmittel 50 000 Euro. Für das Förderjahr 2018 wurde einmalig auf 58 000 Euro erhöht. Derzeit läuft die Ausschreibung (Antragsfrist 15.11.2018) für 2019. Die Antragstellung läuft über die jeweilige Hochschule, die eine Vorauswahl vornimmt.
Durchschnittlich werden pro Jahr zwischen 20 und 30 Studierende, Einzelprojekte oder Exkursionsvorhaben aus Mitteln des Stipendientopfes bedacht. Im Jahr 2018 sind es 25 Förderungen: 20 Stipendiaten sowie das Studierendenfilmfestival „Deutsch-israelischer Dialog“, die Teilnahme an den „Friendship Games“ (20 Teilnehmer) sowie zwei Exkursionen u.a. mit Lehrernachwuchs.