Guido Wolf: „Die Geschichte fordert wachsame Selbstskepsis“

Stuttgart. Zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 275. Jahrestags der Hinrichtung von Joseph Süß Oppenheimer hat der Landtag von Baden-Württemberg am Donnerstagmittag, 7. November 2013, ins Haus der Katholischen Kirche eingeladen. „Antisemitismus ist uralt und sitzt tief. Deshalb fordert die Geschichte von uns wachsame Selbstskepsis“, sagte Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) in seiner Begrüßungsansprache. „Das Schicksal von Joseph Süß Oppenheimer mahnt uns, Antisemitismus und Intoleranz beherzt entgegenzutreten“, so Wolf.

Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) betonte in seinem Grußwort, dass Joseph Süß Oppenheimer unzweifelhaft Opfer eines Justizmordes geworden sei. Die Gedenkveranstaltung sei für ihn auch ein Bekenntnis dazu, dass ein Rechtsstaat erst dann ein Rechtsstaat sei, wenn er jeden Menschen fair und gerecht behandle. Stickelberger äußerte den Wunsch, dass künftige Generationen den Namen Oppenheimer mit der Verpflichtung verbinden, für Rechtsstaatlichkeit und Toleranz einzutreten.

In der anschließenden Gesprächsrunde, moderiert von Dr. Susanne Kaufmann (SWR 2 Landeskulturredaktion Baden-Württemberg), vertieften die Fraktionsvorsitzenden Peter Hauk (CDU), Edith Sitzmann (Grüne), Claus Schmiedel (SPD) und Dr. Hans-Ulrich Rülke (FDP/DVP) das Thema. Kulturell umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung von Schülerinnen und Schülern des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums Stuttgart.

Vor 275 Jahren, am 4. Februar 1738, wurde Joseph Süß Oppenheimer, ein tüchtiger, erfolgreicher Geschäftsmann und Bankier jüdischer Herkunft, am Stuttgarter Galgenberg hingerichtet. Es war ein Justizmord, dem ein Schauprozess vorausgegangen war, in dessen Verlauf es zu zahlreichen Rechtsbrüchen kam. Oppenheimer wurde zum Sündenbock für die Verfehlungen des verstorbenen, ungeliebten Herzogs Carl Alexander gemacht, für den er als Finanzberater gearbeitet hatte.