Forderung im Landwirtschaftsausschuss
Rohstoff Milch muss eine bessere Wertschöpfung erhalten Stuttgart. Weil vielen bäuerlichen Betrieben wegen der sinkenden Milchpreise die wirtschaftliche Existenzgrundlage entzogen wird, müssen Maßnahmen ergriffen werden, um eine bessere Wertschöpfung des Rohstoffs Milch zu erreichen. Diese Forderung hat der Landwirtschaftsausschuss des Landtags auf seiner Sitzung am Mittwoch, 26. Oktober 2005, bei der Beratung zweier entsprechender Anträge der SPD und der FDP erhoben. Für besonders dringlich hält der Ausschuss Initiativen, die der Stärkung der Grünlandbewirtschaftung dienen. Nach Angaben des Ausschussvorsitzenden, des CDU-Abgeordneten Karl Traub, liegen die Hauptursachen für den Preisverfall bei Milch in dem seit vielen Jahren bestehenden Produktionsüberhang, im Abbau von Stützungsmaßnahmen der EU, im Verbrauchertrend zum Einkauf möglichst preisgünstiger Lebensmittel beim Discounter sowie im anhaltend heftigen Konkurrenzkampf im Lebensmitteleinzelhandel. Wie Traub bekannt gab, haben in den Jahren von 2000 bis 2004 rund ein Viertel der Milchviehhalter in Baden-Württemberg die Milcherzeugung eingestellt. Die Zahl der Milchkühe ging im gleichen Zeitraum um etwas über zehn Prozent zurück. 2004 seien es noch 15.000 Landwirte gewesen, die rund 385.000 Milchkühe hielten, berichtete der Ausschussvorsitzende. Es sei unverkennbar, dass steigende Milchleistungen einen entsprechenden Rückgang der Zahl der gehaltenen Milchkühe bewirkten und dass gleichzeitig ein Strukturwandel hin zu größeren Durchschnittsbeständen stattfinde. Die Milchwirtschaft in Deutschland rechne wegen der anhaltend schlechten Milchpreise für die kommenden Jahre mit einem weiteren Rückgang der Zahl der Milchviehhalter, sagte der Ausschussvorsitzende. Es sei zu befürchten, dass die Zahl der Milchquotenbörsen sinke und sich die Milchquoten bzw. deren Preise veränderten. Die Situation werde dann noch verschärft, wenn - wie von der EU-Kommission geplant - die Exporterstattungen reduziert oder ganz gestrichen würden. „Für die überwiegend klein strukturierten Milchviehbetriebe in Baden-Württemberg hätte dies massive Mengeneinbußen im Export zur Folge“, betonte Traub. Eine flächendeckende Grünlandbewirtschaftung werde in Baden-Württemberg immer schwieriger. Der sicher nicht zu vermeidende Strukturwandel in der Landwirtschaft und insbesondere der Milchwirtschaft müsse deshalb rechtzeitig bewertet werden. Dann müßten die erforderlichen Konsequenzen gezogen werden. Als wichtige Maßnahme bezeichnete Traub die Ausschöpfung noch bestehender Rationalisierungs- und Leistungsreserven bei der Milcherzeugung. Die Festkosten müssten minimiert werden. Bei den Molkereien sei eine Intensivierung der Zusammenarbeit anzustreben, um dadurch Kostensenkungspotentiale auszuschöpfen und gleichzeitig eine Verbesserung der Marktstellung gegenüber dem Lebensmittelhandel zu erreichen. Im Übrigen sollten durchaus auch neue internationale Märkte erschlossen werden, so der Ausschussvorsitzende abschließend.