Johannes Fischer

Verfolgung
13.06.1933
Fischer wird am 13. Juni 1933 in »Schutzhaft« genommen und zunächst im Gefängnis in Stuttgart, dann im Konzentrationslager Heuberg inhaftiert. Dort wird er am 14. Juli 1933 aus der Haft entlassen.
nach Juli 1933
Nach seiner Haftentlassung am 14. Juli 1933 wird es Fischer verboten, Stuttgart zu verlassen. Er wird durch die Gestapo überwacht und muss sich zunächst täglich, dann wöchentlich bei den Behörden melden. Außerdem erhält er ein Publikations- und öffentliches Redeverbot.
Biografie
Sohn eines Handwebers und Mesners
Volksschule in Münsingen
1896
Lehre als Flaschner in Metzingen, anschließend Gehilfe in Reutlingen und Stuttgart
Als Flaschner auf Wanderschaft in Mannheim, Bremen, Kiel und Hamburg
Mitglied des Deutschen Metallarbeiter-Verbands (DMV)
ab 1904
Sekretär der Evangelischen Arbeitervereine in Württemberg mit Sitz Reutlingen
1907
Wahlhelfer für Friedrich Naumann in dessen Reichstagswahlkampf, zusammen mit Theodor Heuss
1909
Mitglied der Heilbronner Freimaurerloge Furchtlos und Treu
Juli 1909
Parteisekretär der Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) in Heilbronn
1913
Mitglied der württembergischen Landstände
nach 1914
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Auftrag des Württembergischen Kriegsministeriums Mitarbeit bei der Sammlung von Liebesgaben für Soldaten, in diesem Zusammenhang Besuche der Front
Juli 1914
Geschäftsführer des Verbands württembergischer Eisenbahn- und Dampfschifffahrts-Unterbeamter in Stuttgart
ab Dezember 1915
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg
1918
Journalist für verschiedene Zeitungen, unter anderem »Stuttgarter Neues Tagblatt«, »Württemberger Zeitung«, »Schwarzwälder Bote« und »Reutlinger Generalanzeiger«
August 1918
Parteisekretär der FVP bzw. ab November 1918 der DDP Württembergs
März 1919
Chefredakteur des DDP-Parteiblatts »Der Beobachter«
1921
Regierungsrat bei der Presseabteilung des Württembergischen Staatsministeriums
1925
Berichterstatter von der Konferenz in Locarno
1926
Studienreise nach Nordafrika
1928
Mitglied der Stuttgarter Freimaurerloge Erwin zur Treue am Rosenstein
1934
Tätigkeit als Vertreter für Kohlen und Schreibmaschinen, die Fischer aufgrund seines Herzleidens einstellen muss
Literatur
Günter Bradler (Bearb.), Johannes Fischer: Aus fünfzig Jahren. Eine Niederschrift von 1933/34, Stuttgart 1990.
Schumacher 1995, S. 38.
Raberg 2001, S. 210-212.
Christoph Dembek: Johannes Fischer. Sprachrohr der württembergischen Demokratie, in: Landesarchiv Baden-Württemberg Archivnachrichten, 2015, 50, S. 12-13.
Christoph Dembek: Johannes Fischer, in: Württembergische Biographien, 3, 2017, S. 61-63.
Rainer Braun: Johannes Fischer. Journalist und Landtagsabgeordneter, in: Gelebte Utopie. Auf den Spuren der Freimaurer in Württemberg, bearb. von Albrecht Ernst, Regina Grünert, Stuttgart 2017, S. 138-139.
Dokumente

Brief von Johannes Fischer an seine Familie
Der inhaftierte Fischer verfasste am 21. Juni 1933 im Gefängnis Stuttgart diesen Brief an seine Ehefrau und seine Kinder. Er berichtete darin von seiner Untätigkeit und seiner Ungewissheit in der Haft, aber auch von seinem Gottvertrauen.