Dr. Hermann Knorr

Verfolgung
März 1933
Knorr wird im März 1933 verhaftet und vorübergehend in »Schutzhaft« genommen. Nach seiner Haftentlassung wird Knorr die Rückkehr nach Heidelberg und Neckargemünd verboten. Er kommt daraufhin bei Verwandten in Engen im Hegau unter.
März 1933
Knorr erfährt in Engen über das Radio von der »Affäre Nußbaum«. (Der badische Landtagsabgeordnete Christian Daniel Nußbaum erschoss am 17. März 1933 zwei Polizisten, die ihn in »Schutzhaft« nehmen wollten. Die nationalsozialistische Regierung Badens nutzte den Vorfall für ein verschärftes Vorgehen gegen die Arbeiterbewegung und verhaftete zahlreiche badische Landtagsabgeordnete der SPD und der KPD.) Um einer Verhaftung zu entgehen, flüchtet Knorr deshalb in die Schweiz. Im Mai 1934 kehrt er mit Erlaubnis der Heidelberger Polizei nach Neckargemünd zurück. Nach seiner Rückkehr erhält er die Auflage, sich wöchentlich bei der Gestapo zu melden.
01.04.1943
Knorr betreibt eine Textilhandlung in Neckargemünd. Diese wird vermutlich aus politischen Gründen vom 1. April 1943 bis zum 1. Juli 1943 von der NSDAP-Kreisleitung stillgelegt.
22.08.1944
Knorr wird am 22. August 1944 im Rahmen der »Aktion Gewitter« verhaftet und in »Schutzhaft« genommen. Zunächst wird er im Bezirksgefängnis Fauler Pelz in Heidelberg inhaftiert, ab dem 27. August 1944 befindet er sich im Konzentrationslager Dachau (Häftlingsnummer 93824). Am 22. Oktober 1944 wird Knorr aus der Haft entlassen.
Biografie
ab 1903
Volksschule in Neckargemünd
bis 1916
Gymnasium in Heidelberg
1916
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, 1917 Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz
1917
Studium der Germanistik, der Rechtswissenschaften und der Kameralwissenschaften an der Universität Heidelberg
1921
Promotion über das Thema »Betrachtungen über die deutschen Parteiorganisationen im Hinblick auf die Entwicklung des englischen Parteiwesens«
1922
Mitglied der SPD (ausgetreten, um einem mutmaßlichen Parteiausschluss zuvorzukommen)
1922
Mitglied des Bürgerausschusses in Neckargemünd
Kurzes Volontariat bei der SPD-Zeitung »Hamburger Echo«
1922
Nach dem Tod des Vaters arbeitet Knorr in der elterlichen Textilhandlung in Neckargemünd
1925
Mitglied des Bezirksrates von Heidelberg
1926
Mitglied des Gemeinderates von Neckargemünd
1945
Mitbegründer, Mitherausgeber und Chefredakteur der »Rhein-Neckar-Zeitung«
Rezeption
1967
Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Literatur
Hermann Knorr, in: Munzinger Internationales Biographisches Archiv 16, 1976, 5. April 1976.
Schumacher 1995, S. 83.
Birgit Pape: Kultureller Neuanfang in Heidelberg und Mannheim 1945-1949, Heidelberg 2000, S. 105-106.
Weik 2003, S. 83.
Torsten Englert: Hermann Knorr, in: Baden-Württembergische Biographien, 5, 2013, S. 225-228.