Erika Buchmann (geb. Schollenbruch)

Verfolgung
20.11.1933
Buchmann wird am 20. November 1933 in »Schutzhaft« genommen und zunächst in Stuttgart inhaftiert. Am 19. Dezember 1933 wird sie in das Gefängnis Gotteszell bei Schwäbisch Gmünd überstellt. Am 21. Januar 1934 wird sie aus der Haft entlassen.
Dezember 1935
Buchmann wird im Dezember 1935 wegen ihrer illegalen Tätigkeit für die KPD in Untersuchungshaft genommen und in Stuttgart inhaftiert. Am 28. Juli 1937 verurteilt sie das Oberlandesgericht Stuttgart wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren und sechs Monaten Haft. Sie wird ins Zuchthaus Aichach überstellt. Im Juli 1939 wird Buchmann ins Polizeigefängnis Stuttgart verlegt. Am 24. August 1939 wird sie in das Konzentrationslager Ravensbrück überführt (Häftlingsnummer 2077/1218). Dort ist Buchmann als Sekretärin des SS-Standortarztes Dr. Walter Sonntag tätig. Am 25. November 1940 wird sie vorzeitig entlassen.
Mitte Januar 1942
Buchmann betätigt sich nach ihrer Entlassung erneut illegal für die KPD. In der Folge wird sie Mitte Januar 1942 an ihrem Arbeitsplatz, der Farbenfabrik Paul Jaeger & Co. in Stuttgart-Feuerbach, erneut verhaftet. Nach mehrmonatiger Untersuchungshaft in Stuttgart und im Zuchthaus Ludwigsburg wird sie am 20. Juni 1942 erneut in das Konzentrationslager Ravensbrück eingewiesen (Häftlingsnummer 11950).
April 1945
Um zu verhindern, dass die Häftlinge den vorrückenden sowjetischen Truppen in die Hände fallen, wird das Konzentrationslager Ravensbrück im April 1945 geräumt. Der Großteil der Insassen, darunter auch Buchmann, wird in Fußmärschen Richtung Nordwesten getrieben. Buchmann gelingt mit zwei Mitgefangenen die Flucht. Sie verstecken sich im Wald, bis sie am nächsten Tag durch sowjetische Soldaten befreit werden.
Biografie
Tochter eines Arztes und einer Schauspielerin
Ausbildung an der Handelsschule München
Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KVJD)
1920
Mitglied der KPD
Stenotypistin der Redaktion der USPD-Zeitung »Kampf« und bei der »Neuen Zeitung« in München
1923
Sekretärin der bayerischen KPD-Landtagsfraktion und Stenotypistin der Landesleitung der KPD Südbayern
1924
Buchmann wird wegen kommunistischer Propaganda zu einem Monat Haft verurteilt.
1925
Nach ihrer Heirat ehrenamtliche Funktionärin der KPD
1932
Übersiedelung nach Stuttgart
1934
Stenotypistin bei Regierungsbaumeister Becker in Stuttgart
1940
Anstellung bei der Farbenfabrik Paul Jaeger & Co. in Stuttgart-Feuerbach
1945
Mitglied des Gemeinderats Stuttgart und Tätigkeit in der Sozialabteilung der Stadt Stuttgart
1948
Zeugin beim vierten Ravensbrück-Prozess in Hamburg (Gerichtsverfahren gegen das medizinische Lagerpersonal des Konzentrationslagers Ravensbrück)
1953
Gegen Buchmanns Ehemann, Albert Buchmann, wird wegen seiner Tätigkeit im Zentralrat der Sozialistischen Aktion ermittelt. Die Stuttgarter Wohnung der Eheleute Buchmann wird durchsucht. Unterlagen werden beschlagnahmt.
1956
Übersiedelung in die DDR
1956
Buchmann organisiert eine Ausstellung in der neu gegründeten Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Sie verfasst eine Publikation über das Konzentrationslager Ravensbrück (»Die Frauen von Ravensbrück«).
1960
Buchmann konzipiert gemeinsam mit der Dramatikerin Hedda Zimmer das Theaterstück »Die Ballade von Ravensbrück«. Das Stück wird an der Berliner Volksbühne aufgeführt.
Engagement in Verfolgtenorganisationen und Auftritte als Zeitzeugin
Rezeption
1958
Medaille für Kämpfer gegen den Faschismus 1933-1945
1970
Ehrennadel in Gold der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft
Literatur
Erika Buchmann: Frauen im Konzentrationslager, Stuttgart 1946.
Erika Buchmann (Hrsg.): Die Frauen von Ravensbrück, Berlin (DDR) 1961.
Jutta von Freyberg, Ursula Krause-Schmitt: Moringen, Lichtenburg, Ravensbrück. Frauen im Konzentrationslager 1933-1945, Frankfurt am Main 1997, S. 89-93.
Weik 2003, S. 26.
Hochreuther 2012, S. 156-157.
Ute Blumenstock, Elisabeth Skrzypek: Erika Buchmann, in: Trümmerfrauen der Kommunalpolitik. Frauen im Stuttgarter Gemeinderat 1945-1960, hrsg. vom Stadtarchiv Stuttgart, Stuttgart 2013, S. 15-16.
Grit Philipp: Erika Buchmann (1902-1971). Kommunistin, Politikerin, KZ-Überlebende, Berlin 2013.