Gedenkfeier am 27. Januar 2003:
Landtag erinnert in Ulm an die Opfer des Nationalsozialismus Stuttgart/Ulm. Den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begeht der Landtag von Baden-Württemberg in diesem Jahr mit einer Gedenkfeier im Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg in Ulm. Zu der Veranstaltung am Montag, 27. Januar 2003, werden rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Die Gedenkstunde beginnt um 14.00 Uhr im Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg. Zuerst spricht der Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner, dann wird Landtagspräsident Peter Straub eine Rede zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus halten. An der Feier, die musikalisch von dem Trio „Sound Espace“ umrahmt wird, beteiligt sich auch die Theatergruppe des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums Neu-Ulm mit einer szenischen Schüleraktion zum Thema „Nicht schon wieder Nationalsozialismus!“. Nach Ausführungen von Dr. Silvester Lechner, wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationszentrums, wird Landtagspräsident Straub im Namen des Parlaments einen Kranz niederlegen. Im Anschluss an die Veranstaltung besteht die Möglichkeit zur Begegnung in den Räumen der ehemaligen Hochschule für Gestaltung. Beim Fort „Oberer Kuhberg“ handelt es sich um einen Teil der von 1842 bis 1857 erbauten „Bundesfestung Ulm“. Ab November 1933 wurde es als „Württembergisches Schutzhaftlager Ulm/Donau“, so die damalige offizielle Bezeichnung, genutzt. Es war eines von fast hundert „Konzentrationslagern“ und anderen „Schutzhaft“-Stätten, die 1933 errichtet wurden. Diese „frühen Lager“ hatten die Funktion, die wirklichen und vermuteten politischen und weltanschaulichen Gegner durch Terror in ihren Überzeugungen und ihrer Persönlichkeit zu brechen und die übrige Bevölkerung einzuschüchtern. Sie waren der Anfang des nationalsozialistischen KZ-Systems, das an Orten wie Dachau, Buchenwald, Mauthausen oder im „Stammlager“ von Auschwitz endete. Am Ulmer Kuhberg waren etwa 600 Häftlinge eingekerkert. Bei der Auflösung im Juli 1935 kamen die verbliebenen Häftlinge in das KZ Dachau. In der 1970 eingerichteten Gedenkstätte können unter anderem die unterirdischen Verliese und Schutzhaftzellen, die Räume der Lagerverwaltung sowie eine Dauerausstellung besichtigt werden. Seit der 27. Januar im Jahr 1996 von Bundespräsident Roman Herzog zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt wurde, veranstaltete der Landtag von Baden-Württemberg seine Feiern an diesem Gedenktag zunächst in Stuttgart. In den vergangenen drei Jahren fanden die Gedenkstunden des Parlaments jedoch außerhalb der Landeshauptstadt statt, nämlich im Jahr 2000 in der Gedenkstätte Grafeneck auf der Schwäbischen Alb, im Jahr 2001 auf dem Jüdischen Friedhof und im Jüdischen Gemeindezentrum in Mannheim sowie im Jahr 2002 in der Gedenkstätte „Vulkan“ in Haslach im Kinzigtal.