Karl (Julius) Großhans

Parlament

1919
Verfassunggebende Landesversammlung der Republik Baden (SPD, Wahlkreis 1 Konstanz)

1921
Landtag der Republik Baden (SPD, Wahlkreis 1 Konstanz-Villingen, ab 1929 Wahlkreis 2 Konstanz)

Partei vor 1933 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

nach 1945 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Geburt 15.03.1881, Altensteig
Ehe Adelheid geb. Romer (1905)
Beruf Schriftsetzer, Redakteur
Kinder 2
Konfession Evangelisch, später konfessionslos
Verstorben 25.05.1946, Konstanz

Verfolgung

17.03.1933
Großhans wird am 17. März 1933 verhaftet und in »Schutzhaft« genommen. Zunächst wird er in Konstanz inhaftiert. Am 7. Juli 1933 wird er in das Konzentrationslager Heuberg und am 23. Dezember 1933 in das Konzentrationslager Kislau verlegt. Nach seiner Entlassung am 12. März 1934 steht Großhans unter Überwachung durch die Gestapo.

Februar 1933
Großhans dient zwischen Februar 1933 und Sommer 1939 wiederholt als Anlaufstelle und Helfer für politische Gegner des Nationalsozialismus, die in die Schweiz flüchten wollen. Großhans und sein Sohn Hans werden deshalb am 7. Juli 1939 von der Gestapo Konstanz vorgeladen. Sohn Hans wird nach Hause geschickt, Großhans selbst wird in eine Gefängniszelle des Polizeipräsidiums Friedrichshafen verbracht. Die Gestapo durchsucht die Konstanzer Wohnung von Großhans und beschlagnahmt Bücher, Bilder und andere Gegenstände. Am 12. Juli 1939 erlässt das Amtsgericht Tettnang gegen Großhans einen Haftbefehl wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Dieser wird daraufhin in das Gefängnis in Ravensburg gebracht und am 8. August 1939 in das Untersuchungsgefängnis Stuttgart überstellt. Das Sondergericht in Stuttgart verurteilt Großhans im November 1939 zu acht Monaten Haft. Die bisherigen verbüßten vier Monate Untersuchungshaft werden auf die Haftstrafe angerechnet. Die restlichen vier Monate Haft werden unter der Bedingung des Wohlverhaltens auf drei Jahre erlassen. Großhans wird am 29. November 1939 aus der Haft entlassen.

22.08.1944
Großhans wird am 22. August 1944 im Rahmen der »Aktion Gewitter« in Konstanz verhaftet. Am 23. August 1944 wird er von der Staatspolizei Karlsruhe in das Konzentrationslager Natzweiler überstellt. Anfang September wird er in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Später wird er in das Konzentrationslager Mauthausen überstellt. Am 5. Mai 1945 wird Großhans mit den übrigen Lagerinsassen von amerikanischen Truppen befreit.

Biografie

Sohn eines Schuhmachers

1887
Volksschule

1895
Lehre als Schriftsetzer in Kirchheim unter Teck

Wanderschaft als Schriftsetzer in Deutschland, der Schweiz, Italien und Frankreich

1899
Großhans lässt sich in Konstanz nieder und arbeitet als Schriftsetzer bei der Christlichen Verlagsanstalt, später bei der Zeitung »Thurgauer Volksfreund« in Kreuzlingen.

1899
Eintritt in die SPD, später Vorsitzender der SPD in Konstanz

Mitglied des Gewerkschaftskartells, des Arbeiter-Turn-Vereins Bahn-Frei sowie des Buchdruckervereins

1916
Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg

1918
Vorsitzender des Konstanzer Arbeiter- und Soldatenrates

Mitglied des Bürgerausschusses in Konstanz

1919
Großhans verwaltet die Expedition der SPD-Zeitung »Volkswille«.

ab 1920
Begründer und ab 1923 Redakteur des »Konstanzer Volksblatts« (Kopfblatt der SPD-Zeitung »Volkswille«)

1924
Gründungsmitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Konstanz

ab 1929
Politischer Redakteur der SPD-Zeitung »Volkswille«

1945
Redakteur der Zeitung »Südkurier«

nach 1945
Betrieb eines Zigarrengeschäfts

Rezeption

Ehrenpräsident der SPD Konstanz

1986
Namenspatron des Karl-Großhans-Wegs in Konstanz

2006
Gedenktafel in Form eines »Stolpersteins« in der Hussenstraße 46 in Konstanz (Großhans letzte Meldeadresse)

Literatur

Rapp 1929, S 18.

Südkurier: Karl Großhans zum Gedächtnis, 28. Mai 1946.

Schröder 1995, S. 474.

Schumacher 1995, S. 52.

Weik 2003, S. 294.

Michael Kitzing: Karl Julius Großhans, in: Badische Biographien, 6, 2011, S. 153-156.

Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Hrsg.): Der Freiheit verpflichtet. Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert, Berlin 2013, S. 193.

Dokumente

Lebenslauf von Karl Großhans

Im Zuge seines Entnazifizierungsverfahrens verfasste Großhans 1946 einen kurzen Lebenslauf, in dem er seine politische Verfolgung schilderte.