Präsident Wolf: Wir sind Baden-Württemberg
Stuttgart. „Wir sind Baden-Württemberg. Und Baden-Württemberg ist eine große Gemeinschaftsleistung, die wir miteinander fortsetzen müssen.“ Dies erklärte Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) am Mittwoch, 25. April 2012, in der Festsitzung des Parlaments anlässlich des 60. Jahrestags der Gründung des Landes. Reinhold Maier, den ersten Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, ließ Wolf im Laufe seiner Rede kurz im Originalton über die Lautsprecher im Plenarsaal zu Wort kommen: Mit einem Tondokument aus der Verfassunggebenden Landesversammlung am 25. April 1952.
„Auch am 60. Geburtstag unseres Landes sind wir richtig aufgestellt für die Zukunft. Denn wir Baden-Württemberger haben einen stabilen Platz in Deutschland, in Europa, ja in der Welt“, betonte der Landtagspräsident. Die Entstehungsgeschichte Baden-Württembergs fasziniere selbst nach sechs Jahrzehnten, stellte Wolf fest und erinnerte an die Landesgründung in der Sitzung der Verfassunggebenden Landesversammlung vor genau 60 Jahren um exakt 12:30 Uhr.
Die Landesgründung bestätige gerade in der Rückschau eine unverrückbare Wahrheit, „dass wir Mühen – politische Mühen – in Kauf nehmen müssen, wenn wir unser Dasein tief greifend gestalten wollen!“ Die stürmische Auseinandersetzung um den Südweststaat habe sich schnell gewandelt in eine „feine Sensibilität für eine ausgewogene Entwicklung des neuen Gemeinwesens“. Baden-Württemberg sei eine große Gemeinschaftsleistung. “Wir müssen dieses Gemeinschaftswerk miteinander fortsetzen“, appellierte Wolf.
Einen besonderen Dank richtete Wolf an die Mitbürgerinnen und Mitbürger. Durch Rechtschaffenheit, Fleiß, Pflichtgefühl und Gewissenhaftigkeit hätten sie den Erfolg des Landes zustande gebracht. Stellvertretend begrüßte der Landtagspräsident im Plenarsaal die zwei Mitbürgerinnen Ursula von Hennigs und Hannelore Rapp, deren Geburtstag mit dem Datum der Landesgründung identisch ist, und gratulierte ihnen.
Die „innere Einheit“ Baden-Württembergs sei nicht zuletzt durch den nachhaltigen Abbau des Stadt-Land-Gefälles hergestellt worden, fuhr der Landtagspräsident fort. Nirgends in Deutschland, ja in Europa seien die Lebensqualität und die Lebenschancen „in der gesamten Fläche“ so gleichmäßig gut wie in Baden-Württemberg. Hier gebe es keine zurückgebliebenen, abgehängten Gebiete. Die harmonische und Harmonie stiftende Landesentwicklung sei das Ergebnis einer engagierten, ganzheitlichen Strukturpolitik, so Wolf.
„Wir im deutschen Südwesten wollten ein starker Gliedstaat der Bundesrepublik sein. Und wir sind es geworden! Und wir haben damit nicht bloß unser eigenes Wohl gemehrt, sondern das nationale Wohl insgesamt“, so Wolf in Anspielung auf den Länderfinanzausgleich. Zugleich seien die Voraussetzungen geschaffen worden für das Entstehen einer kraftvollen Region in Europa, führend bei den zentralen Kennziffern und politisch anerkannt als Verfechter des Subsidiaritätsprinzips und eines „Europas der Regionen“. Dies sei schon vor sechs Jahrzehnten politisches Programm gewesen, denn für den Zusammenschluss sei nicht zuletzt geworben worden mit der Losung: „Vereinigtes Europa – der erste Schritt SÜDWESTSTAAT!“
„Wir wollen als Baden-Württemberger das Innenleben in der EU direkt mitgestalten“, bekräftigte der Landtagspräsident. Deshalb habe man diese Festsitzung einem Thema gewidmet, bei dem es um die Eigenstaatlichkeit und einen Angelpunkt unserer Identität gehe. Als Festredner zum Thema „Die Rolle der Landesparlamente im europäischen Integrationsprozess“ hieß Wolf den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Andreas Voßkuhle willkommen. Voßkuhle sprach im Anschluss an eine Rede von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Der Landtagspräsident begrüßte außerdem die drei Studierenden Lisa Schell, Christoph Wiest und Julian Rapp, alle ehemalige Förderpreisträger des Schülerwettbewerbs zur Förderung der politischen Bildung, den der Landtag seit 55 Jahren veranstaltet. Als junge Baden-Württemberger trugen sie ihre Gedanken vor zum Thema „60 Jahre Baden-Württemberg“. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von einem Bläsertrio.