Erzeuger leiden unter Schweinestau – was hilft?

Stuttgart. Mit der Situation der Schweinehalter in Baden-Württemberg befasste sich der Ausschuss für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in seiner Sitzung am Donnerstag, 26. November. Wegen der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest stehen die Betriebe unter erheblichem Druck. Das Stichwort lautet: Schweinestau. Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) gab dazu vor dem Ausschuss einen Lagebericht.

Schweinehalter im Südwesten sind derzeit von zwei parallel verlaufenden Pandemien gebeutelt. Der SARS-Cov2-Erreger legt Gastronomie und Schlachthöfe lahm, und der nach Ostdeutschland eingeschleppte Erreger der Afrikanischen Schweinepest (ASP) den Export von deutschem Schweinefleisch. Unter anderem China hat die Einfuhr verboten. Die Situation der deutschen Schweinehalter sei schon schwierig gewesen, bevor beide Erreger Deutschland erreichten, erklärte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) vor dem Ausschuss für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Doch nun werde die Lage zunehmend unhaltbar. 

Schlachthöfe seien gezwungen, ihre Kapazitäten zu drosseln, weil Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert sind. Zugleich sei die Inlandsnachfrage eingebrochen, weil die Gastronomie sich im Lockdown befindet. Auch der Export bringe keine Entlastung, wegen der Ausfuhrverbote infolge der ASP sei das genaue Gegenteil der Fall. Die landwirtschaftlichen Erzeuger stünden damit vor dem Problem, dass sich in den Ställen die Tiere stauen. Die Ställe seien überbelegt, was die Halter in Konflikt mit dem Tierschutz bringe. Und natürlich verdienten sie kein Geld, weil sie die schlachtreifen Tiere nicht absetzen können. Mastschweine sind nach fünf bis sechs Monaten schlachtreif. Sie wiegen dann bis zu zwei Zentner – und müssen eigentlich vom Hof. 

Laut Minister Hauk liegt der Preis von Schweinefleisch pro Kilogramm Schlachtgewicht derzeit bei 1,09 Euro. Im Vorjahresmonat seien es noch 2,00 Euro gewesen. Der Ferkelpreis sei inzwischen auf 23,20 Euro gefallen. Im vergangenen November dagegen seien noch 69,60 Euro aufgerufen worden. „40 Euro sind die absolute Grenze. Fällt der Preis darunter, lohnt es sich schlicht nicht mehr, Ferkel zu ziehen“, sagte der CDU-Politiker. 

Der Ausschussvorsitzende Martin Hahn (Grüne) schilderte, Schweinehalter seien nicht nur massivem wirtschaftlichem Stress ausgesetzt. Auch emotional befänden sie sich in einem Ausnahmezustand. „Sie wollen, dass es ihren Tieren gut geht, und müssen nun dabei zusehen, wie sich die Haltungsbedingungen täglich verschlechtern“, so Hahn. Das zehre an den Nerven. 

Der Ausschussvorsitzende berichtete, es habe eine intensive Debatte darüber gegeben, wie man den Erzeugern helfen könne. Seitens der SPD-Fraktion habe es geheißen, nicht zuletzt die Verbraucher könnten eine wichtige Rolle spielen. Sie müssten aber bereit sein, für gute Arbeit und gutes Fleisch mehr als bisher zu zahlen. Das sei auch eine Frage des Respekts. 

Landwirtschaftsminister Hauk verwies auf die laufenden Corona-Überbrückungshilfen für Unternehmen. Die Programme stünden selbstverständlich auch landwirtschaftlichen Erzeugern offen. Zudem gebe es die Möglichkeit, bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank günstige Darlehen zu beantragen.