Den Grenzen das Trennende nehmen – diese südbadische Einsicht hat Baden-Württemberg europatauglich gemacht

Stuttgart/Freiburg. Offensiv nach Westen und nach Süden schauen mit dem Ziel, den Grenzen das Trennende zu nehmen. Diese südbadische Einsicht hat Baden-Württemberg europatauglich gemacht. Davon zeigte sich Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) in seiner Begrüßungsrede beim Symposium „Zusammenwachsen Europas und der Grenzregion Baden-Württemberg/Frankreich mit einem Ausblick in die Zukunft Baden-Württembergs“ überzeugt. Anlässlich des Landesjubiläums hatte Wolf am Montag, 3. Dezember 2012, ins Historische Kaufhaus in Freiburg eingeladen. „Baden-Württemberg ist heute nicht zuletzt aufgrund dieser Einsicht eine angesehene europäische Kernregion“, betonte der Landtagspräsident.

 

Zwischen 1946 und 1951 seien im Historischen Kaufhaus in Freiburg zunächst die Beratende Landesversammlung und dann der Landtag des Nachkriegslandes Baden zusammengetreten. „Nie wieder Krieg!“, „Nie wieder Diktatur!“ und „Nie wieder Randlage!“ seien wichtige Maxime der „waschechten Demokraten“ um Leo Wohleb und seinen Mitstreitern in Legislative und Exekutive gewesen. „Sie haben sehr früh darüber nachgedacht, welche Strukturen das Wohl des Einzelnen im nationalen wie im europäischen Rahmen am besten und am sichersten gewährleisten würden“, bemerkte Wolf. So habe Baden eine Verfassung bekommen, die das „Konstruktive Misstrauensvotum“ kannte, die den Rechten des Einzelnen einen Katalog der „Grundpflichten“ gegenüberstellte und die der kommunalen Selbstverwaltung hohe Bedeutung einräumte.

 

Der Kampf gegen einen Südweststaat sei nicht Ausdruck einer Heimatverklärung gewesen, sondern ganz im Sinne des Subsidiaritätsprinzips in kleinen Gemeinwesen die richtige Antwort auf die Gefahren des Massenzeitalters zu suchen. „Wohleb und seine Mitstreiter waren überzeugte Föderalisten. Sie haben nur die ‚Betriebsgröße‘ anders eingeschätzt“, fasste der Landtagspräsident zusammen. „Man tut dem Nachkriegsland Baden mit der Hauptstadt Freiburg und seinen führenden Köpfen Unrecht, würde man sie nur auf ihren Widerstand gegen die Bildung eines Südweststaates reduzieren.“

 

Die Basis von allem sei aber auch die Aussöhnung mit Frankreich gewesen. „Deshalb haben wir diesen Jubiläumsabend dem grenzüberschreitenden Zusammenwachsen der Regionen am Oberrhein gewidmet. Mit Frau Fabienne Keller, der Senatorin des Départements Bas-Rhin, konnten wir für unseren Festvortrag eine ausgewiesene Kennerin der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gewinnen“, freute sich Wolf. Musikalisch umrahmt wurden die Redebeiträge vom Sinfonieorchester des Gymnasiums Trossingen.

 

Die Reihe der Symposien zum Landesjubiläum führte durch alle „Stammhäuser“ des Landtags. Sie war im Juni in Bebenhausen (dort wurde die erste Verfassung für Baden-Württemberg ausgearbeitet) gestartet und fand im September im Ständehaus in Karlsruhe, der „Wiege“ der repräsentativen Demokratie im Deutschland des 19. Jahrhunderts, seine Fortsetzung.